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Gewerkschaft der Swiss-Piloten will Gesamtarbeitsvertrag kündigen

Luftfahrt

Gewerkschaft der Swiss-Piloten will Gesamtarbeitsvertrag kündigen

20. Juli 2025, 11:37 Uhr
Die Gewerkschaft der Swiss-Piloten erhofft sich bessere Arbeitsbedingungen. (Archivbild)
© KEYSTONE/STEFFEN SCHMIDT
Aeropers, die Gewerkschaft der Pilotinnen und Piloten, wird den Gesamtarbeitsvertrag mit der Fluggesellschaft Swiss voraussichtlich kündigen. Als Zeichen für einen Streit will sie den Schritt nicht verstanden sehen. Die Swiss hält eine Kündigung für unnötig.

Man werde den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Ende 2025 kündigen, teilte Aeropers-Sprecher Thomas Steffen am Sonntag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Der Vertrag würde in diesem Falle noch bis Ende 2026 gelten.

Zuerst über die Absichten von Aeropers berichtet hatte die «NZZ am Sonntag». Als Grund für den Schritt wurde in dem Artikel Schwierigkeiten von Pilotinnen und Piloten genannt, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinbaren.

«Ein normaler Schritt»

Die Gesamtarbeitsverträge würden in der Regel mit unbestimmter Laufzeit ausgehandelt, mit einer Mindestlaufdauer von vier Jahren, erklärte Steffen auf Anfrage. Bislang sei es stets so gewesen, dass entweder die Gewerkschaft oder Swiss den Vertrag zum frühestmöglichen Zeitpunkt gekündigt hätten, weil sie sich Verbesserungen erhofft hätten: «Die Kündigung ist also ein normaler Schritt und kein Zeichen für einen Streit.»

Den Abstimmungsprozess, der einer Kündigung vorausgehen müsste, hat Aeropers nach eigener Aussage noch nicht gestartet. Allerdings habe man eine Umfrage unter den Mitgliedern durchgeführt. Demnach befürworte derzeit eine Mehrheit eine Kündigung. Das Resultat der Umfrage sei auch der Swiss bekannt.

Nachverhandlungen ohne vorherige Kündigung des Gesamtarbeitsvertrages bezeichnete Aeropers-Sprecher Steffen als sehr unwahrscheinlich: «Unsere Erfahrungen aus dem aktuellen GAV betreffend der Umsetzung von Projekten und Verbesserungen zu Gunsten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während eines laufenden Vertrages sind sehr negativ. »

Airline setzt auf Gespräche

Swiss zeigte sich in einer Stellungnahme dagegen überzeugt, dass viele Anpassungen am Gesamtarbeitsvertrag auch im Rahmen eines partnerschaftlichen Dialogs und ohne formale Kündigung möglich seien.

«Die Sozialpartnerschaft ist für uns zentral, um gemeinsam tragfähige Lösungen für die Herausforderungen der kommenden Jahre zu finden», schrieb Airline-Sprecherin Silvia Exer-Kuhn auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Gemeinsames Ziel sei, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu stärken. Zu diesem Zweck arbeite man gemeinsam mit Aeropers an Projekten.

Man sei sich bewusst, dass die Anforderungen hoch seien, so Exer-Kuhn - mit grosser Verantwortung, Schichtarbeit und wechselnden Dienstplänen: «Viele Pilotinnen und Piloten wünschen sich mehr Einfluss auf ihre Arbeitszeit, und wir nehmen das ernst.»

Swiss setze alles daran, dass sich die Pilotinnen und Piloten langfristig wohlfühlen könnten. Gleichzeitig gelte es, die Wettbewerbsfähigkeit der Airline zu sichern.

Exer-Kuhn verwies auch auf konkrete Massnahmen. Mit dem aktuell gültigen GAV habe Swiss die Teilzeitmöglichkeiten für Pilotinnen und Piloten stark ausgebaut. Die durchschnittlichen Flugstunden pro Pilotin oder Pilot seien seit 2019 um rund 8 Prozent gesunken. Konkret hätten sie von circa 630 auf 580 Stunden jährlich abgenommen, bei einem gesetzlichen Maximum von 900 Stunden.

Quelle: sda
veröffentlicht: 20. Juli 2025 11:37
aktualisiert: 20. Juli 2025 11:37