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Alessandra Keller und die hart verdienten WM-Medaillen

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Alessandra Keller und die hart verdienten WM-Medaillen

13. September 2025, 18:49 Uhr
Alessandra Keller zeigt ihre WM-Bronzemedaille
© KEYSTONE/MAXIME SCHMID
Alessandra Keller holt an der Heim-WM auch im Cross-Country in ihrer typischen Manier eine Medaille: Sie leidet bis zum Umfallen, trotzt Krämpfen - und wird dafür belohnt.

Einmal mehr presste Alessandra Keller das Letzte aus sich heraus, zum zweiten Mal an diesen Titelkämpfen resultierte eine WM-Medaille. Vier Tage nach Gold im Shorttrack sicherte sich die Nidwaldnerin mit dem unnachahmlichen Fahrstil Bronze im Cross-Country-Rennen über die olympische Distanz, der Hauptdisziplin.

Eine Bronzemedaille, mit der sich die als Mitfavoritin angetretene Keller sehr gut anfreunden konnte: «Gold im Shorttrack, Bronze im Cross-Country - ich bin zufrieden», hielt sie an diesem sonnigen, herbstlich kühlen Samstag auf dem Walliser Hochplateau fest. Tatsächlich verlief das Rennen kompliziert: «Wegen eines kleinen Fahrfehlers», wie sie ausführte, kam sie in der zweiten Runde in einer Abfahrt zu Fall, kopfüber, aber glücklicherweise glimpflich für Körper und Material.

Allerdings verlor sie bei diesem Manöver ihre Energie-Gels. Keller liess sich indes nicht beirren, schaffte zwischenzeitlich den Wiederanschluss an die fast durchwegs führende spätere Siegerin Jenny Rissveds und verteidigte schliesslich geplagt von Krämpfen erfolgreich den 3. Platz vor der Britin Evie Richards, der Weltmeisterin von 2021. «Es war von A bis Z ein Kampf. Ich hatte nicht die besten Beine, fuhr die letzten zwei Runden total am Limit. Das Heimpublikum hat mich getragen», schilderte Keller.

Ein steiniger Weg

29 Jahre alt musste die einstige Pharmazie-Studentin nach WM-Titeln als Juniorin (2013) und U23-Fahrerin (2018) werden, bis es nach zwei Gesamtweltcupsiegen im Cross-Country mit der ersten WM-Medaille bei der Elite klappte. Das hatte Gründe: Verletzungen - ein doppelter Handbruch 2019 und ein Kreuzbandriss vor der Saison 2022 - setzten sie zeitweise ausser Gefecht, die anfängliche Doppelbelastung mit dem Studium an der ETH zehrte an den Kräften.«Der Weg zu dieser WM-Medaille war ein sehr steiniger», sagte Keller deshalb nach ihrem Podiumsplatz.

2025, nach einer spät nachgeholten Operation am damals verletzten Kreuzband in der Zwischensaison, überraschte sich Keller selbst: «Ich ging ohne grosse Erwartungen in die Saison. Das Ziel war es, an der WM wieder in Form zu sein, und das lief besser als erwartet. Viel besser konnte es gar nicht herauskommen.»

Als Berg- und Talfahrt sieht Keller ihren Weg zur gefeierten Athletin an der Heim-WM dennoch nicht. «Meine Entwicklung von der Juniorin bis zur Elite ist eine gesunde Schritt-für-Schritt-Entwicklung, ohne grosse Hochs und Tiefs», sagt sie. «Ich habe mir Zeit gegeben, das Team hat mir Zeit gegeben, ich durfte meine Entscheide selber treffen.»

Manchmal sei sie auch einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, so Keller. Zum Beispiel 2016, als sie zum Team Stöckli von Ex-Weltmeister Ralph Näf gekommen sei, das seit 2018 mit Rahmen der renommierten Schweizer Marke Thömus ausgestattet wird. «Über diese zehnjährige Zusammenarbeit ist sehr viel gewachsen. Wir sind ein aussergewöhnliches Team mit einem einmaligen Zusammenhalt», sagt Keller.

Beharrlich und leidensfähig

Den nicht minder relevanten, auf sich selbst bezogenen Anteil an ihrem Werdegang erwähnte Keller nicht: ihre Zielstrebigkeit, die Beharrlichkeit und Leidensfähigkeit. «Alessandra wurde nichts in die Wiege gelegt. Sie musste sich alles erarbeiten und zudem Enttäuschungen wie die Nicht-Selektion für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio wegstecken. Sie stand immer wieder auf und gab nie auf», sagt etwa der Ex-Weltmeister und heutige TV-Experte Thomas Frischknecht.

Dazu passt ihr Fahrstil wie die Faust aufs Auge: Pflügt sich Keller jeweils die Anstiege hoch, sieht es aus, als drohte sie zu Tode erschöpft vom Rad zu kippen. Aber eben: Die 29-jährige Nidwaldnerin weiss sich zu quälen.

Quelle: sda
veröffentlicht: 13. September 2025 18:49
aktualisiert: 13. September 2025 18:49