Israels Armee greift Hamas-Spitze in Katar an
Der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete, dass bei dem Angriff nach vorläufigen Informationen Chalil al-Haja getötet worden sei. Eine Bestätigung für den Tod al-Hajas oder anderer Hamas-Funktionäre gab es zunächst nicht.
Al-Haja ist der höchste Hamas-Führer im Ausland, der auch die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel um eine Waffenruhe leitet. Al-Haja hielt sich die meiste Zeit in Katar auf. Andere höhere Hamas-Funktionäre im Ausland leben ebenfalls zumeist in Katar oder in der Türkei.
Hamas-Quellen bestätigten Al-Dschasira, dass der Angriff auf das Verhandlungsteam der Organisation gezielt habe.
Katar spricht von Angriff auf Wohngegenden
Katar verurteilte den Angriff scharf. Dieser habe auf Wohngegenden gezielt, in denen Mitglieder des politischen Büros der Hamas wohnten, erklärte der Sprecher des katarischen Aussenministeriums Madschid al-Ansari. Er sprach von einem «eklatanten Verstoss gegen alle internationalen Rechte und Normen» und einer «ernsthaften Gefahr für die Sicherheit» der Bevölkerung in Katar.
Nach der Explosion in der katarischen Hauptstadt war eine grosse Rauchwolke zu sehen, wie die Fernsehsender Al-Arabija und Al-Dschasira berichteten. Die katarische Nachrichtenseite Doha News zeigte ein zerstörtes Gebäude, vor dem ein schwarzer Geländewagen parkt. Auch Doha News berichtete, dass Israel das Hamas-Verhandlungsteam angegriffen habe.
Katar vermittelt zusammen mit Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die Verhandlungen um eine Waffenruhe kommen aber seit Monaten nicht voran. Israels Regierung beabsichtigt unterdessen, die Stadt Gaza militärisch vollständig einzunehmen.
Forderungen an Katar, das Hamas-Büro zu schliessen
Nach den Unruhen der arabischen Aufstände in der Region eröffnete die Hamas 2012 ein politisches Büro in Katar. Schon vorher war aus dem Golfemirat viel Geld an die Hamas geflossen, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen hatte. Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel wurden Forderungen an die Regierung Katars lauter, das Büro zu schliessen.
Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte vor zehn Tagen Angriffe auf Hamas-Führer im Ausland angedroht. «Mit unseren Aktionen sind wir noch nicht fertig», sagte er nach einem Angriff auf den Hamas-Sprecher Abu Obaida. «Die meisten Hamas-Führer sind im Ausland, und wir werden auch zu ihnen vordringen.»
Auch der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte erst am Montag eine scharfe Warnung an die Hamas ausgesprochen. «Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben», schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X. «Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet», schrieb Katz weiter.
Warnungen an die Hamas von Israel und USA
Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump eine «letzte Warnung» an die Hamas ausgesprochen, um kurz vor Israels weiteren Vorstoss in der Stadt Gaza eine diplomatische Lösung zu erzwingen. Israel habe seine Bedingungen akzeptiert, es sei an der Zeit, dass auch die Hamas sie akzeptiere, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Hamas zeigte sich daraufhin zu «sofortigen Verhandlungen» bereit. Man begrüsse «jeden Schritt, der dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu beenden».
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren hat Israel bereits zahlreiche ranghohe Hamas-Anführer und Kommandeure im Gazastreifen getötet, unter ihnen Jihia al-Sinwar und Mohammed Deif. Den damaligen politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, tötete Israel bei einem Anschlag in Teheran.