Noemi Iveljs Wunsch nach Fairplay wird nicht erfüllt
Es ist die Spielsequenz, die am späten Dienstagabend am meisten zu reden gibt. Natürlich ist sie das. Schliesslich sollte das, was sich in der vierten Minute der Nations-League-Partie zwischen der Schweiz und Norwegen zuträgt, entscheidend sein für den Ausgang des Spiels, entscheidend sein für diese 0:1-Niederlage der Schweizerinnen, welche den neuerlichen Abstieg in die Liga B besiegelt.
Die Norwegerinnen erwischen das Team von Pia Sundhage bei einem Einwurf etwas unsortiert. Ada Hegerberg leitet mit dem Absatz weiter auf Guro Reiten, diese legt zurück, und Vilde Böe Risa bezwingt Livia Peng mit einem wuchtigen Schuss zum einzigen Treffer des Abends. Schön herausgespielt, konstatiert der gemeine Fan zwischen Fendant und Planchette auf der Tribüne. Dass Reiten bei Hegerbergs Aktion jedoch im Abseits steht und sich dadurch einen entscheidenden Vorteil gegenüber Gegenspielerin Iman Beney verschafft, ist jedoch ein Makel, der dem Schiedsrichterteam um die Italienerin Maria Caputi entgeht. Und da es keinen VAR gibt, folgt für die Schweizerinnen auch keine nachträgliche Rettung am Bildschirm.
Vorsichtshalber ausgewechselt
Für Noemi Ivelj hätte es diese Spielsituation aber gar nicht erst geben dürfen. Vor dem entscheidenden Einwurf spielte die 18-Jährige den Ball absichtlich ins Seitenaus, da er zu wenig Luft hatte. Sie nahm an, dass die Norwegerinnen mit einem neuen Ball einwerfen und ihn den Schweizerinnen zurückgeben würden. Stattdessen nutzten diese die Unsortiertheit des Heimteams aus und kombinierten sich zur Führung.
«Nicht alle Teams spielen fair. Das muss ich lernen», sagt Ivelj nach der Partie in den Katakomben. Dabei wirkt sie nicht verärgert, sondern sehr nüchtern und reif. Diese Reife zeigt die Mittelfeldspielerin der Grasshoppers auch immer wieder am Ball. Insofern überrascht es nicht, spielt die Zürcherin in den EM-Plänen von Trainerin Sundhage eine grosse Rolle. Da Ivelj erst kürzlich aus einer Verletzung zurückgekommen ist, wurde sie nach der ersten Halbzeit ausgewechselt. Sundhage will die Belastung behutsam steuern und vor dem grossen Highlight im Juli kein Risiko eingehen.
Ein Highlight, das die Schweizerinnen als Absteiger aus der Nations League in Angriff nehmen müssen, im Wissen, vor dem letzten Testspiel gegen Tschechien seit acht Spielen sieglos zu sein. Aber auch im Umgang mit den gerade nicht so vielversprechenden Fakten beweist Noemi Ivelj eine erstaunliche Abgeklärtheit. «Es ist hart, dass wir absteigen. Aber im Juli beginnt das Turnier bei null, und ich bin überzeugt, dass wir die Norwegerinnen zum Auftakt schlagen können.»