Verstappen mit sanfteren Tönen
Unmittelbar nach dem Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya in Montmeló hatte sich Verstappen noch uneinsichtig gegeben. Im Gegenteil: Er trat nach seinem Manöver im Frust mit dem Rempler gegen den Mercedes mit George Russell am Steuer verbal nach.
Der Engländer hatte die Szene so kommentiert: «Ich war genauso überrascht wie alle anderen. Ich habe solche Manöver schon bei Simulationsspielen und beim Kartfahren gesehen, aber noch nie in der Formel eins.» Verstappens Replik darauf: «Das nächste Mal bringe ich Taschentücher mit.» Da war wieder der Max Verstappen früherer Tage, der ungewöhnliche, oft inakzeptable Wege beschritt, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Als schlechter Verlierer erinnerte er an Zeiten, die längst Vergangenheit zu sein schienen.
Die andere Sichtweise
Am Tag nach dem Grand Prix von Spanien betrachtete Verstappen sein Verhalten anders. Auf Instagram wandte er sich an sein Fangemeinde - und vielleicht auch an seine Kritiker. «Wir hatten eine spannende Strategie und ein gutes Rennen, bis der Safety-Car ausrückte.» Das war wenige Runden vor Schluss der Fall. Russells Teamkollege, der junge Italiener Andrea Kimi Antonelli, hatte das Auto wegen eines Motordefekts unterwegs ausrollen lassen müssen und den Einsatz des Führungswagens nötig gemacht.
Die Neutralisation nutzten die verbliebenen Fahrer zu einem erneuten Reifenwechsel. Im Gegensatz zu den Konkurrenten, die sich Reifen der weichsten Sorte aufziehen liessen, wurde das Auto mit Verstappen mit Pneus der härtesten Mischung ausgerüstet - was beim Niederländer selbstredend Fragen aufwarf und ihm entsprechend die Laune verdarb.
Verstappen hatte vor dem letzten Zwischenhalt auf Platz 3 gelegen und durfte sich sogar Hoffnungen auf den Sieg machen. Doch mit dem harten Gummi lösten sich die Hoffnungen schnell in Luft auf. Der Niederländer war ohne Chance, den Grand Prix von Spanien zum fünften Mal zu gewinnen. Nach einigen Fluchworten am Funk verschaffte sich Verstappen in seinem Ärger Luft auf eine Weise, die eines Weltmeisters unwürdig sind. Nachdem er schon mit dem Monegassen Charles Leclerc im Ferrari und ein erstes Mal mit Russell ins Gehege gekommen war, setzte er im Duell mit dem Briten mit dem Rammstoss noch einen drauf.
Die Stewards reagierten auf das unsinnige Verhalten mit einem nachträglich ausgesprochenen Zuschlag von zehn Sekunden auf die Fahrzeit und notierten zudem drei Strafpunkte. Die aufgerechnete Zeit hatte im Schlussklassement den Rückfall auf Platz 10 zur Folge. Verstappen hat in seinem «Sündenregister» nunmehr elf Punkte stehen. Das bedeutet, dass er sich bis Ende Juni in den Grossen Preisen von Kanada und von Österreich keine weiteren Vergehen leisten darf. Das Total von zwölf Punkten würde eine Sperre für den nächsten Grand Prix nach sich ziehen.
«Das hätte nicht passieren dürfen»
Nach ein paar Stunden Schlaf zeigte sich Verstappen besonnener. «Unsere Reifenwahl und einige Manöver nach der Wiederfreigabe des Rennen schürten meine Frustration, was zu einem Manöver führte, das nicht richtig war und nicht hätte passieren dürfen», schrieb Verstappen weiter. Ob ihm der neueste Ausraster eine Lehre oder es lediglich der Versuch war, der Stimmung gegen ihn etwas entgegen zu wirken und die vielen Kritiker zu besänftigen, wird sich zeigen.