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Ein umstrittener Penalty ist der Knackpunkt im 100. Cup-Final

Schweizer Cup

Ein umstrittener Penalty ist der Knackpunkt im 100. Cup-Final

1. Juni 2025, 18:54 Uhr
Biel-Trainer Samir Chaibeddra küsst die Silber-Medaille
© KEYSTONE/TIL BUERGY
Der FC Biel schnuppert gegen den FC Basel an der grössten Sensation der Cup-Geschichte. Die überraschenden Drittligisten blicken stolz auf das Spiel, bedauern aber den Penalty-Entscheid gegen sie.

Für Omer Dzonlagic ist es nach dem 1:4 gegen Basel schwierig, seine Gefühle in Worte zu fassen. Zum einen ist da der Stolz, dass sein Team, das hauptsächlich aus Amateuren besteht, bis zum Schluss vom ganz grossen Coup träumen durfte. Die Bieler traten gegen den Schweizer Meister mutig auf, fokussierten sich zwar lange klar auf die Defensivarbeit, zeigten vor allem nach dem 0:1-Rückstand aber auch ihre offensiven Qualitäten.

So kam der Ausgleich in der 60. Minute nicht aus dem Nichts, sondern war der verdiente Lohn für eine engagierte Leistung des Aussenseiters. «Da hatten wir das Momentum plötzlich auf unserer Seite», sagt Dzonlagic, der im vergangenen Sommer nach 146 Spielen in der Challenge League zu Biel in die Promotion League gewechselt ist. «Wir haben an den Sieg geglaubt. Jeder Spieler, dem ich in die Augen geschaut habe, hat diesen Willen ausgestrahlt.» Fünf Minuten träumte ganz Biel davon, nach Lugano und YB auch noch Basel zu schlagen und erstmals in der Klubhistorie den Cup zu gewinnen.

Umstrittener Penalty

Das ist auch der Grund, weshalb sich neben Stolz eben doch auch Bedauern in die Gefühlswelt von Dzonlagic mischt. Denn nur wenige Minuten nach dem Ausgleich eilte Raphael Radtke nach einer Flanke aus dem Tor und prallte mit Albian Ajeti zusammen. Der Biel-Goalie sagt danach, er habe die Bilder zwar noch nicht gesehen, «aber ich habe das Gefühl, dass er in mich reinrennt und nicht umgekehrt». So oder so hätte der Unparteiische die Szene doch nochmals im Video anschauen sollen, meint Radtke.

Dzonlagic dagegen fürchtete im Moment des Pfiffs bereits, dass der VAR den Entscheid kaum anfechten würde. Denn dieser darf nur bei einem aus seiner Sicht klaren Fehlentscheid eingreifen. Und davon, dessen ist sich der 30-jährige Aussenläufer bewusst, kann in dieser Szene eben auch nicht gesprochen werden. Was dagegen klar ist: «Der Penalty-Entscheid war der Knick für uns», so Dzonlagic. «Die Kraft, nochmals einen Rückstand gegen Basel aufzuholen, reichte leider nicht.»

Basler zollen Respekt

Werden Basler auf die Penalty-Szene angesprochen, klingt es anders. «Wenn der Torhüter rauskommt, muss er den Ball haben. Wenn er dagegen in den Spieler rennt, muss der Schiedsrichter den Penalty geben», fasst Xherdan Shaqiri zusammen. Der Basel-Captain war es denn auch, der den Penalty verwandelte und am Ende zum Mann des Spiels gewählt wurde. Eine Auszeichnung, die im 100. Cup-Final zum ersten Mal vergeben wurde.

Wie seine Mitspieler hielt Shaqiri mit einem «grossen Kompliment» fest, dass die Bieler stark gekämpft hätten. So stark, dass Basels Trainer Fabio Celestini mehrmals in Rage geraten war. «Ich war besorgt», sagt Celestini. «Eigentlich schon vor dem 1:1, aber nach dem Ausgleich besonders. Es war ein sehr schwieriges Spiel für uns.»

Es sind Worte der Anerkennung, die für die Amateurfussballer in Biel im Moment der Niederlage nur ein kleiner Trost sind. «Jetzt wird es noch ein paar Tage weh tun», sagt Dzonlagic, der aber sicher ist, dass der Stolz irgendwann überwiegen wird. «Irgendwann werden wir das Spiel mit den Kindern anschauen und sagen: ‹Schaut, da haben wir als Drittligist im Cup-Final gespielt, und haben uns super geschlagen.›»

Quelle: sda
veröffentlicht: 1. Juni 2025 18:54
aktualisiert: 1. Juni 2025 18:54