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Junge Wilde, goldene Händchen und traurige Schillerfalter

Nationalteam

Junge Wilde, goldene Händchen und traurige Schillerfalter

14. Mai 2025, 05:01 Uhr
Zum Start in die WM stark aufgespielt: Tyler Moy ist der grosse Gewinner im Schweizer Team
© KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI
Knapp die Hälfte ihres Vorrundenpensums haben die Schweizer in Herning an der Eishockey-WM absolviert. Dabei kristallisieren sich Gewinner und Verlierer im bisher überzeugenden Team heraus.

Siebeneinhalb der neun Drittel, welche die Schweiz in Herning bisher gespielt haben, waren laut Cheftrainer Patrick Fischer gut. Der letztjährige Finalist ist nach einer unglücklichen Niederlage gegen den Weltmeister Tschechien (4:5 n.V.), einem etwas erknorzten Sieg gegen den Gastgeber Dänemark (5:2) und einem von A bis Z überzeugender Auftritt gegen die USA (3:0) klar auf Kurs Richtung Viertelfinals und mehr. Am ersten von zwei freien Tagen lohnt sich ein Blick auf die Gewinner und Verlierer im Team.

Sieger

Tyler Moy (29-jährig, 2 Tore/3 Assists, +3-Bilanz, 39:12 Minuten Eiszeit): Der Amerika-Schweizer war vor der WM einer Wackelkandidaten, nun ist er der grösste Gewinner der ersten Turnierwoche im Schweizer Team. Er galt als Platzhalter in der ersten Linie bis zur Ankunft von Kevin Fiala, gegen die USA stürmte er aber neben dem NHL-Star der Los Angeles Kings. Für Fiala musste Timo Meier weichen, womit die zweite Linie eine Aufwertung erfuhr. Moy ist mit zwei Toren und drei Assists der bislang beste Skorer bei den Schweizern, die Plus-/Minus-Bilanz von plus 3 beweist, dass die Linie auch defensiv ihre Arbeit erledigt. Er wird aber weiter liefern müssen, um seinen Platz in der Paradelinie zu verteidigen.

Simon Knak (23, 0 /0, +1, 33:26): Der gebürtige Zürcher, der nun für Davos spielt, steht zwar bei der ersten WM-Teilnahme noch ohne Skorerpunkt da, er überzeugt er aber wie schon in der Vorbereitung mit seiner Energie. Furchtlos kurvt er vor das gegnerische Tor und stiftet dort Unruhe, von der seine Teamkollegen profitieren. Knak wurde schon von der vierten in die dritte Linie befördert, das erste WM-Tor dürfte nur eine Frage der Zeit sein.

Andrea Glauser (29, 0/0, 0, 61:55): Der zu Fribourg-Gottéron zurückkehrende Verteidiger brilliert nicht mit Kunststücken oder Produktivität, sondern mit seiner Einstellung. Noch immer scheint er über die Finalniederlage in den Playoffs mit Lausanne derart verärgert zu sein, dass er sich auf dem Eis mit allen Gegnern anlegt, selbst wenn sie einen halben Kopf grösser sind. Mit über 60 Minuten Eiszeit ist er das Arbeitstier im Schweizer Team und trotz seines physischen Stils noch ohne Strafminute.

Patrick Fischer: Noch vor ein paar Wochen musste eine WM ohne grosse NHL-Verstärkung befürchtet werden, doch die Stars aus Übersee liessen sich weder von der Idee auf Schonung noch von persönlichen Schicksalsschlägen abhalten. Das unterstreicht, wie gerne diese Millionäre für die Schweiz und ihren Coach die Knochen hinhalten. Die NHL-Stars hier als Gewinner aufzuführen, wäre vermessen, schliesslich sind ihre Leistungen keine Überraschung. Dennoch ist es beeindruckend, wie Kevin Fiala gleich im ersten Spiel wirbelte, mit welcher Übersicht der Captain und Erstlinien-Center Nico Hischier das Spiel lenkt und mit welcher Wucht sich Timo Meier durch die gegnerischen Abwehrreihen pflügt. Der Verteidiger Jonas Siegenthaler brilliert trotz eben erst überstandener Verletzung defensiv wie offensiv, Janis Moser überzeugt mit Ruhe und Disziplin.

Verlierer:

Grégory Hofmann (32, 0/2, 0, 25:32): Nach zwei von Fussverletzungen geprägten Saisons schaffte es Grégory Hofmann eher überraschend noch einmal in ein WM-Aufgebot. Sein Problem ist ein ähnliches wie bei Tyler Moy: Er wird an Toren und offensiver Produktion gemessen, ist kein Spieler für eine eher defensiv ausgerichtete Linie. Nach einem vor allem gegen Dänemark bescheidenen Auftritt war nach der Ankunft von Fiala kein Platz mehr für ihn in der Aufstellung. Ohne Verletzungen dürfte er es schwer haben, diesen zurückzuerobern.

Sven Jung (29) und Dominik Egli (26): Der Davoser und sein ehemaliger Teamkollege (jetzt Frölunda Göteborg) kamen bei ihrer jeweils zweiten WM trotz guten Leistungen in den Playoffs noch nicht zum Einsatz. Auch wenn noch ein Platz im Kader für einen Feldspieler frei ist, dürfte sich daran nichts ändern, sofern alle sieben gemeldeten Verteidiger spielen können. Bei Christian Marti ist dies offen, er fehlte gegen die USA. Lediglich Trainings- und Tribünengast ist auch Stürmer Dario Rohrbach. Die Chancen des Langnauers auf Einsätze sind nur noch gering, doch für ihn ist bereits die Präsenz in Herning eine wertvolle Erfahrung.

Sandro Aeschlimann (30): Der Davoser Goalie verlor den Kampf um die Nummer 2 hinter Leonardo Genoni gegen den jüngeren und weniger erfahrenen Stéphane Charlin. Aeschlimann wurde ebenfalls noch nicht gemeldet, vielleicht wartet Patrick Fischer noch auf den möglicherweise frei werdenden Akira Schmid von den Vegas Golden Knights.

Quelle: sda
veröffentlicht: 14. Mai 2025 05:01
aktualisiert: 14. Mai 2025 05:01