Medbase-Chef warnt vor Hürden bei Tardoc-Einführung
Napierala kritisierte, das Schweizer Gesundheitswesen sei bei der Digitalisierung noch im «prähistorischen Stadium». Einzelne Spitäler stellten sich gar darauf ein, bis zu sechs Monate keine Rechnungen schreiben zu können. «Dort drohen Liquiditätsengpässe. Das ist nicht gut», sagte er.
Die gesamte Branche müsse «mit Vollgas simulieren und Leute schulen», um den Tarif korrekt anwenden und abrechnen zu können, sagte er.
Einbussen für Radiologen
Für Hausärzte werde Tardoc zwar Mehreinnahmen bringen, allerdings nicht im erhofften Umfang. Bei Radiologen rechnet der Medbase-Chef hingegen mit deutlichen Einbussen: «Wir erwarten Tarifkürzungen zwischen 15 und 20 Prozent. Das ist massiv.» Mehr Effizienz sei in diesem Bereich kaum möglich, «und wir können nicht einfach mehr Leute durch die Röhren lassen. Das wäre auch aus medizinischen Überlegungen nicht richtig.»
Der Manager warnt zudem vor Fehlentwicklungen in der ambulanten Medizin. Die Schweiz müsse verhindern, «dass wir mit den politischen Massnahmen nicht deutsche Verhältnisse schaffen». Dort erhielten nur Zusatzversicherte schnellen Zugang zu Ärzten, während Kassenpatienten lange warten müssten.
Medbase betreibt laut Napierala knapp 70 Gruppenpraxen, vier Radiologie-Standorte und erzielte 2024 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken. Das Unternehmen gehört zur Migros-Gruppe, beschäftigt 4300 Personen und versorgt 260'000 Patientinnen und Patienten in alternativen Versicherungsmodellen.