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Christelle Luisier will EM-Schwung für bleibendes Frauenerbe nutzen

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Christelle Luisier will EM-Schwung für bleibendes Frauenerbe nutzen

21. Mai 2025, 05:01 Uhr
Die Waadtländer Staatsratspräsidentin Christelle Luisier ist auch im SFV-Zentralvorstand und sieht die am 2. Juli beginnende Heim-EM als grosse Chance, um die Frauen im Fussball und den Frauensport im Allgemeinen zu fördern.
© KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE
Die Waadtländer Staatsratspräsidentin Christelle Luisier nimmt seit einem Jahr Einsitz im SFV-Zentralvorstand. Ihr ist wichtig, dass die Frauen-EM 2025 in der Schweiz ein bleibendes Erbe hinterlässt.

Luisier, die dem Departement für Institutionen, Raum und Sport des Kantons Waadt vorsteht, bezeichnet im Gespräch mit Keystone-SDA die am 2. Juli beginnende Heim-EM als grosse Chance, um die Frauen im Fussball und den Frauensport im Allgemeinen zu fördern.

Christelle Luisier, die Fussball-EM 2025 steht kurz bevor. Wie gross ist Ihre Vorfreude?

«Die ist gross, die Begeisterung für diese Euro ist bereits jetzt spürbar. Es wurden über eine halbe Million Tickets verkauft, das bereitet sehr viel Freude. Es gibt ein echtes Feuer, das im ganzen Land für dieses grossartige Ereignis entflammt ist. Es wäre fabelhaft, wenn alle Spiele ausverkauft sein würden.»

Ist der Erfolg bereits jetzt garantiert?

«Es ist sehr wichtig, dass wir weiter über den Anlass reden und diesen so gut wie möglich fördern. Ausserdem - ich spreche jetzt aus der Sicht der für den Sport zuständigen Staatsrätin - ist es unsere Aufgabe, überall in der Schweiz Projekte rund um diese EM umzusetzen. Solche, die den Event betreffen, aber auch solche, die auf Dauer angelegt sind, damit die Frauen-EM ein Vermächtnis hinterlässt.»

Haben Sie Beispiele?

«Im März haben Kurse von Jugend+Sport speziell für Fussballtrainerinnen begonnen. Wir haben auch Schulungen für weibliche Führungskräfte von Sportvereinen organisiert und werden eine spezielle Schulung für Frauen in der Führung von Fussballvereinen anbieten. Gleichzeitig unterstützen wir die Einrichtung von Fanzonen durch interessierte Gemeinden, damit wir eben auch in unserem Kanton das Ereignis miterleben können.»

In Bezug auf das gesamte Turnier und die Organisation dieses Grossanlasses: Was muss im Juli passieren, damit sich die Organisation für die Schweiz und auch für den SFV lohnt?

«Zunächst einmal zählen die Ergebnisse. Dann geht es darum, alles zu tun, damit die Veranstaltung im ganzen Land ein bleibendes Erbe hinterlässt. Es ist eine grossartige Gelegenheit, den Fussball der Frauen und im weiteren Sinne auch den Frauensport insgesamt zu fördern. Der SFV hat die finanziellen Mittel bereitgestellt, damit die Euro einen bleibenden Effekt haben wird. Parallel dazu nutzen auch die öffentlichen Einrichtungen die Gelegenheit, um den Frauensport zu fördern.»

Dabei stellen sich viele Herausforderungen.

«Ja. Eine davon ist, die Erwartungen aller Mädchen zu erfüllen, die mit dem Fussball beginnen möchten. Eine andere wird darin bestehen, eine Infrastruktur aufzubauen, die dieser Begeisterung gerecht wird. Ganz allgemein besteht die Herausforderung darin, dass Frauen den gleichen Respekt, die gleiche Aufmerksamkeit und die gleiche Anerkennung wie Männer geniessen.»

Was sind Ihre Überlegungen zu diesem Thema?

«Diese EM muss als Katalysator dienen, als Startschuss für Projekte, insbesondere im Bereich der Infrastruktur. Heute fehlt es in den Kantonen vor allem an Infrastruktur. Wenn man Jugendliche auf Wartelisten hat, um ihren Wunschsport ausüben zu können, dann ist das ein echtes Problem.»

Oft geht es dabei um Plätze für Frauen- und Mädchenteams.

«Das ist genau das, was man heute beobachten kann. Dort, wo es Wartelisten gibt, liegt der Hauptgrund vor allem am Zuwachs an Sportlerinnen, sei es im Eishockey, Fussball oder anderen Sportarten. Diese Wartelisten existieren, weil es an Infrastruktur mangelt. Es liegt also an uns, in diesem Bereich zu handeln.»

Vor einem Jahr wurden Sie zusammen mit der Nationalrätin Aline Trede in den Zentralvorstand des SFV gewählt. Dieses Gremium war zuvor während fast 130 Jahren ausschliesslich von Männern besetzt. Wie wurden Sie aufgenommen

«Sehr gut. Ich war immer gegen Quoten und werde es immer sein. Es geht einfach um Repräsentation. Aline und ich haben unterschiedliche Hintergründe und Lebensläufe. Ich denke, es ist interessant für den SFV, Personen zu haben, die mit den Behörden in Verbindung stehen, sei es auf Bundes- oder Kantonsebene. Das ermöglicht es, Brücken zu bauen, gerade um die grossen Herausforderungen anzugehen.»

Ist das sogar wichtiger als das Fussballwissen?

«Ich habe dem SFV sofort gesagt, dass ich nicht die richtige Person bin, wenn die Idee darin bestand, eine Fussballspezialistin zu haben. Meine Überzeugung ist, dass es in einem Komitee ergänzende Fähigkeiten braucht, es braucht eine Vielfalt an Blickwinkeln und Erfahrungen. Die Tatsache, dass ich in meinem Kanton für den Sport zuständig bin, ist natürlich ein Pluspunkt, weil es einen anderen Fokus oder eine andere Sichtweise gibt.»

Sind Frauen im Schweizer Fussball den Männern gleichgestellt?

«Das hängt davon ab, wovon man spricht. Es ist klar, dass die Geschichte nicht dieselbe ist. Was ich jedoch feststelle, ist der Enthusiasmus und der Wille, den Zustand zu ändern. Es hat auch einen gesellschaftlichen Wandel in Bezug auf den Frauenfussball gegeben. Die Zeiten, in denen man sagte, Fussball sei etwas für Jungs, sind vorbei. Und das zeigt sich auf den Spielfeldern, wo es immer mehr Spielerinnen gibt. Diese stärkere Vertretung ermöglicht es, die Legitimität zu schaffen, die vielleicht bisher gefehlt hat. Für mich ist es zudem wichtig, dass man den Frauenfussball einfach als Fussball betrachtet. Fussball ist Fussball, egal wer ihn spielt.»

Zurück zur Euro 2025. Gibt es Partien, die Sie sich vor Ort ansehen werden?

«Ich werde sicher bei einigen Spielen dabei sein. Ich möchte unsere Nationalmannschaft anfeuern und unterstützen.»

Was trauen Sie den Schweizerinnen zu?

«Das Team befindet sich in einer schwierigen Gruppe, aber ich glaube, dass alles möglich ist - vor allem, wenn die Begeisterung des Publikums die Schweizerinnen dazu bringt, bei jeder Gelegenheit über sich hinauszuwachsen. Der Heimvorteil kann unsere Spielerinnen wirklich zusammenschweissen.»

Um sich für die Viertelfinals zu qualifizieren?

«Ja. Und warum nicht noch weiter, noch höher? Seien wir optimistisch!»

Quelle: sda
veröffentlicht: 21. Mai 2025 05:01
aktualisiert: 21. Mai 2025 05:01