Désirée Grundbacher vor ihrem ersten grossen Turnier
Sie bezeichnet sich nicht als Pionierin, doch das war sie schon als Spielerin. Grundbacher war eine der ersten Schweizer Fussballspielerinnen, die während ihrer Zeit bei GC einen Vertrag als Halbprofi erhielt.
Die ehemalige Mittelfeldspielerin, die da bereits als Schiedsrichterin tätig war, entschied sich jedoch lieber für die Pfeife als für den Vertrag, den ihr die Grasshoppers anboten. «Es gab einen Mangel an Unparteiischen und der Verband hat mir signalisiert, dass ich schnell in den besten Ligen tätig werden kann. Deshalb habe ich mich entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen», erzählt Grundbacher 15 Jahre später am Medientag der Schiedsrichter. Dort hat sie sich auf ihren ersten grossen internationalen Wettkampf vorbereitet.
Polemik vermeiden
Grundbacher leitet mindestens zwei Spiele in der Gruppenphase, das erste am Donnerstag in Sitten zwischen Belgien und Italien (18.00 Uhr). Danach werden diese Leistungen über weitere Einsätze in der K.o.-Phase entscheiden.
Die 41-Jährige hatte nie die Chance, als Spielerin an einem grossen Turnier teilzunehmen, obwohl sie 13 Länderspiele für die Nationalmannschaft absolviert hat. «Die Teilnahme an einer Heim-EM ist sehr schön, auch als Schiedsrichterin. Mein Team und ich werden versuchen, unser Bestes zu geben, damit die Spiele immer fair sind und es nie zu Kontroversen kommt», sagt sie, als sie auf das persönliche Ziel angesprochen wird.
Grundbacher ist eine der wenigen Schiedsrichterinnen, die sowohl bei Männer- als auch bei Frauen-Spielen im Einsatz sind. In dieser Saison leitete sie bei den Männern zehn Super-League-Spiele und musste sich einige Kritik anhören. Sie versichert jedoch, dass sie nie die Kommentare in den sozialen Netzwerken oder sonst etwas liest. «Wenn ich jedoch persönlich angesprochen werde, nehme ich diese Kritik immer an, um mich zu verbessern.»
Fitnesstests vor dem Einsatz
Wie in der Super League kommt auch an der EM die Videounterstützung in Form des VAR zum Einsatz. «Ich versuche, eine Partie mit oder ohne VAR gleich gut zu leiten. Die grösste Herausforderung beim VAR ist für mich, dass das Spiel verzögert wird und wir alle abwarten müssen», sagt sie.
Die Schweizerin hat sich in den letzten Jahren an den Wechsel vom Frauen- zum Männerfussball gewöhnt. Der Hauptunterschied liegt in der körperlichen Intensität, was ein etwas intensiveres Training erfordert. Roberto Rosetti, der Direktor für Schiedsrichterwesen bei der UEFA, bat die dreizehn Frauen, die für die EM 2025 ausgewählt wurden, ihre Vorbereitung entsprechend anzupassen. «Ich bin sehr stolz, denn sie haben alle den physischen Test der Männer bestanden», sagte der Italiener.
In den Spuren von Petignat und Staubli
Grundbacher und ihre Kolleginnen gehen an die Spiele der Männer und Frauen auf die gleiche Weise heran. «Es ist derselbe Fussball», sagt die Französin Stéphanie Frappart. «Das ist es, was das hohe Niveau ausmacht: Sich in jedem Spiel, den Rhythmus und der Technik der Mannschaften anzupassen», fügt die führende Schiedsrichterin der Frauen hinzu, die unter anderem ein Spiel bei der Männer-WM 2022 in Katar geleitet hat.
Désirée Grundbacher tritt in die Fussstapfen von Nicole Petignat und Esther Staubli, den beiden anderen Schweizerinnen, die bei einer EM-Endrunde als Schiedsrichterinnen tätig waren. Dabei hofft sie, dass sie auch künftige Schweizer Schiedsrichterinnen inspirieren kann. Sie hat nur einen Ratschlag: «Sei stark! Mehr nicht.»