Wiederaufbau ist in Blatten VS noch kein Thema
50 bis 200 Meter unter Geröll begraben liegen die Häuser des verschütteten Dorfes. Nicht einmal die Kirche sieht man mehr. Am Berg hinter dem Schuttkegel ist gut sichtbar ein Teil abgebrochen, den ganzen Berg hinunterzieht sich eine riesige Schneise.
Ein Dorf sei von der Landkarte verschwunden, drückte es der Walliser Staatsrat Christoph Darbellay aus. Die Menschen in Blatten hätten alles verloren. «Ihr Zuhause, ihre Souvenirs, ihre Kirche, ihren Friedhof», sagte er am Tag nach dem Bergsturz. Die Landwirte hätten nicht einmal mehr einen Boden, ihr Lebenswerk sei weg. Im grauen Geröllfeld wächst keine einzige grüne Pflanze. Bis Gras darüber gewachsen ist, wird es noch lange dauern.
Surreale Situation
Ganz realisiert haben es die Bewohnerinnen und Bewohner noch nicht. Der Schock sitzt tief, die Situation wirkt surreal. Auch Matthias Ebener, dem Informationschef des Regionalen Führungsstabs im Lötschental, fehlen am Tag nach dem Bergsturz nach wie vor die Worte. Bis er ganz realisiert habe, was passiert sei, werde es wohl noch dauern.
«Es ist einfach nur gewaltig», sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er selbst wohnt im Dorf nebenan. Sein Haus ist verschont geblieben. Er hatte aber mit vielen Einwohnerinnen und Einwohnern Kontakt. Einige seien den Schuttkegel anschauen gekommen, andere seien bewusst ferngeblieben.
Zukunft unklar
Wie es weiter geht, ist unklar. So schnell gibt es aber kein Zurück mehr, das ist klar. Die Walliser Behörden geben sich überzeugt, dass Blatten wieder aufgebaut wird. Wann, wo, und wie kann zurzeit allerdings niemand sagen. Für Staatsrat Darbellay ist aber klar, dass das Lötschental bewohnt bleiben wird. «Es ist keine Option, das Tal zu verlassen», sagte er am Donnerstag.
Noch geht es in Blatten aber nicht um den Wiederaufbau. Die Stimmung in der Region wird vom Bergsturz dominiert. Überall stehen Zivilschützer und andere Einsatzkräfte, das Schulhaus wurde zum Medienzentrum umgebaut. Wer hier ist, wohnt entweder hier, oder ist wegen des Bergsturzes gekommen. Im nahe gelegenen Goppenstein werden die Ausweise von allen kontrolliert, die in Richtung des Bergsturzgebietes wollen.
Ausserdem ist die Gefahr noch nicht gebannt. Weitere Felsabbrüche sind möglich. Zudem staut der Wall aus Geröll die Lonza, hinten hat sich bereits ein See gebildet. Dieser hat jene Gebäude überflutet, die am Mittwoch noch standen. Auch der Schuttkegel im Tal ist laut dem Führungsstab instabil. Aus Sicherheitsgründen können weder zivile Kräfte noch die Armee im Bergsturzgebiet eingesetzt werden.