Opposition boykottiert Wahlen in Venezuela
Bei den Wahlen stimmten die Venezolaner über die 285 Abgeordneten des Parlaments, 24 Gouverneure und zahlreiche Bürgermeister, Stadträte und lokale Abgeordnete ab. Erstmals sollten auch Amtsträger für die umstrittene Grenzregion Essequibo gewählt werden. Venezuela beansprucht das zum Nachbarland Guayana gehörende Gebiet für sich. Guayana weist die Ansprüche zurück. Die ölreiche Region macht etwa zwei Drittel des Staatsgebiets aus.
Grosse Ölvorkommen wecken Begehrlichkeiten
Die derzeitigen Grenzen des Gebiets wurden 1899 in einem Schiedsspruch eines Tribunals in Paris festgelegt, den die USA und Grossbritannien veranlasst hatten. Venezuela beruft sich auf ein Abkommen mit dem Vereinigten Königreich von 1966 - wenige Monate bevor die damalige Kolonie Britisch-Guayana unabhängig wurde. Dieses sah eine Verhandlungslösung des Disputs vor. Der Grenzkonflikt verschärfte sich, als 2015 vor der Atlantikküste Essequibos grosse Ölvorräte gefunden wurden. Guyana erteilte dem US-Ölkonzern Exxon Mobil Förderlizenzen.
Das Öl bescherte Guyana mit seinen gerade einmal rund 800.000 Einwohnern in den vergangenen Jahren einen kräftigen Aufschwung. Aus einem der ärmsten Länder Südamerikas wurde so der Staat mit dem grössten Wirtschaftswachstum weltweit.
Die Opposition rief zum Boykott der Wahlen auf, weil sie keine freie und faire Abstimmung erwartet. In einer umstrittenen Wahl hatte sich Staatschef Nicolás Maduro im vergangenen Jahr im Amt bestätigen lassen. Die Opposition reklamierte damals den Sieg für sich und warf der Regierung Betrug vor. Auch die USA, die EU und zahlreiche lateinamerikanische Staaten zweifeln das offizielle Wahlergebnis an.