Schweizer Asse starten im Mehrkampf-Mekka Götzis
Die Mehrkampf-Rekorde der beiden sind von unterschiedlicher Qualität. Während Annik Kälin als Olympia-Vierte von Paris mit 6639 Punkten bereits eine Weltklasse-Marke erreicht hat, steht Ehammer immer noch bei mässigen 8468 Zählern, die er anlässlich der EM in München 2022 erreicht hat. Dieser Wert entspricht weder seinem Können noch einer Punktzahl, mit der es auf Weltniveau etwas zu holen gibt.
Seit knapp drei Jahren hat Ehammer keinen Zehnkampf mehr sauber durchgebracht - auch deshalb, weil ihn eine Schulterverletzung gebremst hat. Letztmals versuchte er sich vor zwölf Monaten in Götzis über zehn Disziplinen. Aus Frust über den Wettkampfverlauf im Vorarlberg verzichtete er auf den abschliessenden 1500-m-Lauf.
Um ein ansprechendes Zehnkampf-Resultat von Ehammer zu finden, muss man bis in den Juni 2023 zurückblättern - in Basel erreichte er damals 8436 Punkte. Sofern der 25-Jährige einen Wettkampf ordentlich durchbringt, liegt sein Potenzial um 200 Punkte höher. Und sollte er einen ausserordentlich starken Mehrkampf zeigen, so wie es Annik Kälin in Paris geschafft hat, dann liegt noch viel mehr drin.
Im Gegensatz zum letzten Jahr, als Ehammer vor Götzis mit einer forschen Ansage eine Rekordes aufgewartet hatte («Mindestens 8600 Punkte, nach oben offen»), gibt er sich diesmal zurückhaltender. «Es geht um eine Standort-Bestimmung, nicht zwingend um eine Rekordjagd. Ich will aber performen und zeigen, dass es funktioniert. Wenn der Rekord kommt, nehme ich ihn gerne an», ordnet er gegenüber Keystone-SDA ein.
Zuversicht getankt
In den vergangenen Wochen verzeichnete Ehammer mehrere vielversprechende Wurf-Resultate, am vergangenen Samstag lief er in Horw über die 110 m Hürden in 13,58 Sekunden und sprang hervorragende 8,19 m weit. Das sind Leistungen, die ihm viel Zuversicht verleihen.
Götzis liegt diesmal nicht ideal im Kalender. Der Saisonhöhepunkt mit den Weltmeisterschaften ab Mitte September ist noch in weiter Ferne. Es macht keinen Sinn, schon jetzt in Top-Form zu sein. Und die Hallensaison im vergangenen Winter mit Europa- und Weltmeisterschaften war anstrengend. Annik Kälin und Ehammer waren im März in Rekordlaune und sammelten Medaillen - die Bündnerin als Weitspringerin mit Silber an der Hallen-EM und -WM, der Appenzeller mit EM-Silber als Siebenkämpfer. Zunächst war im April Erholung angesagt.
Auch Annik Kälin setzt sich nicht unter Druck. Die Saison ist extrem lang und im Gegensatz zum Olympia-Jahr 2024, als im Juni in Rom sogar noch eine EM anstand, spielt der aktuelle Formstand eine untergeordnete Rolle. «Ich bin selber gespannt, was derzeit schon kommt», meint die Bündnerin.