News
Schweiz

«Es kommen schöne Herausforderungen auf uns zu»

National League

«Es kommen schöne Herausforderungen auf uns zu»

3. September 2025, 05:00 Uhr
Für die neue Saison trägt Michael Liniger als Coach beim EV Zug die Verantwortung - zuvor war er Assistenztrainer von Dan Tangnes
© KEYSTONE/URS FLUEELER
Der EV Zug blickt auf eine enttäuschende Saison zurück. Auch dank einem neuen Headcoach und einem Rückkehrer soll nun zur alten Stärke zurückgefunden werden.

Ob es das verflixte siebte Jahr gibt, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die Ära von Trainer Dan Tangnes bei Zug nach sieben Jahren am Tiefpunkt endete. Der äusserst eloquente Norweger führte die Zentralschweizer 2021 und 2022 zum Meistertitel und erreichte mit dem Team in den ersten sechs Saisons stets mindestens die Halbfinals.

In diesem Frühjahr allerdings ging der EVZ im Viertelfinal gegen Davos mit 0:4 Siegen sang- und klanglos unter. Zu denken gab den Verantwortlichen insbesondere die Art und Weise des Scheiterns, die Mannschaft war schlichtweg nicht bereit für die entscheidende Meisterschaftsphase.

Dass Tangnes die Zuger verlässt, war schon seit Ende November 2024 bekannt. Nun trägt Michael Liniger, der zwei Jahre unter ihm als Assistent gearbeitet hat, die Verantwortung. Zwar ist der 45-Jährige zum ersten Mal in der National League als Headcoach angestellt, dennoch ist sein Rucksack an Erfahrungen bereits gut gefühlt, auch weil er als Spieler 848 Partien in der höchsten Schweizer Liga bestritten hat. Ausserdem ist er sehr wissbegierig.

Viel von Tangnes gelernt

Welchen Einfluss hatte Tangnes auf ihn? «Er zeigte mir viele neuen Sachen, die ich vorher ehrlich gesagt noch nicht gesehen hatte. Er schaut das Eishockey etwas anders an als viele andere Coaches und hat mich immer herausgefordert. Es war ein Krampf, bis ich verstand, was er wollte, das machte mich aber stärker.» Liniger hatte nicht immer die gleiche Meinung wie Tangnes, «aber letztendlich war er in der Verantwortung und setzte das um, was er für richtig hielt. Das war absolut okay, doch nun versuche ich schon, meine Handschrift ins Team zu übertragen.»

Linigers Philosophie beinhaltet eine klare Struktur und klare Rollen im defensiven Spiel ohne Scheibe. Er ist überzeugt, nur so erfolgreich sein zu können. In der Offensive dagegen erhalten die Spieler viele Freiheiten, sollen sie kreativ sein und lesen, was der Gegner ihnen für Möglichkeiten gibt. Zudem möchte er Emotionen sehen und dass jeder für den anderen einsteht, bereit dazu ist, Fehler auszubügeln. «Das bringt Energie in die Mannschaft», sagt Liniger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Apropos Energie. Diese schien in den Playoffs zu fehlen, jedenfalls wirkte es so von aussen. Fit seien sie schon gewesen, aber die Abstimmung der Trainings auf und neben dem Eis sei nicht immer optimal gewesen, so Liniger. «Da nahmen wir Anpassungen vor. Wir verfügen nun über eine bessere Technik, um in Daten zu erfassen, wie gross die Belastung für die Spieler ist. Auch haben wir die Kommunikation mit den Athletiktrainern enorm verbessert. Wir tauschen uns täglich aus. Sie sind nun näher an den Spielern dran, um schneller individuelle Anpassungen vornehmen zu können.»

Drei neue Ausländer und ein Routinier

Anpassungen nahmen die Verantwortlichen auch beim Kader vor. Die Verträge mit den Schweden Gabriel Carlsson, Niklas Hansson und Fredrik Olofsson wurden aufgelöst. Als neue Ausländer stiessen der sehr NHL-erfahrene Slowake Tomas Tatar (New Jersey Devils) sowie die Tschechen David Sklenicka (Lausanne) und Dominik Kubalik (Ambri-Piotta) hinzu. Letzterer war in der vergangenen Saison in der Qualifikation mit 27 Toren der treffsicherste Spieler der National League. Dann wurde mit dem 39-jährigen Rückkehrer Raphael Diaz viel Erfahrung geholt.

«Es ist wunderschön, dass alles geklappt hat», sagt Diaz gegenüber Keystone-SDA. Der Verteidiger war 2021 zu Fribourg-Gottéron gewechselt, nachdem er sich mit dem EVZ nicht über eine Weiterbeschäftigung hatte einigen können. Welche Stimmung nahm er im Team wahr? «Ich spürte eine extreme Unzufriedenheit über das Saisonende. Das Ganze wurde allerdings sehr gut analysiert.»

Diaz sieht einen guten Mix im Team. «Wir haben grosse und robuste Spieler, aber auch kleinere, schnelle. Das Kader ist breit aufgestellt. Uns muss jedoch bewusst sein, dass viele andere Mannschaften ebenfalls besser sind und die gleichen Ziele haben. Es fängt immer im Training an. Am Anfang sind alle motiviert, die Schwierigkeit ist, sich stets weiter zu pushen, egal ob man im Hoch oder in einem Tief ist.» Für Diaz sind erneut die ZSC Lions, die den dritten Meistertitel in Serie anstreben, der Topfavorit. «Aber es wird sicher wieder eine ausgeglichene und hart umkämpfte Saison geben», ist er überzeugt.

Als der EVZ 2018 letztmals im Viertelfinal ausschied, erreichte er in der Folge dreimal in Serie - 2020 fanden wegen der Corona-Pandemie keine Playoffs statt - den Final und wurde zweimal Meister. Auch damals begann mit Tangnes eine neue Ära. Ein gutes Omen also? «Entscheidend ist, den Kopf nicht zu verlieren, wenn es ein paar Partien nicht wie gewünscht läuft», sagt Liniger. «Es wird schwierig, aber es kommen schöne Herausforderungen auf uns zu.»

Quelle: sda
veröffentlicht: 3. September 2025 05:00
aktualisiert: 3. September 2025 05:00