Meriame Terchoun weiss, welch weiten Weg Bachmann nun vor sich hat
Diejenige, deren Worte an diesem Freitag am meisten interessieren würden, liegt irgendwo in einem Bett. Ramona Bachmanns Traum von der Heim-EM platzte am Mittwoch, als sie sich im Vorbereitungscamp des Nationalteams in Magglingen während einer Trainingseinheit ohne Fremdeinwirkung das Kreuzband im linken Knie riss. «Magische Momente», hatte sich Trainerin Sundhage von der 34-jährigen begnadeten Technikerin während der Europameisterschaft versprochen, stattdessen steht nun für die Luzernerin der harte, monatelange Weg der Reha an – wenn sie ihn den gehen möchte. Nachdem ihre Frau Charlotte Baret vor kurzem ihren gemeinsamen Sohn Luan zur Welt gebracht hat, scheint auch gut möglich, dass Bachmann einen Schlussstrich zieht unter ihre grosse Karriere, die auf der grossen europäischen Bühne hätte enden können – nun aber Gefahr läuft, ganz still und leise in der Magglinger Idylle zu Ende gegangen zu sein.
Meriame Terchoun sitzt am Freitagnachmittag im Swiss Olympic House in Magglingen. Der Zürcherin ist anzumerken, dass ihr nahe geht, was mit ihrer Teamkollegin und Freundin passiert ist. «Es trifft mich sehr. Ramona hat hart dafür gearbeitet, und sie hätte es verdient gehabt, an diesem Turnier dabei zu sein», sagt Terchoun. Die 29-Jährige kämpfte sich in ihrer Karriere schon dreimal von einem Kreuzbandriss zurück. Entsprechend weiss die Offensivspielerin von Dijon, was auf Bachmann zukommt, welche diese Verletzung erstmals erlitten hat.
«Es ist die schlimmste Verletzung, die du als Fussballerin haben kannst», sagt Terchoun. Weil der Weg, zurück auf den Fussballplatz weit und beschwerlich ist, zuerst lange alleine trainiert werden muss, ehe überhaupt wieder an Training mit dem Team zu denken ist. «Das ist hart und auch mental nicht einfach.»
Die wiederkehrenden Fragen zur Belastung
Nach Lara Marti, die sich Ende Mai im Training vor den letzten Partien der Nations League ebenfalls einen Kreuzbandriss zuzog, ist Bachmann die zweite Nationalspielerin innert kurzer Zeit, welche dieses Schicksal ereilt. Entsprechend überrascht es nicht, sieht sich Terchoun mit Fragen konfrontiert, welche im Fussballgeschäft sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen immer mal wieder aufgeworfen werden. Ist die Belastung für Fussballerinnen mit all ihren Verpflichtungen für die Klubs und Nationalteams zu hoch? Fehlt die Zeit für ausreichende Regeneration?
Terchoun sagt, diese Fragen seien auch vor der letzten WM aufgekommen, als im Lager der Engländerinnen einige Spielerinnen mit Kreuzbandrissen ausfielen und das Turnier in Australien und Neuseeland verpassten. Terchoun meint aber, dass bei dieser Verletzung so viele verschiedene Faktoren einen Einfluss haben könnten, dass es unmöglich sei, diese einzig auf Überbelastung zurückzuführen. «Es ist einfach mega bitter», sagt sie und gibt zu bedenken, dass bei der Gestaltung der Trainings, aber auch bei der Regeneration noch mehr auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Spielerinnen eingegangen werden müsse. «Aber verhindern können wir nicht, dass solche Dinge passieren. Das gehört einfach dazu.»
Nachdem die Schweizerinnen in der ersten Trainingswoche primär an der Kondition feilten, werden ab Montag in Nottwil auch vermehrt spielerische Dinge integriert. Es ist die Woche, in der sich die Spielerinnen letztmals für einen Platz im EM-Team aufdrängen können. Am 23. Juni wird Coach Sundhage dann ihr definitives Kader bekannt geben. Terchoun sagt: «Wir alle wollen bei dieser EM dabei sein. Wir werden jetzt noch mehr Gas geben – auch für Ramona und Lara.»