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João Almeidas starke Aufholjagd

Tour de Suisse

João Almeidas starke Aufholjagd

22. Juni 2025, 21:00 Uhr
João Almeida strahlt als Gesamtsieger der Tour de Suisse im Gelben Trikot
© KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
João Almeida ist nach dem dreifachen Sieger Rui Costa (2012 bis 2014) erst der zweite Portugiese, der die Tour de Suisse gewinnt. Nach einer Woche der Aufholjagd kürt er sich zum logischen Sieger.

João Almeida reiste als Topfavorit zu seiner zweiten Tour de Suisse - gestärkt durch die starken Leistungen in der ersten Saisonhälfte und den 2. Gesamtrang im Vorjahr. Doch der Auftakt geriet zum Rückschlag: Auf der verregneten und chaotisch verlaufenen Startetappe rund um Küssnacht am Rigi verlor der 26-Jährige über drei Minuten auf die Spitze. Früh war er damit in der Bringschuld.

Drei Tage später meldete sich Almeida eindrucksvoll zurück. Mit einem überzeugenden Solosieg beim Abstecher nach Italien eröffnete er seine Aufholjagd. Tags darauf musste er sich in der Königsetappe mit Rang 2 begnügen - doch genug, um wieder in Schlagdistanz zum Leadertrikot zu sein.

Am Schlusswochenende schlug dann seine Stunde: Almeida gewann sowohl die 7. Etappe als auch das abschliessende Bergzeitfahren und verdrängte den Franzosen Kévin Vauquelin noch deutlich von der Spitze der Gesamtwertung.

Mit seinem fünften Rundfahrtsieg bei den Profis setzte João Almeida seinen starken Lauf in dieser Saison fort. Im Mai hatte er bereits die Tour de Romandie gewonnen, im April triumphierte er bei der Baskenland-Rundfahrt. Auch bei der Valencia-Rundfahrt und der Algarve-Tour stand er als Zweiter auf dem Podest. Lediglich bei Paris-Nizza verpasste er das Podium als Gesamtsechster knapp.

Trainingsfahrten ins Dunkel

Joao Almeida und das Velofahren - es war Liebe auf den ersten Blick. Geboren und aufgewachsen in der Nähe der kleinen Küstenstadt Caldas da Rainha 90 km nördlich von Lissabon, mochte er in jungen Jahren das Schwimmen und Fussballspielen, ehe er die Leidenschaft für das Velofahren entdeckte.

Sein Vater, ein Mechaniker, sorgte sich bisweilen, wenn der junge João bei Wind und Wetter abends lange allein auf dem Velo unterwegs war - manche Ausfahrten sollen erst im Dunkeln geendet haben. Doch wie die Mutter, eine Sozialarbeiterin, unterstützte auch der Vater die sportlichen Ambitionen ihres Filius stets. So standen sie ihm auch nicht im Weg, als dieser mit 18 Jahren sein Studium in Ernährungs- und Diätwissenschaften abbrach und voll auf die Karte Spitzensport setzte.

Ein Mann für grosse Rundfahrten

Zwei Jahre später kannte ihn schon die ganze Radsportwelt, als er 2020 bei seinem Debüt an einer Grand Tour am Giro d'Italia während 15 Etappen die Maglia Rosa trug. Erst am viertletzten Tag musste er das rosafarbene Leadertrikot abgeben. Seine erste dreiwöchige Rundfahrt beendete er als Vierter knapp neben dem Podest.

Mittlerweile ist Almeida, mit vollem Namen João Pedro Gonçalves Almeida, ein wichtiges Puzzleteil in der Erfolgsgeschichte von UAE Emirates geworden. Das Team, bei dem auch der Schweizer Hoffnungsträger Jan Christen unter Vertrag steht, stellte in diesem Jahr in den bisher 25 Veranstaltungen der World Tour zwölfmal den Sieger - die Siegquote liegt also fast 50 Prozent.

Eigene Ambitionen hinten anstellen

Almeida ist der einzige Portugiese, der es in den drei Grand Tours in die Top 5 geschafft hat, aber ob er auch der erste ist, der eine solche gewinnt? Bei seiner Premiere an der Tour de France belegte er im vergangenen Sommer beim dritten Sieg seines Teamkollegen Tadej Pogacar den 4. Platz. In zwei Wochen wird Almeida in Frankreich erneut die Rolle des Edelhelfers für den slowenischen Topfavoriten übernehmen.

Dass er dabei seine eigenen Ambitionen hinten anstellen muss, scheint ihm nichts auszumachen: «Ich werde so viel helfen, wie ich kann, und hoffe, dass Tadej wieder gewinnt», sagt Almeida mit einer für einen Portugiesen ungewohnten Zurückhaltung. Um dann nachzuschieben. «Meine Zeit wird schon noch kommen. Da bin ich überhaupt nicht gestresst.»

Quelle: sda
veröffentlicht: 22. Juni 2025 21:00
aktualisiert: 22. Juni 2025 21:00