News
Sport

Piastris neuerlicher Fingerzeig an seine Chefs

Automobil

Piastris neuerlicher Fingerzeig an seine Chefs

5. Mai 2025, 09:49 Uhr
Oscar Piastri - der grosse Sieger des GP von Miami
© KEYSTONE/EPA/CRISTOBAL HERRERA-ULASHKEVICH
Oscar Piastri im McLaren ist in der Formel 1 der Fahrer der Stunde. Nach dem Sieg im Grand Prix von Miami, dem dritten am Stück, setzt der junge Australier zunehmend die Teamleitung unter Zugzwang.

Der Dank an die Boxencrew musste auch diesmal reichen. Mehr war von Oscar Piastri am Funk unmittelbar nach der Zieldurchfahrt nicht zu hören. So hatte er es bei seinen vorangegangenen drei Grand-Prix-Siegen in diesem Jahr gehandhabt, bei den wenigen Worten liess er es auch am Sonntag in Miami bewenden.

Lauter, überschwänglicher Jubel würde nicht zu Piastri passen, diesem ruhigen, besonnenen Fahrer aus Melbourne, der seine Arbeit unaufgeregt erledigt, kaum Emotionen zeigt - und in seinem Tun an Kimi Räikkönen erinnert. Wie Piastri selber über den Vergleich mit dem Finnen denkt? Er hat sich noch nicht dazu geäussert, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Er nimmt es zur Kenntnis. Derartiges Gerede interessiert ihn nicht gross. Er will sich selber sein.

Derzeit ist Piastri aber vor allem eines: die Nummer 1 in der Formel 1, Führender in der Gesamtwertung. Im Miami International Autodrome mit seinem auf öffentlichen Strassen rund um das Stadion des NFL-Teams Miami Dolphins angelegten Rundkurs bestätigte er seinen gegenwärtigen Status ein weiteres Mal mit einer tadellosen Vorstellung und nutzte dabei zum dritten Mal in Folge die Vorzüge des orange-farbenen Autos auf perfekte Art.

Die perfekte Symbiose

Startplatz 4 verkam schnell zur Randnotiz. Nach einem Viertel der Distanz übernahm Piastri nach einem Überholmanöver gegen den aus der Pole-Position gestarteten Max Verstappen im Red Bull resolut das Zepter und hielt sich scheinbar mühelos bis zum Ende an der Spitze. Der Australier und der Wagen mit der Bezeichnung MCL39 waren erneut eine Symbiose, die auch für Lando Norris im anderen McLaren zu gut war. Der Brite schaffte Rang 2, war aber nie in der Lage, Piastris insgesamt sechsten Grand-Prix-Sieg zu gefährden. Ganz zu schweigen von den restlichen Konkurrenten, denen im sechsten Grand Prix des Jahres lediglich die Rolle der Statisten blieb. Norris' Landsmann George Russell, der sich im Mercedes Platz 3 sicherte, handelte sich einen Rückstand von über 37 Sekunden auf Piastri ein. Bei Weltmeister Verstappen und seinem Gefolge machte sich nach Rang 4 der grosse Frust breit.

Die Dominanz des Teams McLaren schlägt den Verantwortlichen der Roten Bullen nicht erst seit diesem Wochenende auf den Magen. Seit Saisonbeginn versuchen sie, den neuen Primus bei den Entscheidungsträgern des Internationalen Automobil-Verbandes FIA mit Verdächtigungen anzuschwärzen. Stein des Anstosses sind die Reifen beziehungsweise deren Temperatur, bei der sich die Techniker der Equipe McLaren auf illegale Weise Vorteile verschaffen sollen. Der Luft in den Walzen soll Wasser beigemischt werden, so der Vorwurf. Die Gesandten der FIA lassen aber wissen, dass es trotz mehrfacher Prüfung keinen Grund für Beanstandungen gebe.

Der schwerwiegende Entscheid

Piastri weist nach einem Viertel der Anzahl Grands Prix im Jahresprogramm im Gesamtklassement 16 Punkte Vorsprung aus. Noch ist die Marge auf seinen ersten Verfolger Norris zu gering und der Zeitpunkt zu früh, um in der Chefetage des Rennstalls McLaren Gedanken über eine mögliche Änderung der internen Renn-Strategie auszulösen. Hält Piastri in den kommenden Wochen aber sein hohes Niveau aufrecht, dürfte der Tage nicht mehr allzu fern sein, an dem Teamchef Andrea Stella und Geschäftsführer Zak Brown den Entscheid einer bevorzugten Behandlung des Australiers zu fällen haben.

Die Wirkung des kaum vermeidbaren Beschlusses wird über das Ende der Gleichberechtigung der beiden Fahrer hinausgehen. Er wird das Arbeitsklima aller Beteiligten beeinflussen. Die Stimmung wird wohl nicht mehr die gleiche sein. Für Norris wäre eine Degradierung ein weiterer Nackenschlag in einer Saison, in der er nach eigener Einschätzung seinen Ansprüchen bisher nicht gerecht geworden ist, in der er sich mit Selbstzweifeln herumschlägt, das Selbstvertrauen nicht in erforderlichem Mass vorhanden ist. Gleichwohl hofft er natürlich, die Lage zu seinen Gunsten drehen zu können.

Piastri seinerseits bliebe wohl auch bei einer Ernennung zur internen Nummer 1 sich selber. Er würde sich vermutlich im Stillen freuen. Der Dank an die Chefs müsste reichen.

Quelle: sda
veröffentlicht: 5. Mai 2025 09:49
aktualisiert: 5. Mai 2025 09:49