Unbefruchtete Eier entscheiden über das Schicksal von Ameisen
Lange galten die sogenannten trophischen Eier nur als zusätzliche Nahrungsquelle. In einer am Dienstag im Fachblatt «eLife» erschienen Studie zeigte ein Lausanner Forschungsteam nun aber, dass sie in der Entwicklung von Ameisenlarven eine aktive Rolle spielen. Larven der Wüstenameise Pogonomyrmex rugosus, die Zugang zu diesen Eiern hatten, entwickelten sich fast ausschliesslich zu Arbeiterinnen, während Larven ohne diese Nahrung deutlich häufiger zu Königinnen heranwuchsen.
Seit Langem wissen Biologinnen und Biologen, dass sich Königinnen und Arbeiterinnen, obwohl sie dasselbe Erbgut teilen, stark in Morphologie, Verhalten und Funktion unterscheiden, wie Laurent Keller, ehemaliger Professor an der Universität Lausanne (Unil), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Offen blieb aber die Frage, wie ein und dasselbe Erbgut solche Unterschiede hervorbringen kann.
Mechanismus möglicherweise weit verbreitet
Dass die Antwort in den unbefruchteten Eiern liegen könnte, fanden die Forschenden durch ein Experiment heraus, in dem sie eine Gruppe der Larven mit trophischen Eiern fütterten und eine andere Gruppe nicht. «Sehr viele Ameisenarten produzieren trophische Eier. Es ist daher wahrscheinlich, dass dieser Mechanismus bei Ameisen weit verbreitet ist», sagte Keller.
Eine Analyse der Eier zeigte deutliche Unterschiede zwischen «normalen» und trophischen Eiern. Insbesondere unterschied sich die Zusammensetzung der Mikro-RNA - kleine Moleküle, die Gene ein- oder ausschalten können. Das deutet laut den Forschenden darauf hin, dass die Eier die Entwicklung der Larven direkt steuern könnten.