Noch mehr Erfolgshunger nach Olympia-Bronze
In der Nacht auf Montag bestreitet Roman Mityukov den Vorlauf über 100 m Rücken, seine Paradedisziplin sind allerdings die 200 m Rücken, die in Singapur erstmals am Donnerstag, einen Tag nach dem 25. Geburtstag des Genfers, auf dem Programm stehen. In dieser Disziplin hat Mityukov im 50-m-Becken schon fünf Medaillen an internationalen Meisterschaften gewonnen. An den Weltmeisterschaften 2023 und 2024 holte er Bronze respektive Silber. Den Höhepunkt bildet der 3. Rang an den letztjährigen Olympischen Spielen in Paris. Diesen würde er selbst über WM-Gold stellen.
Fünf Konkurrenten in diesem Jahr schneller
Im Jahresranking über 200 m Rücken nimmt Mityukov mit den an den Schweizer Meisterschaften Anfang April erzielten 1:55,64 Minuten den 7. Platz ein, wobei der schneller gewesene Daniel Diehl als drittbester Amerikaner nicht startberechtigt ist. Diese Zeit stimmt Mityukov umso positiver, als er nach den Olympischen Spielen eine zweimonatige Pause gemacht hat - sein in Paris aufgestellter nationaler Rekord beträgt 1:54:85 Minuten. «Ich dachte, dass ich etwas langsamer sein würde», sagt der Sohn eines russischen Vaters und einer usbekischen Mutter, der erst seit 2018 Schweizer ist.
Dass fünf WM-Teilnehmer heuer über 200 m Rücken schneller als er waren, nimmt er gelassen. «Die Zeiten vor den Weltmeisterschaften bedeuten für mich nichts», betont Mityukov. Das hat ihm die Vergangenheit gezeigt. Zudem wird in der Regel erst auf wichtige Wettkämpfe hin getapert, also der Trainingsumfang gezielt reduziert, um möglichst erholt zu sein.
Ferien in vollen Zügen genossen
Mit dem Gewinn von Olympia-Bronze erfüllte sich Mityukov einen Traum. Vor Paris war es für ihn vorstellbar, bei einem Podestplatz aufzuhören. Doch nach dem Erfolg spürte er rasch, dass er noch mehr erreichen möchte. «Ein paar Tage konnte ich kein Schwimmbad mehr sehen, aber nach einer Woche wollte ich schon wieder schwimmen. Die Motivation ist gross, für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles zu trainieren», sagt Mityukov gegenüber Keystone-SDA.
Dennoch war es für ihn wichtig, eine längere Pause zu machen, da er nach einem Jahr mit WM, EM und Olympischen Spielen insbesondere mental ausgelaugt war. Schliesslich ist er keiner, der halbe Sachen macht. Sein Motto lautet, stets 100 Prozent zu geben, um sich nichts vorwerfen zu müssen.
Die Ferien genoss Mityukov in vollen Zügen, er nahm einiges an Gewicht zu. Danach ging er es zunächst langsam an. Weil alles auf LA 2028 ausgerichtet ist, schlug er nach der Pause neue Wege ein. Vor der Kurzbahn-WM im vergangenen Dezember in Budapest, bei der er dreimal im Vorlauf scheiterte, trainierte er zweimal in der Höhe - einmal während zehn Tagen, einmal während einer Woche. In der nächsten Saison, nach Singapur, möchte er das Höhentraining auf drei bis vier Wochen ausbauen.
Was den Trainingsinhalt betrifft, gab es nach Paris keine grossen Änderungen. Mityukov konzentrierte sich auf die technischen Punkte, die er verbessern möchte, ergab doch die Analyse nach den Olympischen Spielen, dass er beim Start, in der Unterwasserphase und bei der Wende Zeit im Vergleich mit anderen Schwimmern verloren hatte.
Studium als willkommene Abwechslung
Trotz des grossen Trainingsumfangs studiert Mityukov nebenbei Jura. Den Bachelor hat er bereits in der Tasche, 2027 möchte er mit dem Master abschliessen. Das Studium ist für ihn keine Belastung, sondern eine willkommene Abwechslung. Ohnehin ist er nicht viel an der Universität, er kann die Lektionen online nachhören. Streng ist es für ihn nur, wenn er Prüfungen hat.
Mityukov kann sich vorstellen, auch als Jurist im Sportbereich tätig zu sein. Das ist aber Zukunftsmusik. Vorerst gilt sein gesamter Fokus der WM. Ein konkretes Ziel liess er sich nicht entlocken, er möchte sich nicht unter Druck setzen. Wie auch immer wird mit ihm erneut zu rechnen sein.