US-Notenbank Fed belässt Leitzins auf hohem Niveau
Marktbeobachter hatten bereits damit gerechnet - sie gehen frühestens von einer Zinssenkung bei der Sitzung im September aus.
Die von Trump ernannten Fed-Gouverneure Michelle Bowman und Christopher Waller stellten sich bei der Abstimmung gegen die Mehrheit. Beide stimmten im Offenmarktausschuss gegen eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinsniveaus.
Es war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass sich zwei Mitglieder offen gegen die Mehrheitslinie stellten. Waller gilt zudem als möglicher Nachfolger von Notenbankchef Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet.
Trump will einen niedrigeren Leitzins, um die Wirtschaft in den USA anzukurbeln. Zudem fällt es Regierungen bei niedrigem Zins leichter, sich zu verschulden: Laut einer Einschätzung des Haushaltsamts des US-Kongresses wird sich das Defizit durch Trumps neues Steuergesetz innerhalb der nächsten zehn Jahre um rund 3,3 Billionen US-Dollar erhöhen.
Die US-Notenbank und deren Chef sehen sich seit Monaten massivem Druck durch Präsident Trump ausgesetzt. Dieser fordert einen Zinsschnitt um drei Prozentpunkte.
Risiken der Zollpolitik
Die Fed begründete ihre Zurückhaltung bisher mit Risiken durch Trumps Zollpolitik. Die Notenbank warnt seit Monaten vor deutlich steigenden Konsumentenpreisen und höheren Arbeitslosenzahlen.
Der Leitzins ist das wichtigste Werkzeug der Notenbank, um ihre beiden zentralen Ziele zu verfolgen: Die Inflation zu begrenzen und die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten.
Der Leitzins bestimmt, zu welchem Satz sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. In einem zweiten Schritt beeinflusst der Leitzins Gebühren, die von Konsumenten und Firmen bezahlt werden.
Wenn die Fed zum Beispiel den Leitzins senkt, werden von Banken selbst vergebene Kredite ebenfalls mittelfristig günstiger. Das würde sich auf Hypotheken, Autokredite, Finanzierungen für Unternehmen und die mitunter bei Kreditkarten fälligen Zinsen auswirken. Günstigere Kredite kurbeln dann die Konjunktur an, weil die Amerikaner mehr Geld ausgeben können und weil kreditfinanzierte Investitionen billiger werden.
Trump beleidigt Fed-Chef regelmässig
Die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed ist gesetzlich garantiert. Das hält Präsident Trump aber nicht davon ab, regelmässig niedrigere Zinsen zu fordern, um die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, greift er Fed-Chef Powell auch immer wieder persönlich an. So beschimpfte er diesen auch schon als «Hohlkopf». Mitunter empfahl er ihm auch, sich ein Vorbild an den Zinssenkungen der EZB zu nehmen. Diese hat den Leitzins zuletzt auf 2,0 Prozent gesenkt.
Zuletzt kritisierte Trump auch angeblich hohe Umbaukosten der Fed. Eine Entlassung von Powell forderte Trump beim Besuch der Fed-Baustelle jüngst jedoch nicht mehr. Eine Entlassung sei «ein grosser Schritt, und ich halte ihn einfach nicht für notwendig», sagte Trump. Die Amtszeit von Powell endet im Mai 2026. Nachfolger soll laut Trump ein Notenbanker werden, der sich für niedrige Leitzinsen einsetzt.