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Ex-Dominator Chris Froome definiert sich nicht mehr über Siege

Tour de Suisse

Ex-Dominator Chris Froome definiert sich nicht mehr über Siege

18. Juni 2025, 04:30 Uhr
Chris Froome liebt es auch mit über 40 Jahren «auf dem Velo Rennen zu fahren»
© KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Chris Froome ist im Tour-de-Suisse-Feld der Fahrer mit dem grössten Palmarès. Auch mit 40 Jahren fährt er noch liebend gerne Rennen. Im Kampf um Siege ist der einstmalige Dominator kein Faktor mehr.

Erst zum zweiten Mal in seiner Karriere bestreitet Chris Froome die Schweizer Landesrundfahrt. Als er 2011 das erste Mal antrat, war er bereits Mitte zwanzig - und innerhalb des Teams Sky ein Nobody. Erst danach begann der rasante Aufstieg des in Kenia geborenen und aufgewachsenen Briten.

Froome wurde ab 2013 für fünf Jahre zum Überflieger der Radsportszene. Viermal gewann er in dieser für ihn triumphalen Phase die Tour de France. Diese endete im Mai 2018 mit dem siebenten Grand-Tour-Erfolg, als er den Giro d'Italia auf spektakuläre Art und Weise noch zu seinen Gunsten entschied.

Die Tour-Siege als «Teil meiner Identität»

«Als ich jung war und eine Rad-Karriere anstrebte, war es mein grösster Traum, die Tour de France zu gewinnen», sagte Froome im Interview kurz vor dem Start zur Tour de Suisse. Der Erfüllung seines Traums ordnete er alles unter. Der Brite und das Team Sky befanden sich auf der akribischen Suche nach jeder noch so kleinen Optimierung.

Dass ihm beim wichtigsten Radrennen der Welt gleich vier Siege gelangen, «hat mein Leben verändert. Sie sind Teil meiner Identität geworden. Wenn ich jetzt zurückblicke und schaue, was ich alles erreicht habe, dann bin ich sehr stolz und auch sehr glücklich.»

Der Unfall, der alles veränderte

Mittlerweile ist er seit sieben Jahren sieglos. Da sei natürlich eine sehr lange Zeit, so Froome. Im Licht seiner früheren Erfolge ist das zuletzt Gezeigte aber nicht mehr entscheidend. Froome selbst gibt zu bedenken, dass er von sehr weit zurückkommen musste - und nimmt damit Bezug auf den Unfall, der für die grosse Zäsur in seiner Karriere verantwortlich ist.

Mitte Juni 2019 war es, als Froome bei der Streckenbesichtigung für ein Zeitfahren des Critérium du Dauphiné von einer Windböe erfasst und gegen eine Hauswand geschleudert wurde. Dabei erlitt er einen komplizierten Oberschenkelbruch und weitere Brüche an der Hüfte, am Ellbogen, an den Rippen und im Nackenbereich. Sein früheres Leistungsvermögen erreichte er nicht einmal mehr annähernd. Einzig am 14. Juli 2022 in der 12. Etappe der Tour de France hinauf zur Alpe d'Huez stand er als Dritter nochmals auf dem Podest eines World-Tour-Rennens. Weitere Spitzenplatzierungen: Fehlanzeige. Froome ist seither nur noch ein motivierter Hinterherfahrer.

Vorbildsfunktion für die eigenen Kinder

Auf die Frage nach ebendieser Motivation - neben dem fürstlichen Lohn, den er vom Team Israel-Premier Tech bis Ende Jahr noch bezieht - und weshalb er als über 40-Jähriger immer noch Rennen fahre, hat Froome eine professionelle Antwort: «Ich liebe ganz einfach das, was ich mache. Ich liebe es, auf dem Velo Rennen zu fahren. Ich liebe es, überhaupt Velo zu fahren.» Auch fahre er für seine zwei Kinder. «Sie sind nun in einem Alter, in welchem sie beeinflussbar sind und genau auf mich schauen, was ich tue. Da will ich ein gutes Beispiel sein.»

Wobei: Allzu viele Rennen fährt Froome gar nicht mehr. Die Tour de Suisse ist für ihn heuer erst das dritte Rennen. Weder an der UAE Tour im Februar noch an der Tour of the Alps im April klassierte er sich in den Top 70. In der Schweiz gehe es für ihn darum «wieder in den Rennmodus zu finden», so Froome. Vielleicht sogar für einen letzten Start an der Tour de France? «Wer weiss das schon. Aber eigentlich wäre ich nur schon glücklich, dieses grossartige Rennen als Fan vor Ort anschauen zu können.»

«Pogacar gelingen besondere Dinge»

Angesprochen auf Tadej Pogacar, der eine noch grössere Dominanz ausspielt als er zu seinen besten Zeiten, sagt der Brite: «Ihm gelingen besondere Dinge - in Eintages- wie in Mehretappenrennen. Im Moment sieht es nicht so aus, dass ihn jemand bezwingen kann. Aber im Rad geht es manchmal schnell.»

Das weiss Froome seit dem 12. Juni 2019 selbst nur allzu gut. Was er hingegen noch nicht weiss oder nicht sagen will, ist, wie es nach dieser Saison weitergeht: «Das ist noch nicht definitiv entschieden. Aber ja, es könnte mein letztes Jahr sein.»

Quelle: sda
veröffentlicht: 18. Juni 2025 04:30
aktualisiert: 18. Juni 2025 04:30