Nein zum Theaterprojekt kein Nein zum Luzerner Theater
Die Stimmberechtigten lehnten den Projektierungskredit über 13,8 Millionen Franken mit einem Nein-Stimmenanteil von knapp 58 Prozent (15'033 zu 10'914 Stimmen) ab. Mit dem Geld hätte der Entwurf «überall» der Zürcher Architekten Andreas Ilg und Marcel Santer zum Bauprojekt weiterentwickelt werden sollen.
Ilg und Santer sahen vor, das 185 Jahre alte Theater an der Reuss total umzubauen und durch einen Neubau zu ergänzen. Ihr Projekt hatte sich in einem Wettbewerb durchgesetzt und wurde nach Kritik vor allem an der Grösse und der Fassade überarbeitet. Die Baukosten wurden auf 130 Millionen Franken geschätzt.
Im Parlament unbestritten
Im Stadtparlament war der Projektierungskredit von allen Fraktionen unterstützt und einstimmig gutgeheissen worden. Das Komitee «Nein zum Projektierungskredit Luzerner Theater» wertete das Abstimmungsergebnis denn auch als «Ohrfeige» für die Luzerner Politik, das Theater und die Medien. Es sei jahrelang am Volk vorbei an einem «architektonischen Fremdkörper» und an einem «überteuerten Mega-Festspielhaus» geplant worden, lautete sein Vorwurf.
Der Luzerner Stadtrat zeigte sich seinerseits «sehr enttäuscht». Ein langer, sorgfältig aufgegleister Planungs- und Diskussionsprozess habe ein «abruptes Ende» genommen, teilte er mit. Wie es nun weitergehe, sei «komplett offen».
Zu klein
Stadt, Kanton und das Luzerner Theater hatten das Neubauprojekt damit begründet, dass das heutige Haus an der Reuss für einen modernen und effizienten Betrieb zu klein sei. Zudem müsse das Gebäude ohnehin umfassend renoviert werden.
Zu den möglichen Gründen, die zu einem Nein geführt haben, führte der Stadtrat den Standort an der Reuss und die Grösse des Neubau unmittelbar neben der barocken Jesuitenkirche an. Kritisiert wurde aber auch das Betriebskonzept, das von einer deutlichen Steigerung der Zuschauerzahlen ausging, und die Betriebskosten. So wurde teilweise befürchtet, dass für die restliche Kultur nicht mehr genügend öffentliche Gelder zu Verfügung stehen könnten.
«Summe vieler Kritikpunkte»
Die Grüne Stadt Luzern sah das Nein der Bevölkerung zum Planungskredit denn auch als «Summe vieler Kritikpunkte». Ein Nein zum Theater sei dies aber nicht. Die Partei stehe weiterhin hinter einem produzierenden Mehrspartenhaus.
Auch die Mitte Stadt Luzern zeigte sich überzeugt, dass das Nein «nicht als generelle Absage an die Notwendigkeit eines neuen Theaterbaus» zu verstehen sei. Sie werde weiterhin für ein neues Theater kämpfen.
Grundsatzdebatte gefordert
Die SP sah das Abstimmungsergebnis als «Auftrag für eine kulturpolitische Grundsatzdebatte», in der es vor allem um eine «gerechte Verteilung des städtischen Raums und der öffentlichen Subventionen» gehen solle. Nur so könne ein mehrheitsfähiges Projekt entwickelt werden.
Das Nein-Komitee fordert bezüglich der Zukunft des Luzerner Theaters ein «Zurück an den Start». Statt «Prestige» und «teure Inszenierungen» brauche es eine Lösung, die finanziell tragbar sei, die freie Szene einbinde und architektonisch und städtebaulich von «Exzellenz» geprägt sei.