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Wohlen freut sich auf das Kantons-Derby

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Wohlen freut sich auf das Kantons-Derby

16. August 2025, 05:00 Uhr
Wohlen-Trainer Piu Nascimento (links) im Gespräch mit Assistent Ivano Rizzo
© KEYSTONE/CHRISTIAN MERZ
In den 2010er-Jahren spielten Wohlen und Aarau in der Liga regelmässig gegeneinander, dann verabschiedete sich der FCW vom Profifussball. Nun kommt es im Cup wieder zum Aargauer Kantons-Derby.

Ein Super-Ligist – oder dann aber Aarau: Mit dieser Hoffnung verfolgten die Wohlener Ende Juni die Auslosung der 1. Runde des Schweizer Cups. Der Wunsch wurde erfüllt: Es kommt endlich wieder zum Aufeinandertreffen mit dem grossen Kantonsrivalen. «Für uns ist Aarau ein Traumlos», sagt Ivano Rizzo, Assistenztrainer des FC Wohlen, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Nicht nur für die Spieler, auch für die ganze Region ist das Derby eine super Sache.»

Schliesslich hat es dieses Duell seit über sieben Jahren nicht mehr gegeben – zumindest nicht als Pflichtspiel. Am 7. Mai 2018 standen sich die Teams in der Challenge League zum letzten Mal gegenüber. Dass sie so bald nicht mehr aufeinandertreffen würden, wussten die Klubs damals schon. Monate zuvor hatten die Wohlener nach 16 Jahren in der zweithöchsten Liga den Rückzug aus dem Profifussball angekündigt. Die Anforderungen der Liga seien mit ihren finanziellen Mitteln nicht mehr erfüllbar, begründete der Klub den bitteren Entscheid.

Wohlen begann in der Promotion League neu und wurde dort gleich durchgereicht. Seit 2019 spielt das Team nur noch in der 1. Liga, der vierthöchsten Stufe im Schweizer Fussball. Das Aargauer Duell, einst eine Begegnung auf Augenhöhe, ist zum klassischen David gegen Goliath geworden.

Wohlen für den «Aargauer Weg»

Während der FC Aarau den Aufstieg in die Super League anstrebt, ist eine Rückkehr in den Profifussball für den FC Wohlen bis auf Weiteres kein Thema. Marcel Amrein, der den Klub seit letztem Jahr zusammen mit Jürgen Frömberg präsidiert, sagt: «Wir wollen mit unserem kleinen Budget vernünftig umgehen, die Talente aus der Region fördern und den Leuten hier einfach einen guten Fussball zeigen, damit sie gerne ins Stadion kommen.»

Das Duo steht für die neue Ruhe im Verein, der von der Lokalpresse in den vergangenen Jahren oft als «FC Hollywood» bezeichnet wurde. Immer wieder war der FC Wohlen durch Geschichten neben dem Fussballplatz aufgefallen, es fehlte an Konstanz und Kontinuität. Dies soll sich nun ändern. Statt den kurzfristigen Erfolg anzustreben, wollen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass sich der grösste Verein aus dem Freiamt langfristig gesund entwickelt.

Dazu gehört für Amrein auch das klare Bekenntnis zum «Aargauer Weg». Der Begriff steht für die 2022 umstrukturierte Nachwuchsförderung, die das Ziel verfolgt, die Kräfte im Kanton zu bündeln. Konkret sollen Vereine wie Baden, Zofingen oder Wohlen die eigenen Ambitionen zurückstellen und ihre grössten Nachwuchstalente an die U-Teams des FC Aarau weitergeben. So soll der Klub, der 2015 aus der Super League abgestiegen ist, nicht nur in die höchste Liga zurückkehren, sondern dort auch langfristig eine gute Rolle spielen.

Nachdem der FC Baden 2023 überraschend in die Challenge League aufgestiegen ist, wurde das Modell kurzzeitig infrage gestellt. Inzwischen, nach zwei Abstiegen in Folge spielen auch die Badener wieder in der 1. Liga, sind die Stärkeverhältnisse aber wiederhergestellt.

Abgewiesene Spieler wollen sich beweisen

Entsprechend existiert zwischen Wohlen und Aarau nicht mehr die gleiche Rivalität wie in den 2010er-Jahren, als es in den Challenge-League-Duellen oft um die «Vorherrschaft im Kanton» ging. Diesbezüglich haben sich die Wohlener nun klar untergeordnet. Trotzdem oder vielleicht sogar umso mehr werde das Team hochmotiviert in das Cup-Duell gehen, halten der Assistenztrainer und der Präsident der Wohlener fest.

«Viele Spieler von uns waren mal beim FC Aarau und kamen dann zu uns, weil es ihnen nicht ganz gereicht hat», erklärt Ivano Rizzo. Einer von ihnen ist Goalie Joël Bonorand, der am Samstagabend besonders im Mittelpunkt stehen dürfte. «Spieler wie Bono wollen den Aarauern nun beweisen, dass sie einen Fehler gemacht haben», sagt Rizzo, der seit zwei Jahren an der Seite von Haupttrainer Piu steht.

Dass der Meisterschaftsauftakt mit der 0:2-Niederlage gegen Schötz ebenso misslungen ist wie das Testspiel gegen Aarau Anfang Juli (1:5), spielt für Rizzo keine Rolle. «Wenn jeder Einzelne von uns bis ans Limit geht, können wir Aarau besiegen», sagt der 40-Jährige selbstbewusst. Klar ist: In Wohlen ist die Vorfreude auf das Derby mit dem grossen Nachbarn riesig. Im Stadion Niedermatten wollen die Wohlener die alte Rivalität nochmals aufleben lassen.

Quelle: sda
veröffentlicht: 16. August 2025 05:00
aktualisiert: 16. August 2025 05:00