Wie Brunello Iacopetta mit Aarau im Cup überzeugen will
Samstagabend im Stadion Brügglifeld: Der FC Aarau besiegt im Challenge-League-Spitzenkampf Vaduz und feiert mit dem siebten Sieg in Serie einen historischen Saisonstart. Historisch, weil eine solche Serie seit 1950 noch keinem Team in der zweitobersten Stärkeklasse des Schweizer Fussballs gelungen ist. Doch vor dem Cup-Duell gegen die Berner Young Boys mahnt Brunello Iacopetta, der Trainer des FC Aarau: «Letzte Saison sind wir schlechter gestartet, haben dann aber Luzern besiegt. Von der Liga lässt sich nicht auf den Cup schliessen.»
Eine verdiente Belohnung
Im Gespräch mit Iacopetta fällt auf: Überschwänglicher Optimismus oder restlose Zufriedenheit herrscht nicht. «Nur weil wir sieben Mal in Serie gewonnen haben, gehe ich nicht in die Garderobe und überschütte die Spieler mit Lob. Von solchen Statistiken kauft man sich am Ende der Saison nichts.» Natürlich fühle es sich aber gut an, für die Arbeit belohnt zu werden, die man leiste.
Besonders mit Blick auf das Spiel der zweiten Cup-Runde am Wochenende, dürfen die Aarauer eine grosse Portion Selbstvertrauen mitnehmen. Doch, es gibt auch einiges, das noch besser werden muss. «Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. Immer wieder passiert es, dass wir anders spielen, als wir es uns vorgenommen haben. Aber was mich positiv stimmt, ist die Mentalität im Team.»
Mentalität wird es auch im Spiel gegen YB brauchen. «In meinen Augen ist es der härteste Gegner, den wir hätten kriegen können», sagt Iacopetta. Zwar habe sich das Team von Giorgio Contini nach dem Trainerwechsel und der durchzogenen vergangenen Saison erst wieder finden müssen. «Auch gab es durch die vielen Ab- und Zugänge im Sommer sicher einen Umbruch», so der Aarauer Cheftrainer. Im Spiel gegen Luzern, das YB mit 2:1 gewann, habe das Team aber gezeigt, was es kann, wirft Sandro Burki, der Geschäftsführer des FC Aarau ein.
Ohnehin will sich Aarau auf sich selbst konzentrieren, bisher hat das in der Meisterschaft gut funktioniert. Verantwortlich dafür macht Iacopetta, dass es im Sommer keinen Umbruch im Team gab. Alle verständen sich besser als in der vergangenen Saison. Zudem ist der Konkurrenzkampf innerhalb des Teams gestiegen, was allen guttue.
Biel ist das Paradebeispiel
Das alleine wird gegen ein Team wie YB aber nicht reichen. Zumal die Berner in einer höheren Liga spielen. Das sei laut Iacopetta aber nebensächlich. Genügend oft gingen die Aussenseiter in Cupspielen am Ende als Sieger vom Platz.
So zum Beispiel der FC Biel, der in der vergangenen Saison bis in den Cupfinal vorstiess und dabei auch die Super-League-Teams Lugano und YB besiegte. Erst im Final gegen den FC Basel verlor die Mannschaft aus der Promotion League.
«Generell wird ein Klub aus der Promotion League aber sicher mehr unterschätzt, als wir es werden», gibt Burki zu bedenken. Iacopetta hingegen findet: «Biel ist das Paradebeispiel, wenn es um den Cup geht. Sie zeigten, dass in 90 Minuten alles möglich ist.»
Das weite Vorstossen im Cup hatte für die Seeländer aber auch negative Auswirkungen, wurde zur Doppelbelastung. Dem Team, das sich lange auf Aufstiegskurs befand, gelang in der Liga plötzlich nichts mehr. «Dieses Risiko haben wir, vorerst zumindest, nicht», sagt Iacopetta gelassen. «Der Cup ist noch keine Doppelbelastung, sondern einfach wie eine normale Runde.»
Burki, der in seiner Zeit als Spieler eine Saison lang bei YB engagiert war, ehe er nach weiteren Stationen über 300 Spiele für Aarau bestritt, schlägt in dieselbe Kerbe wie Iacopetta. «Ich habe mich immer auf die Cupspiele gefreut, die Stimmung ist jeweils sehr besonders. Und es sind nur wenige zusätzliche Spiele, die mit unserem Kader gut machbar sind.» Bei einem möglichen Weiterkommen würde man sich dann das passende Vorgehen überlegen, ergänzt Iacopetta.
Ein Vorteil muss reichen
Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Der vielleicht entscheidende Vorteil? Das Brügglifeld. Denn Iacopetta sagt: «Niemand kommt gerne zu uns. Wir haben mit unseren Fans wirklich einen zwölften Mann. Klub und Fans ergeben zusammen eine Wucht.»
Auch Burki sagt, dass ein volles Stadion viel auslösen kann. Doch er dämpft die Euphorie: «Nebst der Aussenseiterrolle ist das Brügglifeld so ziemlich der einzige Vorteil, der mir gerade in den Sinn kommt.»
Es muss am Samstag also viel für die Aarauer laufen, wollen sie eine Runde weiterkommen. Doch wie man YB im Cup bezwingt, das weiss Aarau eigentlich. Im Jahr 1985 gelang es, danach wurde man gar Cupsieger. Nebensache für Burki und Iacopetta. «Solche Daten sind toll für die Fans. Aber wir haben das nicht präsent. Was zählt, ist das Jetzt», so der Cheftrainer.