Chabbey mit vielen Handicaps
Begeisterung tönt anders. «Für mich fehlt es an Schwierigkeiten», bedauert Elise Chabbey. «Es ist zu flach und technisch zu einfach.» Dennoch ist die 31-jährige Genferin im Radrennen durch die Strassen von Paris über 158 km am Sonntag der grösste Schweizer Trumpf.
Ihre Chance könnte in den drei kurzen Aufstiegen über das Kopfsteinpflaster im Touristenviertel Montmartre liegen. Das Profil ähnelt dem vom letzten Jahr bei der WM in Glasgow, als Chabbey nach einem langen Soloritt auf den 7. Platz fuhr. Damals profitierte sie allerdings auch davon, dass alle Augen der Favoritinnen auf Marlen Reusser gerichtet waren, die diesmal nach ihrem viralen Infekt fehlt. Nun ist sie die Teamleaderin und wird unterstützt von Elena Hartmann, Noemi Rüegg und Linda Zanetti.
Etwas riskieren
Insgesamt gibt es neun kleinere Anstiege mit total 1800 Höhenmetern, sodass Chabbey trotz allem Ambitionen anmeldet. «Wenn das Feld schrumpft, kann alles passieren», glaubt die Romande. «Man muss etwas versuchen und seine Chancen nutzen können.»
Neben dem nicht idealen Streckenprofil kämpfte Chabbey auch mit einer suboptimalen Vorbereitung. Am 12. Juli war sie beim Giro gestürzt und hatte sich zwei Rippen und einen Teil des Fusses gebrochen. «Ich bin sicher nicht bei 100 Prozent», weiss sie. «Aber es geht mir wieder viel besser, und unter diesen Umständen bin ich zufrieden mit meinem Formstand.»
Andere Einstellung als 2012
Auf jeden Fall, so versichert es die Genferin, nehme sie ihre zweiten Olympischen Spielen «mit einer ganz anderen Einstellung» in Angriff als die ersten. 2012 startete sie noch als Teenager in London im Kajak-Slalom und belegte den zweitletzten Platz. «Ich war damals noch jung und wusste, dass ich nicht konkurrenzfähig bin. Diesmal bin ich das auf jeden Fall.»