Yanic Konan Niederhäuser auf dem Weg in die NBA
Zu Beginn des Jahres war der 2,13 m grosse und 115 kg schwere Yanic Konan Niederhäuser noch kein ernsthafter Kandidat für den NBA-Draft. Seither aber machte der für die Penn State University in der NCAA spielende Schweizer mächtig auf sich aufmerksam, könnte er gar in der ersten Runde gezogen werden. «Wir liegen heute in einem Bereich zwischen Platz 20 und 40», sagt sein Agent Sevag Keucheyan.
Dass die Entwicklung von Niederhäuser länger als bei manch anderen gedauert hat, ist auch auf einen späten Wachstumsschub zurückzuführen. «Mit 17 Jahren war ich 1,95 m gross», erzählt er im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Ich erlitt eine schwere Knieverletzung und musste zehn Monate lang im Bett bleiben. Daraufhin wuchs ich um zehn Zentimeter.» Seither legte er nochmals acht Zentimeter an Grösse zu.
Die veränderten Voraussetzungen wirkten sich auf seine Position aus. Er wurde vom Forward zum Center umfunktioniert, agiert nun also hauptsächlich in der Nähe des Korbes. Weil Niederhäuser in jungen Jahren Judo gemacht hat, verfügt er trotz seiner Grösse über eine gute Beweglichkeit. «Heute kümmere ich mich um meinen Körper, indem ich sehr viele Physio-Sitzungen mache», sagt er.
Von der Schweiz über Deutschland in die USA
Niederhäuser wurde am 14. März 2003 in Bern als Sohn einer Mutter mit ivorischen Wurzeln und eines deutschsprachigen Vaters geboren. Allerdings wuchs er in Fräschels im Kanton Freiburg auf. Mit zehn Jahren begann er in Neuenburg mit Basketball, später ging er wegen der Akademie nach Freiburg. «Ab meinem 11. Lebensjahr fuhr ich mit dem Zug zum Training», erinnert er sich.
2018 verliess Niederhäuser die Schweiz und zog nach Deutschland in ein Internat in Ehingen. «Dort habe ich mental und körperlich einen Schritt nach vorne gemacht», erzählt er. 2022 versuchte er sein Glück in den USA und wechselte für zwei Spielzeiten an die Northern Illinois University, in denen ihm im Schnitt 2,2 respektive 7,3 Punkte gelangen. Da er in einem wettbewerbsintensiveren Umfeld spielen wollte, ging er durch das Transferportal der NCAA und wurde von Penn State angeworben, einer Universität, die in der renommierten Big Ten Conference spielt.
Konan der Krieger
In Pennsylvania gelang Niederhäuser ein markanter Leistungssprung, verzeichnete er in der vergangenen Saison durchschnittlich 12,9 Punkte, 6,9 Rebounds und 2,3 Blocks. Im April beschloss er, sich für den Draft zu bewerben. Sein Name tauchte daraufhin immer häufiger in den Notizbüchern der Scouts auf.
Apropos Name: Auf seinem Trikot mit der Nummer 14 steht sein zweiter Vorname Konan. «Er bedeutet Krieger. Mein Vater dachte auch an die Figur Conan der Barbar, die von Arnold Schwarzenegger gespielt wurde», sagt Niederhäuser und fährt fort: «Im Alltag bin ich Yanic, ich habe ein ruhiges Temperament. Aber auf dem Spielfeld bin ich Konan. Ich kämpfe, um dorthin zu gelangen, wo ich hin will - mit Selbstvertrauen und ohne Arroganz.»
Den NBA-Draft vom 25. und 26. Juni im Barclays Center im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn kann Niederhäuser kaum erwarten, er zählt die Tage bis dorthin. Sein Agent nannte Minnesota, San Antonio, die Clippers, Detroit und Phoenix als interessierte Franchisen. Jedoch könne sich alles rasch ändern, betont Keucheyan.
Wie auch immer hat sich der äusserst ehrgeizige und bescheidene Niederhäuser eine gute Ausgangslage erarbeitet. Ein Vorbild von ihm ist der Genfer Clint Capela, der aktuell bei den Atlanta Hawks tätig ist. Er betont aber: «Ich möchte meine eigene Geschichte schreiben.»