Schweizer Radprofis im Schatten der Glanzlichter
Seit 23 Etappen ohne Schweizer Sieg
Beeindruckende Kulissen, packende Rennen und meist strahlender Sonnenschein - die Tour de Suisse 2025 verlief äusserst erfolgreich. Einziger Makel war das Abschneiden der Schweizer Fahrer. Nach dem überlegenen Gesamtsieg von Marlen Reusser bei den Frauen konnten ihre männlichen Kollegen nicht nachziehen. Der erhoffte Etappensieg blieb wie im Vorjahr aus.
Am nächsten kam ihm Fabio Christen, der am zweiten Tag am Schwarzsee zu Platz 2 sprintete. In der 6. Etappe wurden Stefan Küng, vor zwei Jahren der letzte Schweizer Etappensieger, und Mauro Schmid erst auf dem letzten Kilometer vom Feld eingeholt. «Form top, Resultat flop», bilanzierte Schmid treffend. Der Zürcher im Trikot des Landesmeisters war ein steter Aktivposten und als 43. letztlich auch der beste einheimische Fahrer im Gesamtklassement.
Jan Christens Albtraum-Woche
Noch nie in der 92-jährigen Geschichte der Landesrundfahrt mussten die Schweizer so lange auf einen Gesamtsieg warten. Fabian Cancellara war 2009 der letzte, dem dies gelang. Einer, dem es zugetraut wird, einst in die Fussstapfen des Berners zu schlüpfen, ist Jan Christen. Dem 20-jährigen Aargauer wurde heuer ein Top-5-Ergebnis zugetraut, doch er bezahlte Lehrgeld.
Jan Christen, bekannt für seine Angriffslust, stürzte am ersten Tag nach bereits 14 km heftig und verlor viel Zeit. Obwohl angeschlagen, versuchte er es tags darauf mit einer Attacke kurz vor dem Ziel. Diese war jedoch nicht nur nicht von Erfolg gekrönt, sondern sorgte in seinem Team UAE Emirates auch für mächtig Unmut, weil sie offenbar nicht geplant war. Gezeichnet von den Sturzverletzungen stieg der jüngere der beiden Christen-Brüder letztlich noch vor dem Schlusswochenende aus der Rundfahrt aus. Aus dem geplanten Saisonhöhepunkt wurde für ihn eine bittere Enttäuschung.
Finanzielle Lage bleibt herausfordernd
Ein Schweizer, der bis zuletzt um den Gesamtsieg mitfahren könnte, würde den Organisatoren auch helfen, höhere Einnahmen im Marketing und Sponsoring zu generieren. Denn noch immer ist die Veranstaltung defizitär. «Finanziell bleibt die Lage nach wie vor herausfordernd», bestätigt Gabriela Buchs. Als CEO soll sie die Tour de Suisse mit einer geeigneten Strategie wieder in die Gewinnzone führen.
Das Gesamtbudget beträgt derzeit acht Millionen Franken, davon werden 80 Prozent durch Sponsoren generiert. Die grösste Sorge bereitet weiterhin das Frauenrennen - da beträgt der Verlust bei einem Aufwand von einer Million «einige hunderttausend». Das Generieren von Einnahmen durch den Verkauf von Tickets ist im Radsport nicht möglich. Doch laut CEO Gabriela Buchs gibt es positive Anzeichen, wie der finanzielle Kraftakt künftig gestemmt werden kann: «Mehrere Partner haben bereits wieder zugesagt oder sogar davon gesprochen, ihre Kooperation auszubauen.»
Was folgt als nächstes?
Aus sportlicher Sicht geht es in dieser Woche mit den nationalen Meisterschaften weiter. Den Auftakt machen am Donnerstag die Zeitfahren in Steinmaur. Am Wochenende folgen die Strassenrennen, organisiert vom VC Fischingen, dem Klub von Stefan Küng. Am Samstag starten die Frauen, am Sonntag die Männer.
Als Titelverteidiger gehen Noemi Rüegg und Mauro Schmid in die Rennen. Im Zeitfahren haben im vergangenen Jahr Küng und Elena Hartmann triumphiert. Marlen Reusser war aufgrund ihres krankheitsbedingten Ausfalls die grosse Abwesende.
Welche Schweizer fahren die Tour?
Am 5. Juli beginnt in Lille mit der Tour de France das bedeutendste Etappenrennen im internationalen Radsport. Von den sechs Schweizern, die bei einem Team der World Tour unter Vertrag stehen, dürfen vier auf eine Nominierung hoffen: Silvan Dillier, Stefan Bissegger, Mauro Schmid und Stefan Küng. Bei Küng ist ein Start jedoch fraglich, da die Geburt seines zweiten Kindes bevorsteht. Für Schmid wäre es die erste Teilnahme.
Sein Debüt bei der Frankreich-Rundfahrt gibt auch das Schweizer Tudor-Team von Besitzer Fabian Cancellara. Eine erneute Nicht-Nominierung von Marc Hirschi (wie beim Giro) käme überraschend, auch wenn der Tour-Etappensieger von 2020 auch vergangene Woche seiner Bestform hinterherfuhr. Mit Hirschi wären es fünf Schweizer Tour-Teilnehmer und damit zwei mehr als im letzten Jahr.