Naturfreunde Schweiz feiern 100 Jahre Landesverband
Eigentlich feiern die Naturfreunde bereits das zweite 100-Jahr-Jubiläum in ihrer Geschichte. 2005 hatten sie in einem Zirkuszelt in Zürich das 100-Jahr-Jubiläum der Gründung der ersten Naturfreundesektionen im Jahr 1905 gefeiert.
Nun nehmen die Naturfreunde die Gründung des Landesverbands 1925 in Zürich, mit dem die einzelnen Sektionen unter einem gemeinsamen Dach vereint wurden, zum Anlass für ein weiteres Jubiläumsfest, das im Volkshaus in Zürich stattfindet.
In Wien gegründet
Die erste Naturfreundegruppe hatte 1895 der sozialistische Lehrer Georg Schmiedl in Wien gegründet. «Den arbeitenden Menschen aus grauen Städten den Zugang zur Natur zu erschliessen», war das Ziel der Gründergeneration.
«Berg frei» wurde Kampfruf und Gruss der Naturfreunde. Die Natur, die Berge sollten allen, auch den armen Arbeiterschichten offen stehen - nicht nur dem Adel und dem Bürgertum. Ein Gründungsmitglied, der spätere österreichische Bundespräsident Karl Renner, kreierte das Symbol der Naturfreunde - den Handschlag samt den drei Alpenrosen.
«Berg frei» - auch in der Schweiz
Der aus der Donaumonarchie eingewanderte Schriftsetzer Ferdinand Bednarz gab den Anstoss zur Gründung der Schweizer Naturfreunde. 1905 wurden die ersten Sektionen in Zürich, Bern, Luzern und Davos gegründet.
Die Naturfreunde organisierten für die Arbeiterschaft Aktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Skifahren, Pilzkurse - zu erschwinglichen Preisen. In Fronarbeit bauten sie Naturfreundehäuser; ein erstes wurde 1912 auf dem Säntis errichtet.
Konzept des Volkstourismus
Einen Aufschwung erlebte die Bewegung in der Zwischenkriegszeit, als sich die Arbeiterschaft bessere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und schliesslich bezahlte Ferien erkämpfte. Mit dem Konzept «Volkstourismus» versuchten Naturfreude, möglichst viele Leute mit einem günstigen Ferienangebot zu erreichen.
Die Organisation von Massenskilagern und Ferienkolonien gefiel nicht allen: Viele Aktivisten befürchteten durch den Massentourismus eine Schwächung der alten Ideale, wie die Basler Historikerin Beatrice Schumacher im Jubiläumsbuch «engagiert unterwegs» darlegt.
Der Kalte Krieg führte zu einer Kaltstellung der kommunistischen Aktivisten. Mit dem wachsenden Wohlstand nach 1950 verbreiterte sich zudem das soziale und politische Spektrum der Naturfreunde, gleichzeitig fand eine Entpolitisierung statt. Die Verankerung in der Arbeiterkulturbewegung wurde schwächer.
Annäherung an die Umweltbewegung
Die Naturfreunde wurden zum Familien-Freizeit-Verband, der mit zahlreichen anderen Anbietern im Ferien-Geschäft konkurrenzieren muss. In der Folge wurden das Freizeit- und Kursangebot ausgebaut, und die Leitung professionalisiert. Ausserdem öffneten sich die Naturfreunde neuen Themen. Sie näherten sich in den Achtzigerjahren der Umweltschutzbewegung an.
Heute pflegen die Naturfreunde den «sanften, nicht gewinnorientierten Tourismus» und setzen sich für Gemeinschaft und den Schutz der Natur ein, wie sie auf ihrer Internetseite schreiben.
Der Landesverband der Naturfreunde Schweiz vereinigt über 100 Naturfreunde Sektionen. Ein wichtiges Standbein und Aushängeschild sind die 61 Naturfreundehäuser in der ganzen Schweiz.
Insgesamt zählen sie rund 13'000 Mitglieder. 1980 waren es noch 30'000 Mitglieder. 2024 verabschiedeten die Delegierten eine neue Verbandsstrategie. Mit dem Ziel wieder an Mitgliedern zuzulegen.