Sensations-Teenie Mboko triumphiert in Montreal
Angetrieben von einem begeisterten Publikum gelang Victoria Mboko das Kunststück, ihr erstes Turnier auf der WTA Tour zu gewinnen, nachdem sie vier Grand-Slam-Siegerinnen bezwungen hatte. Im Final schlug sie in gut zwei Stunden die frühere Weltranglistenerste Naomi Osaka 2:6, 6:4, 6:1. Die Japanerin verpasste zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Shai damit ihren ersten Titel als Mutter.
«Merci Montreal je vous aime», rief das neue kanadische Tennis-Juwel auf Französisch am Ende einer englischen Siegerehrung ins Publikum. Mboko wird Ende Monat 19 Jahre alt und verbessert sich durch ihren Erfolg in Montreal im WTA-Ranking von Platz 85 auf 24 - zu Jahresbeginn war sie noch Nummer 333.
Krönung eines steilen Aufstiegs
Mbokos Eltern waren aus der Demokratischen Republik Kongo geflohen, die jüngste von vier Geschwistern kam in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina zur Welt. Danach siedelte die Familie in die kanadische Metropole Toronto um, so kam Victoria Mboko zur kanadischen Staatsbürgerschaft.
Ende 2024 war der Teenager noch auf Rang 350 der Weltrangliste, doch Mboko erlebt ein überragendes Tennisjahr 2025 - mit vier weiteren Turniersiegen auf der ITF-Tour und dem Erreichen der 3. Runde am French Open.
Osaka bricht nach gutem Beginn ein
In Montreal schaltete sie unter anderem auch die topgesetzte Weltnummer 2 Coco Gauff (im Achtelfinal) aus. Im Final vom Donnerstag schien das Märchen jedoch vorzeitig zu enden: Mboko fand zunächst kaum ins Spiel und machte viele Fehler. Osaka dominierte den ersten Satz klar.
Doch die Japanerin wirkte zunehmend durch das lautstarke Publikum irritiert, das ihre Fehler demonstrativ beklatschte - und sie verlor völlig den Faden. Der 2. Satz wurde chaotisch: Osaka wirkte lustlos, spielte ohne Überzeugung und hetzte durch ihre Aufschlagspiele.
Mboko konnte das zunächst nicht voll ausnutzen. Ihr unterliefen insgesamt 13 Doppelfehler. Doch als sie wieder ihren Rhythmus fand, dominierte sie den Entscheidungssatz und profitierte dabei auch von Osakas vielen Fehlern.
Emotionale Osaka
Naomi Osaka hat seit dem Gewinn des Australian Open im Januar 2021 - ihrem vierten Grand-Slam-Triumph (Australien Open 2019, US Open 2018 und 2020) - kein Turnier mehr gewonnen. Trotz eines guten Turniers in Kanada wirkte sie am Donnerstag emotional überfordert. In der Vergangenheit hatte sie offen über psychische Probleme gesprochen.
«Danke, schätze ich mal (...) ich hoffe, ihr hattet einen schönen Abend», sagte Osaka bissig ans Publikum gerichtet in einem kurzen Statement, ohne dabei ein Wort an ihre Gegnerin zu richten und mit Tränen in den Augen.