Das Gründenmoos ist für den CSIO St. Gallen wetterfest
Die aussergewöhnlichen Niederschläge vor einem Jahr haben den Verantwortlichen des CSIO um Nayla Stössel gleich einen doppelten Nackenschlag versetzt. Einerseits fiel der Nationenpreis 2024 sprichwörtlich ins Wasser, andererseits flog St. Gallen aus der neu geschaffenen Prestige-Serie «League of Nations». Das OK stand vor zwei grossen Hausaufgaben: Der Sport-Event musste neu aufgegleist und der Rasenplatz saniert werden.
Ersteres gelang vorzüglich, wie seit Mitte Februar bekannt ist. St. Gallen lockt die Weltelite im Springreiten ab Donnerstag mit einem Preisgeld von rund einer Million Euro an. St. Gallen steht somit wie Aachen, Rom oder La Baule als wichtiger Einzel-Event des Reitsports da.
Und seit ein paar Wochen steht auch fest, dass die zweite Herausforderung gemeistert wurde. St. Gallen präsentiert mit dem Gründenmoos einen der weltweit besten Rasenplätze im Springreiten. «Vorher war er auch schon gut», betont Nayla Stössel. «Der Platz hatte damals noch Limiten unter anhaltendem Starkregen, aber selbst unter diesen Bedingungen boten wir Sport.»
Mehr als nur Kosmetik
Die Stadt St. Gallen als Eigentümerin des Stadions, der Kanton und der CSIO St. Gallen haben eine Lösung gefunden, um die Sanierung finanziell zu stemmen. Nayla Stössel will keine Zahlen nennen («Ein rechter Betrag, denn es ging nicht bloss um eine kosmetische Anpassung.»), sondern den Fokus auf all die umgesetzten Massnahmen legen.
«Der Platz liegt tiefer als das umliegende Gelände, mit dem Nachteil, dass bei Regen auch Wasser von den Seiten her eindringen kann», erklärt die OK-Chefin. Aus diesem Grund wurde auf drei Seiten des Platzes eine Drainage eingebaut. Diese leitet bei Regen den Wasserabfluss der Böschungen ab.
Auf dem Platz selber wurde die Wasserdurchlässigkeit durch Sickerschlitze verbessert. Diese wurden mit 600 Tonnen Quarzsand aufgefüllt. Und für die Bodenlockerung bauten die Arbeiter 300 Tonnen Lavasand ein. Über dieser Grundlage wurde der Rasen mit einer für Pferdesportplätze ausgewählten Grassorte nachbesät. Das Wurzelwerk greift nun viel tiefer als noch vor einem Jahr. Der Rasen nimmt das Wasser, welches nicht sofort abläuft, viel besser auf.
Anfang Mai kam den Springreitern Martin Fuchs und Dominik Fuhrer die Ehre zu, als Testpersonen einzureiten. Die eine Hälfte des Rasens wurde mit 100 Litern pro Quadratmeter geflutet (beim Dauerregen 2024 waren es deren 80), die andere Hälfte nur leicht bewässert. Die beiden Sportler waren zufrieden: Adjektive wie «sehr gut» oder «perfekt» seien gefallen, erwähnt Nayla Stössel.
Rückkehr in die Nations League?
St. Gallen wurde wegen der Absage 2024 aus der Nations League, eine hochdotierte Nationenpreis-Serie des Weltverbandes FEI, geworfen. Neben Abu Dhabi, Ocala (USA) und Rotterdam kommt heuer Saint-Tropez zum Zug - die französische Destination richtete bislang noch keinen Gross-Event aus und hat kein Renommée in der Reiterszene.
Nach dem Rauswurf, der das OK von St. Gallen überraschte und enttäuschte, stellt sich für die Ostschweizer die Frage, ob sie nach der Sanierung des Rasenplatzes die Rückkehr in die Nations League anstreben sollen. Nayla Stössel gibt sich diplomatisch: «Wir konzentrieren uns darauf, unsere Hausaufgaben zu machen. Alles andere wird sich zeigen.»
Übersetzt heisst dies wohl, dass man wartet, bis der FEI-Präsident Ingmar De Vos im November 2026 altershalber zurücktreten muss. Keine Revanche-Gelüste hegt St. Gallen gegen Saint-Tropez. «Das Reglement der Nations League erlaubt auch fünf Destinationen. Man darf St. Gallen und Saint-Tropez nicht gegeneinander ausspielen, es hätten beide Platz», betont Nayla Stössel.