Der neue Mixed-Wettkampf hat Befürworter und Gegner
Belinda Bencic musste nicht lange überlegen. Die Nachricht an Alexander Zverev war schnell verfasst. «Sie hat mir geschrieben, ob ich Lust habe - und ich habe sofort mit ‹ja› geantwortet», beschrieb der Deutsche den Beginn der Partnerschaft mit der Ostschweizerin für das Mixed-Turnier bei der vierten und letzten Grand-Slam-Veranstaltung des Jahres. Der gemeinsame Auftritt der beiden Olympiasieger, die sich seit früher Jugend kennen, war aufgegleist. Belinda Bencic muss nun darauf hoffen, dass sich Zverev von den physischen Problemen erholt hat, die er im Halbfinal des ATP-Turniers in Cincinnati, Ohio, offenbart hat.
Sinner, Alcaraz, Djokovic
Angetan vom Ansinnen der Organisatoren in New York, den Mixed-Wettkampf aufzuwerten, ihm eine grössere Plattform zu geben, sind nicht nur Belinda Bencic und Alexander Zverev. Für die Idee, den Wettbewerb in der Woche vor dem eigentlichen Beginn des Major-Turniers in einem neuen Format auszutragen, finden unter anderen auch der Weltranglisten-Erste Jannik Sinner, Carlos Alcaraz oder Novak Djokovic gut.
Sinner spannt nach dem Rückzug der Amerikanerin Emma Navarro mit der Tschechin Katerina Siniakova zusammen, der Olympiasiegerin im Doppel. Alcaraz tritt an der Seite der Britin Emma Raducanu an, Djokovic mit seiner serbischen Landsfrau Olga Danilovic. Die Teilnahme von Sinner und Alcaraz, die am Montag den Final in Cincinnati bestritten haben, dürfte allerdings noch nicht gesichert sein. Falls Alcaraz antritt, treffen er und seine Partnerin zum Auftakt auf Belinda Bencic und Alexander Zverev.
Iga Swiatek, die gemäss Teilnehmerliste mit dem Norweger Casper Ruud auflaufen wird, freut sich auf gute Unterhaltung - falls sie denn auch mitmacht. Die Polin hat ebenfalls in Cincinnati am Montag noch den Final des WTA-Turniers bestritten. «Wir haben Spass, die Zuschauer haben Spass, und auch die Turniere profitieren davon, weil sie damit wohl gute Gewinne erzielen können», sagt die frühere Weltranglisten-Erste. Belinda Bencic ihrerseits fühlt sich in Doppel-Konkurrenzen seit jeher wohl. «Ich spiele gerne Doppel oder Mixed. Doch während eines Grand-Slam-Turniers wird mir das im Normalfall zu viel. Das ist nun eine gute Gelegenheit.»
Verkleinertes Feld, reduzierte Sätze
Der modifizierte Modus sieht ein Tableau mit nur 16 Duos vor, was der Hälfte des normalen Teilnehmerfeldes entspricht. Dazu wird lediglich an zwei Tagen gespielt, am Dienstag und am Mittwoch. Den Grossen der Zunft bleibt damit genügend Zeit, sich für ihre Einsätze in der Einzel-Konkurrenz vorzubereiten.
Zum neuen Format gehört eine markante Aufstockung des Preisgeldes. Das Sieger-Paar darf sich über einen Check in der Höhe von einer Million Dollar freuen. Normalerweise bewegt sich die Summe für die Gewinner im Bereich von 200'000 Dollar. Anpassungen erfährt auch das Geschehen auf dem Court.
Im Sinne einer geringeren Belastung werden verkürzte Sätze gespielt - statt bis sechs lediglich bis vier gewonnene Games. Beim Stand von 4:4 folgt ein Tiebreak. Ein möglicher dritter Satz wird in Form eines Match-Tiebreaks ausgetragen. Ausdruck des Versuchs, dem Mixed-Turnier grössere Beachtung zu schenken, ist auch die Wahl der Courts. Die Partien werden in den grössten zwei Stadien der Anlage in Flushing Meadows ausgetragen.
«Das ist ein Witz»
So gross der Zuspruch der Besten ist, so gross ist das Unverständnis für die Anpassungen im Reglement bei jenen Spielern und Spielerinnen, für die die Teilnahme unmöglich geworden ist. Unmöglich deshalb, weil die eine Hälfte der Startplätze aufgrund der Klassierungen in den Einzel-Weltranglisten, die andere über den Erhalt einer Einladung, einer sogenannten Wildcard, vergeben worden sind. «Das ist ein Witz», schimpfte Laura Siegemund. Die 37-jährige Deutsche, die zwei Grand-Slam-Titel im Mixed gewonnen hat, hat «überhaupt kein Verständnis für die Neuerungen».
«Mixed-Turniere sind ganz tolle Veranstaltungen. Sie sollten nicht zu einem Show-Event degradiert werden», kritisiert Laura Siegemund weiter. Gleicher Meinung ist Martina Navratilova. Die einstige Dominatorin, in Mixed-Events zehnfache Grand-Slam-Siegerin, moniert, es sei falsch, «den Doppelspielerinnen und -spielern überhaupt keine Chance zu lassen. So verkommt das Turnier zu einer Farce».