Ehemaliger Wirt aus Dietikon soll 15 Jahre ins Gefängnis
«Es ist ganz einfach. Das Restaurant lief nicht wie geplant, und es musste Geld her», sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Der Sachverhalt könne zweifelsfrei nachgewiesen werden. «Dass niemand zu Schaden kam, ist nur dem Zufall zu verdanken.»
Der 34-Jährige soll wegen qualifizierter Anstiftung zu Brandstiftung mit Gefährdung des Lebens sowie wegen versuchten Betrugs verurteilt werden. Er habe acht Menschen in den Wohnungen über dem Restaurant in Gefahr gebracht. Das Ausmass dieser Brandstiftung, mit vier Kanistern Benzin und Diesel, sei «bisher einzigartig in der Schweiz».
Er wollte «kleinen Schaden» anrichten
Der Italiener beteuerte in der Befragung, dass lediglich «ein kleiner Schaden» am Mobiliar hätte angerichtet werden sollen. Er sei damals sehr unter Stress gestanden und habe dringend einen Betriebsunterbruch benötigt. Danach habe er auf weniger Fläche mit einem Pizza-Service wieder einsteigen wollen. Um einen Versicherungsbetrug sei es ihm nicht gegangen.
Allerdings hatte er einige Monate zuvor die Versicherungsdeckung deutlich erhöht. Bei Betriebsunterbruch hätte er neu bis zu 800'000 Franken erhalten können. Das sei Zufall gewesen, beteuerte er. Sein neuer Treuhänder habe ihm gesagt, dass er unterversichert sei.
Seine Anwältin forderte eine teilbedingte Freiheitsstrafe von 29 Monaten, wobei er 14 Monate absitzen solle, der Rest solle bedingt verhängt werden. Weil der gescheiterte Gastronom seit zweieinhalb Jahren im Gefängnis sitzt, wäre seine Strafe somit bereits verbüsst.
Die Anwältin betonte ebenfalls, dass der Grund für die Brandstiftung «nicht Gier war, sondern das Bedürfnis, sich selbst eine Verschnaufpause zu gönnen und einen Weg aus dem Hamsterrad zu finden». Allerdings sei die Tat «dilettantisch geplant» gewesen.
Brandstifter tauchte unter
Denn der in Auftrag gegebene «kleine Schaden» wurde zur Explosion, weil der Treibstoff in der Nähe eines Gasherds angezündet wurde. Acht Menschen, die oberhalb des Restaurants ihre Wohnungen hatten, schreckten wegen der Detonationen nachts um 2 Uhr aus dem Schlaf hoch und mussten sich ins Freie retten.
Der Schaden am Gebäude wurde auf über eine Million Franken beziffert. Das «Bella Vita» beim Bahnhof Dietikon ist nach wie vor geschlossen. Der eigentliche Brandstifter, ebenfalls Italiener, konnte bis heute nicht verhaftet werden. Er tauchte unter.
Vor Gericht standen am Mittwoch dafür der 32-jährige Italiener, der die Tat organisiert hatte, sowie ein 41-jähriger Landsmann, der zur Tankstelle fuhr und die Kanister füllte.
18 Jahre für den «Vermittler»
Für den «Vermittler» forderte die Anklage eine Freiheitsstrafe von 18 Jahren, dazu einen Landesverweis von 15 Jahren. Der Pizzaiolo ist in seiner Heimat mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Beteiligung an einem Überfall auf ein Schmuckgeschäft. Er soll auch mit dem organisierten Verbrechen in Kontakt stehen.
Er beteuerte jedoch, dass er lediglich seinem verzweifelten Freund habe helfen wollen. Er habe nicht gewusst, dass in dem Haus Menschen leben würden. Der Restaurantbesitzer habe ihm versichert, dass die Wohnungen wegen Umbauarbeiten leer seien. Sein Anwalt hielt eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten deshalb für angemessen. Zudem solle auf den Landesverweis verzichtet werden.
Der Mann, der an der Tankstelle die Kanister füllte, gab sich ahnungslos. Er habe nicht gewusst, wofür der Treibstoff genau verwendet werde. Für seinen «Gefallen» will er zudem kein Geld erhalten haben. Die Staatsanwältin fordert für ihn eine bedingte Freiheitsstrafe von 12 Monaten und dazu einen Landesverweis von acht Jahren. Sein Anwalt verlangt einen Freispruch.
Die Urteile werden am Freitag eröffnet.