News
International

Experten: Treibstoff-Regler bei Flugzeugen nicht einfach ausschaltbar

Grossbritannien

Experten: Treibstoff-Regler bei Flugzeugen nicht einfach ausschaltbar

12. Juli 2025, 14:59 Uhr
ARCHIV - Beamte inspizieren am Freitag, 13.06.2025 die Absturzstelle der Air India-Maschine in Ahmedabad, Indien. Nach dem Flugzeugabsturz mit mehr als 240 Toten haben die Behörden den für die Untersuchungen zur Unglücksursache wichtigen Flugdatenschreiber der Maschine gefunden. Foto: Ajit Solanki/AP/dpa
© Keystone/AP/Ajit Solanki
Die Treibstoff-Regler, die beim Absturz der Air-India-Maschine mit 260 Toten eine grosse Rolle gespielt haben dürften, können aus Sicht eines Experten nicht einfach so abgeschaltet werden. Bei den Reglern handle es sich um «wirklich wichtige Schalter», die davor geschützt seien, dass jemand sie versehentlich berühre, sagte Luftfahrtexperte Graham Braithwaite von der Cranfield University der BBC.

Der Absturz des Passagierflugzeugs vor einem Monat ist möglicherweise auf eine unterbrochene Treibstoffzufuhr zurückzuführen. Das geht aus einem vorläufigen Bericht der indischen Behörde für Flugunfall-Untersuchung hervor. Die Regler für die Kraftstoffzufuhr der beiden Triebwerke seien demnach unmittelbar nach dem Start fast gleichzeitig auf die Position «abgeschaltet» gesprungen.

Hinweise aus Stimmrekordern des Flugzeugs

Warum sich die Schalterpositionen geändert haben könnten, wird in dem vorläufigen Bericht nicht beantwortet. Auf dem geborgenen Stimmenrekorder des Flugzeugs sei im Cockpit zu hören gewesen, wie einer der Piloten den anderen gefragt habe, warum er den Kraftstoffschalter umgelegt habe, heisst es in dem Bericht. «Der andere Pilot antwortete, er habe das nicht getan.»

Um einen solchen Schalter zu betätigen, müssten Piloten diesen «anheben und sehr bestimmt in die gewünschte Position bewegen», erklärte der Experte. In dem Bericht werde nicht behauptet, dass ein Pilot den Schalter bewegt habe, sagte Braithwaite. Die Fluggesellschaft Air India wollte sich vorerst nicht zu den ersten Ergebnissen äussern.

Deutscher Luftfahrtexperte: Alles deutet auf Suizid hin

Luftfahrtexperte Heinrich Grossbongardt äusserte sich im «Spiegel» mit Blick auf den vorläufigen Bericht überzeugt, dass einer der beiden Piloten die Treibstoffzufuhr absichtlich unterbrochen habe. «Alles deutet darauf hin, dass es ein Suizid war. Dass einer der beiden Piloten dieser Maschine bewusst die Treibstoffzufuhr unterbrochen hat – und das genau in dem Moment, in dem das Flugzeug am verwundbarsten war, unmittelbar nach dem Abheben.»

Die beiden Treibstoffregler für die Triebwerke seien laut dem Bericht wenige Sekunden nach dem Abheben von «Run» auf «Cutoff» umgelegt worden - und zwar nacheinander, im Abstand von einer Sekunde zwischen Schalter 1 und Schalter 2. «Das kann nach menschlichem Ermessen nur einer der beiden Männer im Cockpit getan haben», so Grossbongardt. «Versehentlich kann man diese Regler nicht bewegen.»

Die Wiederherstellung der Treibstoffversorgung sei zwar wenige Sekunden später erfolgt, so der Experte - jedoch sei das bereits zu spät gewesen. «Jeder von beiden könnte sie betätigt haben. Es ist noch nicht einmal ausgeschlossen, dass derjenige, der sie abschaltete, gleich danach den anderen gefragt hat, warum er die Treibstoffzufuhr abgeschaltet habe: Im Versuch, seine Spur zu verwischen», so der Luftfahrtexperte. Es werde umfassende Untersuchungen geben – und wohl viele Spekulationen darüber, wer von beiden es war.

Quelle: sda
veröffentlicht: 12. Juli 2025 14:59
aktualisiert: 12. Juli 2025 14:59