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«Ich bin es, der sich bedanken muss»

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«Ich bin es, der sich bedanken muss»

2. Mai 2025, 01:29 Uhr
Letztes Mal als Profi auf Schweizer Eis: Andres Ambühl
© KEYSTONE/URS FLUEELER
Bei der 1:2-Niederlage gegen Schweden läuft Andres Ambühl letztmals auf Schweizer Eis ein. Es ist ein emotionaler Abschied mit der Familie - und für den Evergreen aus Davos sogar fast etwas zu viel.

Keiner hat öfter für die Schweizer Nationalmannschaft gespielt (341 mal), keiner hat mehr Skorerpunkte im roten Dress gesammelt (152), keiner hat die Schweiz öfter an Weltmeisterschaften vertreten (19 mal) - und doch haben die Fans vom 41-jährigen Bündner noch lange nicht genug. Minutenlang huldigen ihm die gut 6500 Fans im Klotener Schluefweg am Donnerstagabend nach Matchende. So wie sie es schon vor dem ersten Puckeinwurf getan hatten.

Besonders war die Zeremonie davor. Ambühl, der natürlich das «C» für den Captain auf der Brust trug, erhielt ein Leibchen mit seiner Nummer 10 und eine riesige Flasche Wein. Vor allem aber waren da seine Frau und die beiden Töchter, drei und fünf Jahre alt, auf dem roten Teppich und umarmten den Star des Abends innig. Ambühl freute sich über die Ehrungen sichtlich, nach der Partie hält er aber auch fest: «Ich bin nicht der, der Dank bekommen sollte. Ich bin es, der sich bedanken muss.»

«Nicht normal und sehr speziell»

Das ist typisch für den bodenständigen Bergler aus dem Sertigtal bei Davos. Zu Fuss hatte er den kurzen Fussmarsch vom nahen Hotel durch den Klotener Wald ins Stadion hinter sich gebracht, wohl wissend, was ihn erwarten würde. «Die grosse Wertschätzung, die ich erfahre, ist nicht normal und sehr speziell», hält er fest. Gleichzeitig seien ihm die minutenlangen Ovationen vor der Partie «fast etwas peinlich» gewesen. «Ich hatte gehofft, dass sie nach einer Minute aufhören», meint er mit einem leicht verlegenen Lächeln.

Zwei Spiele dauert seine Karriere mindestens noch, am Samstag trifft die Schweiz in Brünn auf Finnland, am Sonntag zum Abschluss der diesjährigen Euro Hockey Tour auf den Gastgeber Tschechien. Aller Wahrscheinlichkeit kommt im Anschluss aber auch noch eine 20. WM hinzu, ehe Ambühl seine Schlittschuhe endgültig an den Nagel hängt. Während er keine Prognose wagen will, sagt Nationalcoach Patrick Fischer zumindest so viel: «Seine Chancen stehen gut.»

«Mit Büeli-Attributen gespielt»

Man habe gegen Schweden auch für Ambühl gewinnen wollen. «Das hat er sich gewünscht.» Dieses Ziel erfüllt sich trotz über weite Strecken guter Leistung gegen ein starkes Schweden nicht. Unzufrieden ist Fischer nicht: «Wir haben ein bisschen ‹Büeli-Attribute› gezeigt, sehr viel Kampfgeist, Leidenschaft, Geschwindigkeit.» Ein viel grösseres Kompliment könnte er seinem Team kaum machen.

Der Captain ging einmal mehr vom ersten Puckeinwurf an voran - trotz seiner 41 Jahre. «Er ist einfach Büeli», sagt Fischer, der einst beim HC Davos noch in der gleichen Mannschaft spielte. «Er ist einfach immer gleich, so wie er ist. Er ist in jedem Training dabei, er ist wach, hat Spielfreude. Gerade mit seiner Vielseitigkeit ist er viel wert.»

Auch deshalb dürfte Ambühls Karriere auch nächste Woche noch einmal um ein letztes Kapitel verlängert werden. Seinen letzten Abend als Hockeyprofi auf Schweizer Eis wird aber auch der nicht für seine offen gezeigten Emotionen bekannte Dauerbrenner in spezieller Erinnerung behalten. Es war mehr als nur hübsch und ein würdiger Abschied - auch ohne Tränen.

Quelle: sda
veröffentlicht: 2. Mai 2025 01:29
aktualisiert: 2. Mai 2025 01:29