Neuauflage des letztjährigen Playoff-Finals
Der Löwe wird als König der Tiere bezeichnet, obwohl er nach dem Tiger die zweitgrösste Raubkatze ist. Wie auch immer, in der National League herrschen in der zweiten Saison in Folge die Löwen. Sowohl Lausanne als auch der ZSC haben einen solchen im Logo.
Der letztjährige Final wurde erst im siebenten Spiel entschieden, in dem die Zürcher vor heimischem Publikum mit 2:0 gewannen. Schon in den sechs Partien zuvor hatte sich jeweils der Gastgeber durchgesetzt. Diesmal liegt der Heimvorteil auf Seiten der Lausanner, welche die Regular Season vier Punkte vor dem ZSC auf dem 1. Platz beendet haben.
Es ist in den 39. Playoffs in der höchsten Schweizer Liga das 31. Mal, dass der Sieger der Qualifikation im Final steht. 18 Mal behielt er die Oberhand, so auch in den letzten fünf Playoffs. Wenn es im Final zum Duell Erster gegen Zweiten kam, lautet die Bilanz 12:6. Diese Statistik spricht also klar für Lausanne, das den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte anstrebt.
Grösster Druck weg
Die Waadtländer drehten im Halbfinal gegen Fribourg-Gottéron ein 1:3 in der Serie. Erst als sie mit dem Rücken zur Wand gestanden hätten, sei es ihnen gelungen, sich zu befreien, sagte der Lausanner Verteidiger Joël Genazzi nach dem 5:1-Sieg am Samstag im Showdown. Schon in der Viertelfinalserie gegen die SCL Tigers war die Entscheidung erst in der siebenten Partie gefallen. Mit dem Finaleinzug ist der grösste Druck beim LHC nun aber weg.
Lausanne gewann in der laufenden Meisterschaft 27 von 34 Heimspielen, das ist eine eindrückliche Bilanz. Zwei der sieben Niederlagen setzte es allerdings im Halbfinal ab. Eine Frage im Final wird sein, ob die Energiereserven reichen. Das Team von Trainerfuchs Geoff Ward hat in den Playoffs nicht nur drei Spiele mehr absolviert als die Lions, es kämpfte zudem mit mehr Verletzungen. Im Final vor einem Jahr brillierte bei Lausanne die Checkerlinie mit Ken Jäger, Michael Raffl und Tim Bozon, letztere beiden fehlten zuletzt - wie auch Michael Hügli sowie Verteidiger-Hüne Fabian Heldner.
Grosse Breite und überragender Andrighetto
Derweil konnte sich der seit Ende Dezember von Marco Bayer gecoachte ZSC bislang bis auf die Langzeitverletzten Denis Hollenstein und Dario Trutmann aus dem Vollen schöpfen, wobei die Lions ohnehin über das breiteste Kader der Liga verfügen. Zudem haben sie den derzeit überragenden Spieler der National League in ihren Reihen: Sven Andrighetto.
Der 32-jährige Stürmer führt die Skorerliste der Playoffs mit sieben Toren und zwölf Assists in elf Partien deutlich an. Schon zum Triumph der Zürcher in der Champions Hockey League hat er massgeblich beigetragen, weshalb er zum MVP gekürt wurde. Auf die Frage, ob er der beste Andrighetto aller Zeiten sei, antwortete er: «Das weiss ich nicht. Aber natürlich möchte ich den Unterschied ausmachen mit meinen Linienpartnern, so ehrgeizig bin ich. Die gemachten Erfahrungen helfen mir sicher, ich bin topfit und wir haben eine sehr gute Mannschaft.»
Andrighetto bildet zusammen mit Denis Malgin ein kongeniales Duo. Allerdings konnten sich die Lions, welche die letzten 14 Heimspiele in den Playoffs allesamt für sich entschieden haben, bisher auch auf das wichtige «Secondary Scoring» verlassen. Willy Riedi hat bereits viermal getroffen. Und die vierte Linie sowie der 13. Stürmer Joel Henry brachten es in der entscheidenden Meisterschaftsphase zusammen auf zwölf Skorerpunkte (vier Tore). Ausserdem kann der ZSC mit Simon Hrubec auf den besten Goalie der Liga zählen; die Abwehrquote des Tschechen in den laufenden Playoffs beträgt 94,12 Prozent. Zum Vergleich: Der erst 22-jährige Lausanner Keeper Kevin Pasche, der die erste Saison die Nummer 1 im Team ist, kommt auf 91,97 Prozent.
Von daher sind die Lions, die zum elften Mal Schweizer Meister werden wollen, trotz des Heimvorteils von Lausanne zu favorisieren. Allerdings nur leicht. In den Duellen in der Qualifikation lautet die Bilanz 2:2; beide Mannschaften haben je einmal zu Hause und auswärts gewonnen. Spannung scheint also garantiert zu sein im Duell der Löwen. Wer brüllt diesmal lauter?