Die Engländerinnen lassen sich nicht unterkriegen
Am Ende klangen in Basel keine spanischen Rhythmen durch den ausverkauften St. Jakob-Park. Stattdessen dröhnte «Sweet Caroline» aus Tausenden von englischen Kehlen. Die Lionesses hatten soeben erfolgreich den Titel verteidigt, in einem Spiel, in dem ein anderer Ausgang wahrscheinlicher gewesen wäre in Anbetracht der Spielanteile und der Torchancen. 22 Abschlüsse standen aufseiten der Spanierinnen, gerade einmal deren acht bei den Engländerinnen.
«Weiss nicht, wie wir das geschafft haben»
«Das ist Fussball - ein Sport, bei dem nicht immer das bessere Team gewinnt», resümierte Montse Tomé, die Trainerin der unterlegenen Spanierinnen und fügte sichtlich enttäuscht an: «Wir hätten ein anderes Ende verdient.»
Ungläubig zeigte sich auch Sarina Wiegman, die niederländische Trainerin des englischen Teams. Nach dem Titel mit ihrem Heimatland 2017 und dem Triumph mit England vor drei Jahren schaffte sie das EM-Triple. «Ich weiss nicht, wie wir das gemacht haben. Ich bin einfach nur glücklich», so die vierfache Welttrainerin.
Angesprochen auf die sieben Leben, die ihre Mannschaft in diesem Turnier gehabt hätten, sagte sie: «Ich muss zugeben, das ist das chaotischste und verrückteste Turnier, das wir je gespielt haben. Wir sind immer wieder zurückgekommen und der Glaube in uns selbst ist unglaublich.»
Kein K.o. in den K.o.-Spielen
Tatsächlich arbeiteten sich die Engländerinnen förmlich zum Titel. Nicht nur der Auftakt mit der Niederlage gegen Frankreich war bezeichnend für den so schwierigen Turnierverlauf des Teams von Sarina Wiegman. Vor allem in den K.o.-Spielen bissen sich die Lionesses die Zähne an den Gegnerinnen aus. Doch sowohl gegen Schweden im Viertelfinal als auch gegen Italien im Halbfinal zogen sie den Kopf aus der Schlinge, boxten sie sich irgendwie in die nächste Runde durch.
Ein Déjà-vu setzte es im Final ab, als die Engländerinnen alsbald einem Rückstand hinterherliefen, nicht nur in der regulären Spielzeit, sondern auch im Penaltyschiessen. Doch auch hier rissen sie das Ruder wieder herum, liessen sich die unzähmbaren Löwinnen nicht unterkriegen. Der zweite EM-Titel in Folge ist der verdiente Lohn.
«Heute Nacht werden wir einfach nur Party machen», sagte Wiegman zum Abschluss. Sweet Caroline dürfte wohl auch in der Playlist vertreten sein.