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Eine Lehrstunde für den Nachbarn

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Eine Lehrstunde für den Nachbarn

22. Mai 2025, 21:49 Uhr
Einsamer Fahnenschwinger: Vor magerer Kulisse blieben die Österreicher gegen die Schweiz völlig ohne Chance
© KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI
Die zuvor euphorisierten Österreicher landen im WM-Viertelfinal gegen die Schweiz hart auf dem Boden der Realität. Sie sind in jeder Hinsicht unterlegen und anerkennen dies offen an.

Österreichs Schweizer Cheftrainer Roger Bader nimmt kein Blatt vor den Mund. «Die Schweiz war viel stärker als wir», stellt er klipp und klar fest. «Heute ist das Resultat auch in dieser Höhe verdient.» Und der 60-jährige Zürcher weiss auch, dass es noch schlimmer als 0:6 hätte ausfallen können. «Zum Glück hat die Schweiz im letzten Drittel ein wenig aufgehört, zu spielen.»

Tatsächlich erhielten die Österreicher ihre Grenzen von einem auf der ganzen Linie überzeugenden Schweizer Team deutlich aufgezeigt. «Ich bin davon nicht überrascht», sagt ein zufriedener, aber keinesfalls euphorisierter Patrick Fischer. «Kompliment an die ganze Mannschaft, an jeden Spieler.» Der Schweizer Chef an der Bande betont, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. «Morgen (am Freitag) fliegen wir nach Stockholm, das war das Ziel.»

So frisch wie noch nie

Fischer stellt fest, dass man noch nie so frisch in einen Viertelfinal gegangen sei. Die letzten Tage habe man sich auch ein wenig erholen können. «Ich bin stolz, nicht wegen des Resultats. Auf diese Mannschaft mit unglaublichem Spirit und unglaublichem Staff. Alle arbeiten für und miteinander. Das ist das, was mich am meisten freut.»

Der mögliche Stolperstein Österreich ist am Ende weit davon entfernt, einer zu sein. Die Schweizer unterschätzten den, in diesem Sport, kleinen Nachbarn nicht. «Man hat gesehen, dass sie uns ernst nehmen», konstatiert Roger Bader. «Sie haben nicht nur mit ihren individuellen Fähigkeiten brilliert, ihren Skills, ihrem Speed, sie haben auch physisch komplett dominiert. Ich glaube, in den ersten fünf Minuten haben wir keinen Zweikampf gewonnen.»

Medaillen für die einen, Pizza für die anderen

In der Vorrunde hatte sich Österreich auch gegen die Topteams Finnland (1:2) und Schweden (2:4) gut gehalten und am Ende erstmals seit 31 Jahren einen WM-Viertelfinal erreicht. K.o.-Spiele sind aber eine andere Geschichte, wie auch Bader feststellt. «Da hat man einfach gesehen, dass es immer noch ein Unterschied ist, ob eine Mannschaft, die um Gold spielt, in einem Alles-oder-Nichts-Spiel oder in einer Gruppe spielt. Das ist nicht das Gleiche. Da können diese Mannschaften noch einen Zacken zulegen.»

Die Schweizer kämpfen am Samstag und Sonntag zum zweiten Mal in Folge um eine Medaille, Österreich beendet die WM als Achter so weit vorne wie seit 1994 nie mehr. Den Humor verliert Roger Bader auch nach der Kanterniederlage nicht. Was er dem Team bei seinem Timeout schon in der 15. Minute gesagt hat? «Wir haben diskutiert, welche Pizza wir nach dem Spiel bestellen...»

Quelle: sda
veröffentlicht: 22. Mai 2025 21:49
aktualisiert: 22. Mai 2025 21:49