«Ich bin kein Hischier oder Fiala mit den goldenen Händen»
Von Bartwuchs ist bei Simon Knak noch nichts zu sehen. Mit seinem bleichen Gesicht und dem verkehrt getragenen Käppi sieht er noch jünger aus als seine 23 Jahre. Am freien Tag sprüht der gebürtige Zürcher vor Energie und Tatendrang - so wie er es auch auf dem Eis jeden Tag von Neuem unter Beweis stellt.
Der junge Mann lebt im dänischen Herning einen «Traum, wie man ihn als Kind hatte». Nach einer starken Saison mit dem HC Davos überzeugte Knak auch in der Vorbereitung und verdiente sich damit sein erstes WM-Aufgebot. Für das dritte Spiel wurde er sogar von der vierten in die dritte Linie befördert. Seine primäre Aufgabe: Energie ins Schweizer Team bringen.
Wissen, was man kann
«Man muss wissen, was man kann», sagt Knak im Gespräch mit Keystone-SDA. «Ich bin kein Hischier oder Fiala mit den goldenen Händen. Wir wussten, dass wir eine Linie sind, die in erster Linie defensiv halten muss, aber wir haben schon auch die Qualitäten, Goals zu schiessen.» Noch ist der Flügelstürmer ohne Skorerpunkt, dies dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein.
An eine WM-Teilnahme zu glauben, begann Knak erst nach seinem Aufgebot für das Trainingscamp nach dem Halbfinal-Aus des HCD gegen die ZSC Lions. «Vielleicht war das mein Glück, so bekam ich mehr Zeit, mich zu empfehlen.»
Wegen Corona in Davos gelandet
Dass der Zürcher Unterländer in Davos landete, ist Corona geschuldet. Er spielte in der nordamerikanischen Juniorenliga WHL bei den Portland Winterhawks, wo vor ihm bereits Nino Niederreiter und Sven Bärtschi ihre Spuren hinterlassen hatten, als die Pandemie zum Abbruch der Meisterschaft führte. Der damalige Davoser Sportchef Raeto Raffainer offerierte ihm die Möglichkeit, mit dem Team zu trainieren. Knak wollte aber lieber in die Heimat, zu Kloten, zurück. «Eigentlich wollte ich gar nie aus Kloten weg», erinnert er sich. «Aber ich wusste, wenn ich meinen Traum von der NHL wahr machen will, musste ich nach Nordamerika.» Kloten habe auch heute noch einen Platz in seinem Herzen.
Die Zürcher, die damals noch in der Swiss League spielten und mit aller Macht den Aufstieg anstrebten, hätten ihn nach dem Training auch für die kommende Saison verpflichten wollen, jedoch ohne die Möglichkeit, wieder zu Portland zurückzukehren. Davos war offen dafür, weshalb er schliesslich im Bündnerland unterschrieb - und nach einem weiteren Abstecher nach Portland zurückkehrte.
Nun ist Knak im Landwassertal glücklich. Unter anderem profitierte er von immensen Erfahrung eines Andres Ambühl. Ihm gefällt, dass man den Spielern in Davos auch eine gewisse Freiheit lässt, zum Beispiel bei der Ernährung. «Wir Jungen werden schon auch darauf geschult, aber wir können dann immer noch selber entscheiden, was für uns gut ist.» Ambühl habe das vielleicht ein bisschen für sie aufgelockert, meint er lachend.
Traum von der NHL lebt weiter
So gut es ihm in Davos gefällt, der Traum von der NHL lebt weiter. Vorerst zählt für Knak aber nur die Gegenwart und die laufende WM. «Früher hat man um diese Jahreszeit den Besten an der WM oder in der NHL nur noch zugeschaut, wobei die NHL ja meist zu spät in der Nacht war», erzählt er. «Jetzt bin ich selber dabei.»
Das will er natürlich auch kommende Saison bei den Höhepunkten Olympia und vor allem Heim-WM. Auch so weit will er allerdings nicht voraus schauen. «Zuallererst möchte ich dann mit Davos wieder einmal den Kübel (den Meistertitel) gewinnen.»