News
Schweiz

«Wir wollen ganz Europa zeigen, dass wir besser sind als sie»

EM25

«Wir wollen ganz Europa zeigen, dass wir besser sind als sie»

2. Juli 2025, 05:00 Uhr
Träumt von einem Sieg gegen ihr zweites Heimatland: Die in Genf geborene und in Norwegen aufgewachsene Smilla Vallotto
© KEYSTONE/PETER SCHNEIDER
Am Mittwoch startet das Schweizer Frauen-Nationalteam gegen Norwegen in die Heim-EM. Trotz personellen Sorgen blicken Julia Stierli und Smilla Vallotto dem Auftaktspiel optimistisch entgegen.

Am Montag kam die (nächste) Hiobsbotschaft: Luana Bühler verpasst aufgrund von anhaltenden Kniebeschwerden die Europameisterschaft im eigenen Land. Nach Lara Marti und Ramona Bachmann, die sich in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zuzogen, ist es der dritte namhafte Ausfall im Team von Pia Sundhage, womöglich der schwerwiegendste. Denn die 29-jährige Innenverteidigerin von Tottenham sollte die zuletzt oft wacklig wirkende Schweizer Abwehr stabilisieren und als Chefin vorangehen.

Noch am Donnerstag im Testspiel gegen Tschechien kam die Luzernerin nach der Pause zum Einsatz und zeigte sich optimistisch. Nun aber die Kehrtwende zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel im St. Jakob-Park. «Ich habe alles versucht, um dabei sein zu können und dem Team zu helfen», wurde Bühler in einer Medienmitteilung zitiert.

Die Innenverteidigerinnen gehen aus

Der Ausfall der 62-fachen Nationalspielerin ist ein harter Schlag für das Team von Pia Sundhage. Die Personaldecke in der ohnehin dünn besetzten Innenverteidigung wird weiter ausgedünnt. Die am Montagmorgen nachgerückte Laia Ballesté von Espanyol Barcelona kann zwar auch im Abwehrzentrum agieren. In ihrem bisher einzigen Länderspiel besetzte sie die Aussenbahn und gab dabei eine nicht allzu glückliche Figur ab.

Mit Viola Calligaris und Julia Stierli sind nur noch zwei gelernte Innenverteidigerinnen im Kader. Noelle Maritz wäre eine Alternative fürs Zentrum - die Spielerin von Aston Villa fühlt sich auf der Aussenbahn jedoch deutlich wohler.

Es besteht auch die Option, die Mittelfeldspielerinnen Noemi Ivelj oder Lia Wälti nach hinten zu beordern, wobei nach wie vor Fragezeichen hinter dem Gesundheitszustand von Captain Wälti stehen.

Stierli wohl gesetzt

Ob Sundhage am Mittwoch gegen Norwegen von ihrem zuletzt praktizierten und klar favorisierten 3-5-2-System abweicht und auf eine Viererkette umstellen wird, bleibt offen. Von «mehreren Optionen» spricht Julia Stierli. «Ich bin überzeugt davon, dass Pia mit all ihrer Erfahrung einen Plan A, B und C hat», so die 28-Jährige vom SC Freiburg. In allen dürfte Stierli eine Rolle spielen. Mit ihren 182 Zentimetern überragt sie als Leuchtturm die anderen Spielerinnen deutlich.

«Am Mittwoch ist für uns ein riesiges Spiel», sagt die Aargauerin. Druck werde da sein. Diesen könne man auf zwei Arten interpretieren. «Wenn Druck da ist, bedeutet das, dass etwas Wichtiges bevorsteht. Ich freue mich riesig darauf.»

Stierli wird es wie schon in der Nations League mit der starken norwegischen Offensive um Superstar Ada Hegerberg zu tun bekommen. «Wichtig wird sein, dass wir einen Plan haben - und den haben wir.» Sie konsumiere gerne Infos zu den Gegenspielerinnen, schaue sich vor den Spielen jeweils Videosequenzen an. «Das hilft mir, mich auf sie einzustellen.»

Vallotto gegen ihre zweite Heimat

Eine in doppelter Hinsicht besondere Partie wird das Eröffnungsspiel für Smilla Vallotto. Einerseits, da es das erste grosse Turnier für die 21-jährige Mittelfeldspielerin ist. Andererseits, weil es gegen ihre zweite Heimat geht. Vallotto ist in Genf geboren, wanderte im Alter von 4 Jahren mit der Familie in die Heimat der Mutter nach Stavanger aus. Sie spricht nicht nur die norwegische Sprache, sondern kennt auch den norwegischen Fussball, spielte einst im U16-Nationalteam der Norwegerinnen.

«Das wird das aufregendste und grösste Spiel meiner bisherigen Karriere», sagt Vallotto. «Wir wollen ganz Europa zeigen, dass wir besser sind als sie.» Die Resultate der Partien in der Nations League hätten nicht dem Gezeigten entsprochen, ist sich die 21-jährige Mittelfeldspielerin sicher - in Stavanger unterlag die Schweiz 1:2, in Sion 0:1. Die 23-fache Nationalspielerin ist sich der Unterstützung aus der Heimat sicher. «Meine Mutter hofft, dass wir Norwegen schlagen. Auch alle meine Freunde in Norwegen drücken mir die Daumen.»

«Im ersten Training fast gestorben»

Im Hinblick auf die kommende Saison geht Vallotto den nächsten Schritt und wechselt von Hammarby IF zum deutschen Topklub Wolfsburg. Ins Nati-Camp reiste sie jedoch Aus dem hohen Norden. «Im ersten Training bin ich fast gestorben», sagt sie zur Hitze in der Schweiz. «Es nimmt mir viel Energie, wenn es so heiss ist. In Schweden waren es 18 Grad mit Wind, als ich abgereist bin.»

Ein Umstand, mit dem sich auch die Schweizer Gruppengegnerinnen herumschlagen müssen, schliesslich sind sich die Norwegerinnen, Finninnen und Isländerinnen kühleres Klima gewohnt. «Viele verbinden die Schweiz mit Bergen und Skifahren», sagt Vallotto und fügt mit einem Schmunzeln an: «Kolleginnen aus Finnland sagten, sie hätten nicht erwartet, dass es so heiss ist hier. Ich sagte: Willkommen in der Schweiz.»

Am Mittwoch ist es mit der Gastfreundschaft vorbei. Wenn im ausverkauften St. Jakob-Park in Basel um 21.00 Uhr angepfiffen wird, sind die Temperaturen nicht mehr ganz so hoch. Heiss zu und hergehen wird es trotzdem.

Quelle: sda
veröffentlicht: 2. Juli 2025 05:00
aktualisiert: 2. Juli 2025 05:00