Heim-Weltcup im Zeichen von Nino Schurters Derniere
Am Freitag (18.10 Uhr) steht Schurter in Lenzerheide zum letzten Mal im Shorttrack-Weltcup am Start, am Sonntag (15.30 Uhr) bestreitet er sein letztes Cross-Country-Rennen als Profi. Zehn Weltmeistertitel, ein kompletter Olympia-Medaillensatz, neun Gesamtweltcupsiege und 36 Weltcupsiege zieren das Palmarès des erfolgreichsten Mountainbikers, der seinen Sport über mehr als zwei Dekaden geprägt und hierzulande gross gemacht hat.
Bei diesen Zahlen dürfte es bleiben, und das geht auch für Schurter in Ordnung. Zu stark machte sich das Alter seit dem 36. und letzten Weltcupsieg im Juni 2024 im Val di Sole bemerkbar, zu sehr akzentuierten sich die Atemprobleme in den letzten Monaten.
Bis vor einem Jahr ging Schurter mit dem Gefühl an den Start, um den Sieg fahren zu können. Die jetzige 21. Saison im Weltcup gab ihm zu verstehen, «dass es langsam Zeit ist», wie Schurter es ausdrückt. Er stecke die Belastung nicht mehr so leicht weg, es sei hart, gestand er am Rande der WM im Wallis.
Zwei Jahre nachdem er vor dem Heim-Weltcup bei einem Abendessen im vertrauten Kreis schon einmal von «meinem letzten Tanz» gesprochen hatte, weil er nicht geplant hatte, über die Olympischen Spiele 2024 hinaus weiterzufahren, passt es für Schurter nun mit dem Abschied auch ohne die grossen sportlichen Ambitionen. Mit der WM im Wallis am letzten Wochenende und dem Weltcup im Heimkanton ist der Rahmen perfekt. Es war diese Konstellation, deretwegen der Rekord-Weltmeister und Rekord-Gesamtweltcupsieger nach der Olympiasaison 2024 überhaupt noch ein Jahr angehängt hat. «Ich brauche keinen Sieg für das perfekte Ende», sagt er.
Ohne den Anspruch auf Top-Platzierungen gleichen die letzten Heimrennen einer feierlichen Abschiedstournee. An der WM gewann Schurter vor einer Woche im Team-Wettkampf noch einmal eine Bronzemedaille. Im Cross-Country blieb er chancenlos, wurde aber vom Publikum um Platz 40 liegend nach jeder Runde gefeiert wie ein Weltmeister. Dabei war er schon vor dem Rennen von den Emotionen übermannt worden, als während des Warm-ups ein Video über seine Karriere gezeigt wurde.
Der letzte Akt der Abschiedstournee dürfte am Sonntag noch emotionaler werden. Denn mit Lenzerheide verbindet Schurter nicht nur wegen der geografischen Nähe Besonderes. Dort, weniger als eine halbe Fahrtstunde von seinem Wohnort Chur entfernt, feierte Schurter seine beiden emotionalsten Triumphe: 2018 gewann er in Lenzerheide vor 24'000 Zuschauern in einer einmaligen Atmosphäre seinen siebten Weltmeistertitel («Mein emotionalster Sieg.»). Fünf Jahre später errang er an gleicher Stätte den historischen 34. Weltcupsieg, der ihn zum alleinigen Rekordhalter machte («2018 war top, aber das toppt es vielleicht noch.»).