Reusser peilt auch beim Giro d'Italia den Gesamtsieg an
«Der Giro ist in diesem Jahr sehr auf mich zugeschnitten», sagt Marlen Reusser. Insbesondere gefällt der Bernerin bereits der Auftakt am Sonntag mit dem völlig flachen Zeitfahren über 14,2 km. Gut möglich, dass sich die dreimalige Europameisterin und zweimalige WM-Zweite in ihrer Spezialdisziplin durchsetzt und gleich die Maglia Rosa übernimmt.
Auch danach folgen mit unter anderem drei Bergankünften «harte Etappen, die mir liegen und auf die ich mich freue», so Reusser. Die Leaderin des spanischen Teams Movistar stellte an der Baskenland-Rundfahrt im Mai und der Tour de Suisse Mitte Juni unter Beweis, dass sie auch in den Bergen zu den stärksten Fahrerinnen gehört.
Trainingslager auf dem Berninapass
Nach dem in überzeugender Manier vor Demi Vollering sichergestellten Gesamtsieg bei der Schweizer Landesrundfahrt begab sich Reusser umgehend auf den Berninapass. Das Höhentrainingslager wurde in den vergangenen zwei Wochen nur unterbrochen vom Abstecher nach Steinmaur. Dort sicherte sich Reusser zum fünften Mal den Titel als Schweizer Zeitfahr-Meisterin.
Auf den Start zum Strassenrennen verzichtete sie jedoch. Vielmehr kehrte Reusser gleich wieder auf den Berninapass zurück, um für ihr Hauptziel der Saison maximal vom Effekt des Höhentrainings zu profitieren. «Das ganze Team priorisiert den Giro. Da wollen wir um den Sieg mitreden», meldet die Movistar-Leaderin ihre Ambitionen an.
Vollering startet nicht zum Giro
Für Reusser ist es die zweite Giro-Teilnahme nach 2020. Damals wurde sie Vierte im Auftakt-Zeitfahren, am achten und vorletzten Tag gab die Schweizerin die Rundfahrt auf. Zu den grössten Konkurrentinnen um den Gesamtsieg zählen die Italienerin Elisa Longo Borghini und die Französin Juliette Labous. Auch Reussers letztjährige Teamkolleginnen Lorena Wiebes und Lotte Kopecky gehören dem Kreis der Favoritinnen an.
Im vergangenen Jahr entschied Longo Borghini den Giro mit 21 Sekunden Vorsprung vor Kopecky zu ihren Gunsten. Labous wurde mit gut zwei Minuten Rückstand Fünfte, 2023 hatte die Französin in der Italien-Rundfahrt den 2. Rang belegt. Hingegen die Niederländerin Vollering, deren Fokus auf der Tour de France liegt, befindet sich nicht am Start in Bergamo.
Wenig Zeit zwischen Giro und Tour
Dass nach dem Giro mit der Frankreich-Rundfahrt und der WM in Ruanda weitere wichtige Rennen folgen, ist bei Reusser präsent. «Doch vorerst gilt mein voller Fokus dem Giro und danach der Erholung. Ich schätze die Tour, sie ist das grösste Rennen. Aber mir liegt der Parcours etwas weniger gut. Kommt dazu, dass in Frankreich das Rennen viel hektischer sein wird als in Italien.»
Zeit, um sich zu sammeln und die nächsten Ziele ins Auge zu fassen, bleibt Reusser nach dem Giro nicht wirklich viel. Die Tour de France beginnt am 26. Juli in Vannes und endet neun Tage später in Châtel Les Portes du Soleil an der Schweizer Grenze.