Drei Schweizer Rekorde und ein Beinahe-Rekord
Ehammer ist schon seit drei Jahren in der Weltspitze präsent. Der 25-Jährige ist Mehrkämpfer aus Leidenschaft, obschon er im Weitsprung hochkarätigere Resultate erreicht - wie zum Beispiel WM-Bronze 2022 oder der Sieg am Diamond-League-Final 2023.
In Götzis folgte nun mit 8575 ein guter Schritt vorwärts (zuvor 8468). In den Sorgendisziplinen, den Würfen und dem 1500-m-Lauf, klappt nun insbesondere der Diskus besser. Aber der Appenzeller bleibt ein Mann der Extreme: 1149 Punkte im Weitsprung, 631 Zähler im 1500-m-Lauf. Tendenziell ist er der Siebenkämpfer für die Halle (ohne Speer und Diskus und 1000 m statt 1500 m) und ein Weitspringer im Freien.
Gleichwohl verdient die Leistung von Götzis Anerkennung: Leute wie den Deutschen Leo Neugebauer oder den Kanadier Damian Warner bezwingt man nicht einfach so. Und in Ehammer schlummert noch ein Potenzial, das weit über 8575 Zählern liegt. Erwischt er zwei perfekte Tage, dann überspringt er die nächsten 100-Punkte-Schritte.
Ehammer startet kommenden Freitag in Rom im Weitsprung. Vor der WM in Tokio will er aber nochmals einen Zehnkampf bestreiten, allenfalls in Talence Ende Juni. An den Weltmeisterschaften in Tokio ist dann der Doppelstart Weitsprung/Zehnkampf geplant.
Zerrung verhindert den Rekord
Der Gegenentwurf zu Ehammer bildet Annik Kälin. Die Bündnerin ist stabiler und ausgeglichener als der Appenzeller. Die 25-Jährige hätte in Götzis ihren Rekord von Paris 2024 nochmals gesteigert, wäre sie nicht von Leistenbeschwerden beim Speerwurf gestoppt worden. In den kommenden Tagen stehen weitere medizinische Abklärungen an. Trotz Beschwerden beim Hochsprung und Einwerfen, wo sie bereits ein Ziehen in der Leistengegend verspürte, deutet nichts auf eine schlimmere Verletzung hin.
Annik Kälin will in Tokio ebenfalls den Doppelstart Weitsprung/Siebenkampf wagen. Ihre Saisonplanung sieht vor, dass sie sich nun auf den Weitsprung konzentriert und erst in Japan wieder einen Mehrkampf absolviert.
Zwei Fliegen auf einen Streich
Der Stabhochspringer Valentin Imsand übersprang beim Heim-Meeting in Sitten 5,82 m und verbesserte damit den Schweizer Outdoor-Rekord von Felix Böhni und Dominik Alberto um 11 cm. Der 20-Jährige schlug gleich zwei Fliegen auf einen Streich. Vor anderthalb Wochen sagte er in Bern im Rahmen einer Medienrunde: «Ich will den Schweizer Rekord, das genügt aber nicht, um mit der Weltelite zu starten. Ich brauche 10 cm mehr.»
Genau dieses Zwischenziel hat der Walliser, der mit Nicole Büchler in Magglingen trainiert, erreicht. An der WM Mitte September in Tokio darf er dank erfüllter Limite starten und muss nicht mehr bangen, ob er über das World Ranking nachrutschen darf. Mit der U23-EM im Juli in Bergen hat er nun zwei Saisonhöhepunkte.
Eine weitere Nachwuchs-Medaille soll her
Norwegen und Japan heisst es auch für Audrey Werro. Die Freiburgerin hat im März an der Hallen-EM und -WM bereits mit starken Leistungen überzeugt, nun knüpft sie im Freien an die Indoor-Leistungen an. Beim Meeting im polnischen Bydgoszcz senkte sie ihren Schweizer Rekord über 800 m auf 1:57,25 Minuten.
«Ich will an der U23-WM eine weitere Medaille holen, ich kann letztmals in einer Nachwuchskategorie starten», sagt die U20-Europameisterin (2021, 2023) und -WM-Zweite (2022). Die 21-Jährige hat den Dämpfer aus der Saison 2024 gut weggesteckt. Wegen einer Verletzung im Oberschenkel verzichtete sie im Juni auf die Teilnahme an der EM in Rom, um den Start an den Olympischen Spielen nicht zu gefährden. In Paris startete sie zwar, war aber noch nicht in Bestform. Den Schweizer Rekord, den sie nun um eine halbe Sekunde verbesserte, lief sie erst zum Saisonabschluss in Bellinzona.