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SFV-Direktorin Marion Daube will das EM-Momentum nutzen

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SFV-Direktorin Marion Daube will das EM-Momentum nutzen

19. Juli 2025, 14:04 Uhr
Marion Daube will den Schwung der EM mitnehmen
© KEYSTONE/ANTHONY ANEX
Marion Daube zieht nach dem Ausscheiden des Schweizer Teams Bilanz. Die Direktorin Frauenfussball im SFV lässt die Zukunft von Trainerin Pia Sundhage offen.

Marion Daube, die Niederlage gegen Spanien ist nur ein paar Stunden her. Jetzt ist die Heim-EM für die Schweiz vorbei. Welcher Moment wird Ihnen von diesem Turnier besonders in Erinnerung bleiben?

«Es ist schwierig, nur einen Moment rauszupicken. Ich glaube, der Moment, in dem die Spielerinnen am Freitag aufs Feld gelaufen sind. Diese Energie im vollen Stadion zu spüren - es war grossartig. Auch die Spielerinnen zu sehen, wie sie emotional und gemeinschaftlich alles reingehängt haben an diesem Turnier. Die Spielerinnen haben alle Grossartiges geleistet. Darauf können sie stolz sein.»

Dieses Nationalteam hat in den knapp drei Wochen seit Turnierbeginn die Massen bewegt. Am Freitag marschierten wohl über 20'000 Menschen von der Berner Innenstadt Richtung Wankdorf. Wie zuversichtlich sind Sie, dass diese Euphorie jetzt nicht abflacht?

«Wir haben an diesem Turnier eine ganze Bewegung in Gang gesetzt. Es ist wirklich eindrücklich, was in der Bevölkerung passiert ist. Ich freue mich darauf, in den kommenden Tagen alles noch einmal Revue passieren zu lassen. Und ich hoffe, die Spielerinnen machen das auch. Wir arbeiten natürlich sehr hart dafür, mit den verschiedenen Legacy-Projekten dafür zu sorgen, dass das Interesse am Frauenfussball bleibt.»

Stichwort «Here to stay». Es ist der Leitsatz, unter dem alle Projekte zur Förderung im Frauenfussball zusammengefasst sind.

«Ja, genau. Im SFV leben wir dies vor. Mit dem Nationalteam haben wir jetzt ein Aushängeschild, das eine grosse Wirkung haben kann. Es ist wichtig, diese Bewegung aufrechtzuerhalten. Das Nationalteam trifft sich erst im Herbst wieder, aber der Fussball findet auch dazwischen statt. Ob regional oder in der höchsten Liga. Deshalb ist es zentral, dass die Menschen in die Stadien gehen, die Mädchen und Frauen unterstützen. Wir haben mit diesem Turnier ganz grosses Interesse geweckt. Davon erhoffe ich mir sehr viel für die Zukunft.»

Gehen die Fans, die mit dem Nationalteam mitgefiebert haben denn nun auch zu Spielen in der Schweizer Super League?

«Wir versuchen, mithilfe des Zugpferds Nationalteam auch die Liga weiterzuentwickeln. In der Vergangenheit hat man gesehen, dass sich die Zahl der Zuschauenden schon extrem gesteigert hat – ob vor dem Fernseher oder in den Stadien. Und es wird viel mehr in den grossen Stadien gespielt. Da hat sich schon einiges getan. Wir sind in engem Kontakt mit den Klubs, und ich denke, da können wir jetzt einen nächsten Schritt machen. Aber es wird etwas Zeit brauchen.»

Dominique Blanc war als SFV-Präsident ein grosser Förderer des Frauenfussballs. Wie sieht es diesbezüglich mit dessen Nachfolger Peter Knäbel aus?

«Unser Fokus in den letzten Wochen lag voll auf dieser Europameisterschaft. Aber wir haben schon ein paar Gespräche geführt. Was für mich das Wichtigste ist, ist, dass alle erkennen, welche Möglichkeiten im Frauenfussball stecken. Sei es mit dem Nationalteam, in der Liga oder bei der Förderung in der Breite. Dieses Momentum müssen wir nun nutzen. Im August werden wir eine Retraite haben und uns dann auch im Oktober zusammensetzen und strategische Dinge besprechen. Aber dieses Turnier hat gezeigt, dass da viel Potenzial liegt, in das es sich lohnt zu investieren.»

Pia Sundhage hat schon mehrmals betont, dass die Schweiz auch dank der Nachwuchsförderung und der vielen grossen Talente eine glänzende Zukunft vor sich habe. Wie beurteilen Sie das?

«Wir setzen uns das Ziel, uns für alle Endrundenturniere zu qualifizieren, ob mit dem A-Team oder mit den U-Teams. Ich denke, die Einbindung der neuen Generation hat das Team mit Pia sehr gut gemeistert, wobei auch die erfahrenen Spielerinnen diesbezüglich einen wichtigen Beitrag geleistet haben. Der Teamgeist ist sehr speziell. Das lässt mich sehr positiv in die Zukunft blicken.»

Bleibt Sundhage denn Nationaltrainerin? Ihr Vertrag läuft noch bis Ende Jahr, die EM war aber ihre grösste Motivation dafür, im SFV zu arbeiten.

«Wir werden uns sicherlich die Zeit nehmen, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten und das Ganze mal setzen zu lassen. Ja, Pia hat bis Ende Jahr einen Vertrag, und es ist in alle Richtungen alles möglich. Wir wollen jetzt aber nicht kurz nach dem Turnier irgendeine Richtung gehen, sondern uns wirklich die Zeit nehmen und alles analysieren.»

Quelle: sda
veröffentlicht: 19. Juli 2025 14:04
aktualisiert: 19. Juli 2025 14:04