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Bittere Tränen und grosse Leere

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Bittere Tränen und grosse Leere

26. Mai 2025, 02:16 Uhr
Leere Gesichter und Tränen: Nino Niederreiter (Nummer 22) und Andres Ambühl (10)
© KEYSTONE/EPA/SALVATORE DI NOLFI
Zum vierten Mal Silber, zum vierten Mal im Final verloren - das ist für einige der Schweizer Eishockeyaner zu viel. Nino Niederreiter oder Andres Ambühl können die Tränen nicht zurückhalten.

Leere Blicke haben sie alle, als sie im Bauch der Stockholmer Globen Arena an den Medienschaffenden vorbeistaksen. Einer der ersten ist Nino Niederreiter, seit diesem Wochenende der einzige Schweizer mit vier WM-Medaillen. Die Tränen laufen beim 32-jährigen Routinier runter, er ist nicht ansprechbar.

Selbst der Routinier Andres Ambühl ringt mit den Tränen. «Es tut weh, dass wir es jetzt nicht geschafft haben, weil wir eine coole Truppe haben, die mehr verdient hätte», sagt der 41-jährige Davoser. Der Schuss des Amerikaners Tage Thompson nach 2:02 Minuten der Verlängerung beendete die sagenhafte Karriere des Bündner Kultstürmers. Der Name Ambühl fällt oft in den Aussagen der anderen Spieler oder auch von Trainer Patrick Fischer. Alle hätten sie ihm diesen perfekten, geradezu märchenhaften Abgang gewünscht.

Genoni, der traurige MVP

Ein komisches Ende erlebt Goalie Leonardo Genoni, der sich nach 243 Minuten und 27 Sekunden wieder einmal geschlagen geben musste. Als Nachfolger von Kevin Fiala wird der 37-jährige Zürcher zum Turnier-MVP gewählt. «Das hat etwas von einem Trostpreis», meint er trocken und gefasst. «Ich hätte lieber den anderen Pokal gehabt.»

Leer ist der Blick auch bei Andrea Glauser, der nach der Verletzung von Nico Hischier als Captain nachrückte. Er war überzeugt von einem anderen Ausgang. «Als wir mit dem Bus in die Halle fuhren, habe ich die Energie gespürt, ich hatte das Gefühl, wir holen das Ding.» Die Ursachenforschung war letztlich einfach. Wenn man in 62 Minuten kein Tor schiesst, wird es schwierig zu gewinnen.

«Defensiv war es ein weiteres Mal eine Topleistung», stellt auch Patrick Fischer fest. «Wir hatten ihre Offensive, die auch unglaublich gut ist, gut im Griff gehabt. Aber eben, zum zweiten Mal in Folge im Final kein Tor geschossen (nach dem 0:2 vor einem Jahr gegen Tschechien). Das war der Unterschied.» Die Amerikaner, die auf dem Weg in den Final Tschechien, Finnland und Schweden geschlagen hatten, seien ein sehr starker Gegner gewesen. «Wir sind nicht richtig ins Forechecken gekommen. Wir hatten zwar unsere Chancen, auch noch eine in der Overtime, aber sicher nicht so viele, wie wir uns gewünscht hätten.»

Riat und die Abneigung für die Farbe Silber

So reisen die Schweizer am Montag erneut mit einer Silbermedaille nach Hause. Eine Leistung, die stolz macht, aber eben auch nicht befriedigt. «Ich gebe zu langsam macht mir diese Farbe Mühe», stellt Damien Riat fest. Er hat nun nicht zur zweimal WM-Silber zuhause, sondern verlor mit Lausanne auch die letzten zwei Playoff-Finals.

Die Chance, diesen nächsten, letzten Schritt zum WM-Titel zu machen, erhalten die Schweizer kommendes Jahr zuhause. «Im Moment hilft nichts», sagt Patrick Fischer. «Da ist einfach Enttäuschung. Aber wir wissen, dass diese Heim-WM kommt und freuen uns darauf.» Andres Ambühl wird dann nicht mehr dabei sein, der perfekte Abschluss ist ihm nicht vergönnt. Das Leben schreibt eben doch nicht immer die besten Geschichten.

Quelle: sda
veröffentlicht: 26. Mai 2025 02:16
aktualisiert: 26. Mai 2025 02:16