«Sehr, sehr gute Perspektiven»
Mindestens eine WM-Medaille gab Swiss Athletics als Ziel für Tokio heraus. Diese Vorgabe wurde mit dem WM-Titel von Ditaji Kambundji über 100 m Hürden erfüllt - die 23-jährige Bernerin hat als erste Schweizer Frau auf dieser Bühne triumphiert. «Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, es gibt eine Goldmedaille, dann hätte ich das noch nicht ganz geglaubt», sagte Philipp Bandi, der Chef Leistungssport von Swiss Athletics, gegenüber dem Schweizer Fernsehen.
Auch wenn das Ziel erreicht wurde und Bandi eine «sehr positive» Bilanz zieht, gibt es doch auch ein weinendes Auge aus Schweizer Sicht. Nach Ditaji Kambundji gab es noch fünf realistische Medaillenchancen und kein weiterer Trumpf stach. Allerdings müssen sich Simon Ehammer im Weitsprung - mit 8,30 m verpasste er eine Medaille als Vierter um drei Zentimeter - und 800-m-Läuferin Audrey Werro nichts vorwerfen. Die erst 21-jährige Werro lief beim 6. Rang mit 1:56,17 Minuten ihre zweitbeste Zeit der Karriere.
Stabhochspringerin Angelica Moser (5.) hingegen blieb mit 4,65 m einiges unter ihren Möglichkeiten, für Jason Joseph (8.) war der Final über 110 m Hürden nach einem Blackout schon vor der ersten Hürde zu Ende, und Ehammer konnte im Zehnkampf nach einem Nuller im Hochsprung auch die zweite Medaillenchance nicht nutzen. Deshalb gelang es dem Schweizer Team auch in Tokio nicht, erstmals an einer WM zwei Podestplätze zu erzielen.
Wie ordnet Bandi die verpassten Chancen ein? «Darum war das Ziel mindestens eine Medaille. Die unmittelbare Vorbereitung war top, wir konnten die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen.» Es habe sich jedoch einmal mehr gezeigt, wie hoch das Weltniveau sei.
Bandi hält aber fest, dass im Vergleich zu den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Paris, wo es drei 4. Plätze gegeben hatte, mit Audrey Werro und Jason Joseph zwei weitere Finalisten dazugekommen sind. Und es darf nicht vergessen werden, dass Annik Kälin wegen einer in der Qualifikation für den Weitsprung wieder aufgetretenen Fussverletzung nicht am Siebenkampf teilnehmen konnte. In diesem hätte die Olympia-Vierte für eine Medaille alles andere als über sich hinauswachsen müssen.
Deshalb sagte Bandi: «Wir dürfen zuversichtlich in die Zukunft schauen, die Perspektiven sind sehr, sehr gut. Unsere Athletinnen und Athleten sind hungrig nach Medaillen, das ist das Schöne.» Zuerst einmal aber sind Ferien angesagt.