Die Bundesliga auf Identitätssuche
Florian Wirtz, Granit Xhaka, Thomas Müller, Leroy Sané, Kingsley Coman, Hugo Ekitiké, Benjamin Sesko sind die prominentesten Spieler, die der Bundesliga den Rücken gekehrt haben. Den Schweizer Captain Xhaka und die zur internationalen Klasse gereiften Ausnahmekönner zog es in die Premier League, langjährige Leistungsträger in die USA, nach Saudi-Arabien und in die Türkei.
Das bietet Raum für neue Gesichter und Stars. Die meisten von ihnen müssen indes erst reifen. Einzig Bayerns Königstransfer Luis Diaz kam als fertiger Spieler nach Deutschland. Insbesondere Leverkusen und das nicht für den Europacup qualifizierte RB Leipzig, aber auch Borussia Dortmund verpflichteten vielversprechende Talente, die den nächsten Schritt machen wollen.
Leverkusen entkernt
Der Favorit auf den Meistertitel ist eindeutig: Alle 18 Bundesliga-Trainer tippen auf Bayern München, das sich den Titel im Vorjahr von Leverkusen mit 13 Punkten Vorsprung zurückgeholt hat und die Saison 2025/26 am Freitagabend mit einem Heimspiel gegen Leipzig eröffnet. «Der Punkteabstand war letztes Jahr schon sehr gross. Deshalb glaube ich nicht, dass die anderen Mannschaften diese Lücke zu Bayern München schliessen können», sagte etwa Heidenheim-Trainer Frank Schmidt. Bremens neuer Chef Horst Steffen befand: «Sie haben einfach die beste Mannschaft.»
Als erste Herausforderer gehen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen ins Rennen. Wobei es bei Leverkusen, dem Meister von 2024, zu beträchtlichen Umwälzungen kam: Im Zuge des Abgangs von Erfolgscoach Xabi Alonso (zu Real Madrid) hat nach Florian Wirtz (für bis zu 150 Millionen Euro zu Liverpool), Jonathan Tah (ablösefrei zu Bayern München) und Jeremie Frimpong (für 40 Millionen Euro ebenfalls zu Liverpool) auch Captain Granit Xhaka (für rund 20 Millionen Euro zum Premier-League-Aufsteiger Sunderland) den Klub verlassen.
«Entkernt» sei die Mannschaft, befand die ARD-Sportschau und bezeichnete die sich zur Ausbildungsliga wandelnde Bundesliga als «eine Liga auf der Suche nach einer Identität». Leverkusens namhafteste Zuzüge sind bislang der offensive Mittelfeldspieler Malik Tillman (kam von Eindhoven), Innenverteidiger Jarell Quansah (Liverpool) und Torhüter Mark Flekken (Brentford). Neuer Trainer ist der bei Manchester United verstossene Niederländer Erik ten Hag. Wie bei Dortmund, das Jamie Gittens zu Chelsea ziehen liess und Jude Bellinghams Bruder Jobe Bellingham verpflichtete, sind die Kaderplanungen noch nicht abgeschlossen.
Luis Diaz der Prominenteste
Auch der Meister Bayern München verzeichnete einige prominente Abgänge: Thomas Müller lässt die Karriere in der MLS bei den Vancouver Whitecaps ausklingen, Leroy Sané zog es in die Türkei zu Galatasaray Istanbul, Kingsley Coman folgte dem Lockruf von Al-Nassr, dem Klub von Cristiano Ronaldo. Zudem kassierte der deutsche Rekordmeister auf der Suche nach Verstärkungen Absagen von Wirtz und des VfB Stuttgart im Buhlen um Nick Woltemade. Neu bildet der für bis zu 75 Millionen Euro von Liverpool verpflichtete Luis Diaz die Flügelzange mit Michael Olise. Neuer Abwehrchef ist der von Bayer Leverkusen gekommene deutsche Internationale Jonathan Tah.
Zurück in der Bundesliga sind die Traditionsklubs 1. FC Köln (mit Innenverteidiger Joël Schmied) und Hamburger SV (mit Miro Muheim und Silvan Hefti). Für sie wird es vorab darum gehen, sich gegen Teams wie Heidenheim und St. Pauli den Ligaerhalt zu sichern.