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Sinner und Alcaraz alleine auf weiter Flur

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Sinner und Alcaraz alleine auf weiter Flur

24. August 2025, 05:00 Uhr
Beim French Open behielt Carlos Alcaraz (rechts) in einem epischen Final die Oberhand gegenüber Jannik Sinner, der dann aber wenige Wochen später in Wimbledon triumphierte
© KEYSTONE/AP/LINDSEY WASSON
Jannik Sinner und Carlos Alcaraz sind nahtlos in die Fussstapfen der «Big 3» getreten. Auch am US Open spielen sie trotz ihres jungen Alters bereits wieder um ihren Platz in den Geschichtsbüchern.

Das vierte und letzte Grand-Slam-Turnier des Tennisjahres in New York kennt ab Sonntag die bereits gewohnte «Doppelspitze» bei den Männern und eine klare Favoritin bei den Frauen. Darum geht es in den nächsten gut zwei Wochen.

WIE EINST DJOKOVIC UND NADAL. Sie sind erst 22 (Carlos Alcaraz) und 24 Jahre alt (Jannik Sinner), haben aber bereits fünf respektive vier Major-Titel eingeheimst - und alles spricht dafür, dass am US Open ein weiterer dazu kommt. Seit Beginn des letzten Jahres haben der Spanier oder der Italiener alle grossen Turniere gewonnen. Damit wandeln die beiden scheinbar mühelos in den grösstmöglichen Schuhen. Vom French Open 2010 bis zur Ausgabe 2012 teilten sich Novak Djokovic und Rafael Nadal sogar neun Trophäen in Folge auf, ehe Roger Federer die Serie unterbrach.

VORTEIL SINNER. Sollte sich Sinner von seiner Erkrankung erholt haben, die ihn am vergangenen Montag im Final von Cincinnati gegen Alcaraz zur Aufgabe zwang, liegen die Vorteile beim Südtiroler. Zweimal in Australien und im letzten Jahr in New York triumphierte Sinner auf Hartplatz, wie auch beim letzten grossen Gipfeltreffen in Wimbledon. Der Unterschied zwischen den beiden Ausnahmekönnern ist aber minim, seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann Alcaraz vor drei Jahren am US Open, nachdem er in einem grandiosen Viertelfinal gegen Sinner einen Matchball abgewehrt hatte. Es war ein Vorbote auf die nächste grosse Rivalität nach den «Big 3».

DJOKOVIC SPÜRT SEIN ALTER. Der letzte Grand-Slam-Champion, der nicht Sinner oder Alcaraz hiess, war vor zwei Jahren in New York Novak Djokovic. Mittlerweile zeigt sich beim erfolgreichsten Spieler der Geschichte aber sein stattliches Alter. Dreimal war in diesem Jahr in den Halbfinals Endstation. Eine eindrückliche Leistung für einen 38-Jährigen, jedes Mal kämpfte der Serbe in der Endphase der Turniere nach kräftezehrenden Matches auf drei Gewinnsätze aber auch mit körperlichen Beschwerden. Seit Wimbledon hat er keinen Ernstkampf mehr bestritten. Der Ehrgeiz ist sicher noch da, ein 25. Grand-Slam-Titel wird aber zunehmend unwahrscheinlicher.

DAS LANGE WARTEN DER AMERIKANER. Die Dominanz erst der «Big 3», erweitert durch Andy Murray und Stan Wawrinka, und nun von «Sincaraz» sind der grosse Frust der Amerikaner. Man schrieb das Jahr 2003, Federer hatte gerade zum ersten Mal Wimbledon gewonnen, als mit Andy Roddick am US Open zum letzten Mal ein Vertreter der einst dominierenden Tennis-Nation bei einem Grand-Slam-Turnier triumphierte. Im letzten Jahr erreichte Taylor Fritz den Final, in Wimbledon zeigte der aufschlagstarke Kalifornier mit dem Erreichen des Halbfinals, dass er keine Eintagsfliege ist. Wieder steht er aber vor einer fast unüberwindbaren Hürde. Verrückt: In der Zeitspanne, in der die Männer auf einen Erfolg warten, liessen sich nicht weniger als sechs verschiedene Amerikanerinnen als Grand-Slam-Siegerinnen feiern.

SWIATEK IN ALTER STÄRKE. Mehr als dreizehn Monate musste Iga Swiatek nach ihrem vierten Triumph am French Open auf einen nächsten Turniersieg auf welcher Stufe auch immer warten. In Wimbledon trumpfte die Polin wieder gross auf und gab im Halbfinal gegen Belinda Bencic nur zwei und im Final gegen die völlig überforderte Amanda Anisimova gar kein Game ab. Mit ihrem Sieg in Cincinnati am Montag ist Swiatek nun seit zwölf Partien ungeschlagen und die klare Favoritin auf einen zweiten US-Open-Titel nach 2022.

SABALENKA IN RÜCKLAGE. In der Weltrangliste weist Aryna Sabalenka über 3000 Punkte Vorsprung auf die erste Verfolgerin Swiatek auf. Doch der Belarussin droht die wenig rühmliche Anomalität, eine Nummer 1 ohne Grand-Slam-Sieg im laufenden Jahr zu sein - nach verlorenen Finals in Australien und Paris sowie einer Halbfinalniederlage in Wimbledon. Eine schwierige Phase machen auch Roland-Garros-Championne Coco Gauff (nur vier gewonnene Matches bei vier Turnieren seither) sowie US-Open-Vorjahresfinalistin Jessica Pegula (nur zwei Siege aus den letzten vier Turnieren) durch.

SCHWEIZER FRAUEN-QUARTETT MIT BENCIC. Die Schweizer Frauen sind gleich zu viert im Hauptfeld vertreten. Belinda Bencic ist im ersten Jahr nach der Geburt ihrer Tochter bereits wieder die Nummer 16 der Setzliste, tat sich nach dem Wimbledon-Halbfinal auf den Hartplätzen Nordamerikas aber schwer. Das US Open liegt der Olympiasiegerin jedoch, hier erreichte sie vor sechs Jahren erstmals einen Grand-Slam-Halbfinal. Ganz anders sieht die Bilanz bei Viktorija Golubic (WTA 77), Jil Teichmann (WTA 85) und Rebeka Masarova (WTA 109) aus. Keine aus dem Trio kam je über die 2. Runde hinaus, Golubic gewann in Flushing Meadows noch gar nie eine Partie.

Dank den Qualifikanten Jérôme Kym (ATP 176) und Leandro Riedi (ATP 436) geht auch das Männerturnier nicht ohne Schweizer Beteiligung über die Bühne. Beide sind am US Open erstmals im Hauptfeld, für Kym ist es sogar die Premiere auf Grand-Slam-Stufe.

Quelle: sda
veröffentlicht: 24. August 2025 05:00
aktualisiert: 24. August 2025 05:00