Kirchner-Gemälde nach über 100 Jahren in Basel wieder zu sehen
Gemalt hatte Kirchner das grossformatige Gemälde 1911, kurz bevor sich die Aufmerksamkeit des deutschen Künstlers von den Varietés auf die Strassen Berlins zuwandte. Es zeigt eine Tanzszene - einen sogenannten «Cakewalk» - mit einem schwarzen Protagonisten und einer weissen Tänzerin. Der «Cakewalk» entstand in den USA. Dabei machten sich die versklavten Menschen über die Tänze der weissen Herrschaft lustig. Das Siegerpaar wurde mit Kuchen, also «Cake», belohnt.
Spannend liest sich die Geschichte des Gemäldes, das zuletzt 1923 in einer Ausstellung in Berlin zu sehen war, bevor es von der Bildfläche verschwand. Dokumentiert war es lediglich noch auf Schwarzweiss-Fotografien, die zum Teil Kirchner selber angefertigt hatte.
Das Bild gelangte in die Sammlung des evangelischen Kommerzienrats Max Glaeser, der es kurz vor seinem Tod im Jahr 1931 erwarb. Als Nachlass-Werk wurde es 1932 dem Basler Kunstmuseum angeboten, das sich das Gemälde damals aber nicht leisten konnte. Es gelangte in den Besitz eines weiteren Privatsammlers.
Während der Nazi-Zeit versteckt
Während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten musste das als «entartet» geltende Bild versteckt werden. Es landete auf einem Bauernhof, wo es 1945 von französischen Soldaten entdeckt wurde. Diese waren offensichtlich keine Kunstliebhaber, wovon ein Schussloch im Kopf einer der Tänzerinnen und ein Bajonettstich im Leib des Tänzers zeugten.
Der Sammler vermachte das Werk 1980 schliesslich seinen Kindern mit der Bedingung, dass es in die Öffentlichkeit zurückgeführt werden sollte. Es vergingen 44 Jahre, bis es so weit war. Am 7. Juni 2024 wurde das Gemälde von der Stiftung Im Obersteg für rund 7 Millionen Euro ersteigert und anschliessend im Kunstmuseum Basel restauriert.
Nun ist «Tanz im Varieté» in der Ausstellung «Paarlauf» erstmals nach über 100 Jahren wieder öffentlich zugänglich.