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Muslimische Seelsorge findet festen Platz in Zürcher Spitälern

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Muslimische Seelsorge findet festen Platz in Zürcher Spitälern

8. Mai 2025, 09:37 Uhr
Muslimische Spitalseelsorgerinnen und Spitalseelsorger stehen den Patientinnen und Patienten religiös und kulturell nah, kommt eine Evaluation zum Schluss. (Symbolbild)
© KEYSTONE/PALLIAVIVA/KEYSTONE/GAETAN BALLY
Muslimische Seelsorgerinnen und Seelsorger sind in Zürcher Spitälern nicht mehr nur auf Abruf, sondern dauerhaft präsent. Die Evaluation eines 13-monatigen Pilotprojekts zeigt: Die institutionalisierte muslimische Seelsorge hat sich bewährt.

Bis zum Start des Pilotprojekts engagierten sich muslimische Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Gesundheitseinrichtungen des Kantons Zürich ehrenamtlich und nur auf Abruf.

Als die Nachfrage nach muslimischer Seelsorge in den vergangenen Jahren stark anstieg, stiess die Freiwilligenarbeit an ihre Grenzen, wie Imam Muris Begovic am Donnerstag vor den Medien sagte.

Um diesen Bedarf zu decken, startete der Verein Qualitätssicherung der muslimischen Seelsorge in öffentlichen Institutionen (Quams) im September 2023 mit dem Kanton Zürich und dem Universitätsspital Zürich, dem Kantonsspital Winterthur und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich das Pilotprojekt der ständigen muslimischen Seelsorge.

Im Rahmen dieses Projekts stehen die Seelsorgerinnen und Seelsorger nicht mehr nur auf Abruf, sondern an bestimmten Tagen direkt in den Institutionen zur Verfügung. Insgesamt teilen sich sechs Männer und Frauen 310 Stellenprozente.

Grosses Bedürfnis vorhanden

Nun zeigt der am Donnerstag veröffentlichte Evaluationsbericht der Universität Freiburg, den diese im Auftrag des Quams erstellte, dass sich das ständige Angebot in den Spitälern bewährt und einen klaren Mehrwert bietet. Insgesamt wurden von September 2023 bis September 2024 in den drei Institutionen 2843 muslimische Seelsorgegespräche geführt - knapp 60 Prozent in deutscher Sprache.

Festangestellte muslimische Seelsorgerinnen und Seelsorger entsprächen einem Bedürfnis, das von keinem anderen Dienst, auch nicht von einer muslimischen Seelsorge auf Abruf, adäquat wahrgenommen werden könne, betont auch die Zürcher Direktion der Justiz und des Innern (DJI) in einer Medienmitteilung.

Die DJI finanzierte das Pilotprojekt mit rund 700'000 Franken. Auch nach Abschluss des Testbetriebs bestehe das Angebot weiter, sagte Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP). Dafür beschloss der Regierungsrat für das laufende Jahr eine Übergangsfinanzierung. Die Finanzierung für die langfristige Sicherstellung des Angebots ist laut Kanton in Abklärung.

Religiöse und kulturelle Nähe

Laut der Evaluation zeigten die Protokolle der Gespräche niederschwellige Zugänge, breite spirituelle Unterstützung und hohe sprachliche Kompetenz. Die festangestellten Seelsorgerinnen und Seelsorger stünden den muslimischen Patientinnen und Patienten religiös und kulturell nah. Durch ihre stetige Präsenz vor Ort seien die Seelsorgerinnen und Seelsorger schnell und niederschwellig erreichbar.

Die befragten Vertreter der muslimischen Gemeinschaften begrüssen das Pilotprojekt und sehen darin eine Anerkennung ihrer Präsenz im Kanton Zürich, wie sie vor den Medien ausführten. Zudem verstärkte die Einführung der muslimischen Spitalseelsorge die Sichtbarkeit der Seelsorge generell, was auch der christlichen Seelsorge zugutekomme.

Das Angebot schliesse eine Lücke in der Betreuungsversorgung der Patientinnen und Patienten, resümierte schliesslich Regierungsrätin Jacqueline Fehr.

Herausforderungen der Integration

Trotz des durchwegs positiven Anklangs ist dieses Angebot auch mit Herausforderungen konfrontiert. Unter anderem setzte das Agieren in einem säkularen und zugleich aus christlichen Traditionen gewachsenen Umfeld Offenheit auf allen Seiten voraus.

Muslimische Seelsorgende seien aber auch gefordert, ihr Wissen in Bezug auf Krankheitsbilder, insbesondere in der Psychiatrie, zu vertiefen. Zudem müssen sie sich intensiver mit der Unternehmenskultur einzelner Institutionen befassen. Deshalb bleibe die Integration der Seelsorge trotz guter Fortschritte «work in progress».

Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen empfiehlt die Evaluation, die muslimische Spital- und Klinikseelsorge dauerhaft in den Institutionen zu verankern.

Quelle: sda
veröffentlicht: 8. Mai 2025 09:37
aktualisiert: 8. Mai 2025 09:37