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Das erwartet das Publikum am 78. Locarno Film Festival

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Das erwartet das Publikum am 78. Locarno Film Festival

3. August 2025, 11:01 Uhr
Auf der Piazza Grande schlägt das Herz des Locarno Film Festivals. Während der elf Festivaltage wird der Platz zum grössten Freiluftkino Europas. (Archivbild)
© Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Am Mittwoch startet mit dem Locarno Film Festival einer der europaweit wichtigsten Anlässe der Filmwelt. Was zeichnet die diesjährige Festivalausgabe aus? Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA beantwortet die wichtigsten Fragen.

WORUM GEHT ES AM LOCARNO FILM FESTIVAL EIGENTLICH?

Während elf Tagen (06.-16. August) zeigt das Festival eine Auswahl von Filmen aus aller Welt, oft als Schweizer oder Weltpremiere. Herz des Festivals ist die Piazza Grande: Hier, im grössten Freiluftkino Europas, schauen bis zu 8000 Personen Filme. Neben Cannes, Berlin und Venedig gilt Locarno als eines der bedeutendsten europäischen Filmfestivals.

Zum Festival gehören auch Preise. Der wichtigste ist der «Pardo d'oro», der Goldene Leopard. Er wird am letzten Festivalabend an einen der 18 Filme vergeben, die im Internationalen Wettbewerb laufen.

WELCHE PROMIS REISEN NACH LOCARNO?

So einige. Zu den drei Hotshots gehört dieses Jahr Jackie Chan. Der Regisseur und Schauspieler aus Hongkong wird mit dem «Pardo alla Carriera» für sein Lebenswerk geehrt. Er wird seine Filme «Project A» (1983) und «Police Story» (1985), für die er im Regiestuhl sass, vorstellen.

Die Auszeichnung «Leopard Club Award» gibt es für die britische Schauspielerin Emma Thompson. Sie ist im Thriller «The Dead of Winter» zu sehen, der in Locarno Weltpremiere hat.

Fans von «Kill Bill» oder «Drei Engel für Charlie» können sich auf Lucy Liu freuen. Die US-Amerikanerin wird in Locarno den «Career Achievement Award» entgegennehmen.

WAS VERBINDET DIE FILME DIESES JAHR?

Zum einen stehen Beziehungen und Konflikte im Fokus vieler Filme. Kennzeichnend für beide Schwerpunkte ist der Eröffnungsfilm «Le Pays d'Arto» von Tamara Stepanyan. Im Drama reist Céline nach Armenien und entdeckt dort nicht nur die Wahrheit über ihren verstorbenen Mann, sondern lernt auch ein Land kennen, das von Krieg gezeichnet ist.

Filme aus allen Sektionen legen ausserdem den Fokus auf Figuren in Aussenseiterpositionen. Das kann eine Achtjährige einer ungarischen Einwandererfamilie in Kanada sein wie im Drama «Blue Heron» von Sophy Romvari oder eine marginalisierte Chilenin in einer isolierten Gemeinschaft im ländlichen Kroatien wie in «God will not Help» von Hana Jušić.

Hier reiht sich auch der österreichisch-deutsche Film «White Snail» ein, der eine Liebesgeschichte zwischen einer belarussischen Modelaspirantin und eines Künstlers, der im Leichenschauhaus arbeitet, erzählt. Die Liste der Filme mit Randfiguren ist lang; die Filme führen nach Gaza («Hazan in Gaza») bis ins bolivianische Hochland («The Great Trailer Robbery»).

Was auffällt: Nicht wenig Filme überschreiten Grenzen und verfolgen genreübergreifende Ansätze, die von dokumentarischen Elementen bis zu poetischer Narration reichen.

WELCHE SCHWEIZER FILME HABEN CHANCEN AUF DEN HAUPTPREIS?

Dieses Jahr findet sich ein Schweizer Film im Rennen um den Goldenen Leoparden: das poetische und bildstarke Drama «Le lac» des Neuenburger Regisseurs Fabrice Aragno. Der Film begleitet einen Mann und eine Frau auf einem Segelboot auf einem grossen See.

Mit «Le Bambine» ist auch eine Schweizer Koproduktion im Hauptwettbewerb dabei. Der italienisch-schweizerisch-französische Film der Regisseurinnen und Schwestern Valentina und Nicole Bertani ist in den 90er-Jahren angesiedelt. Hauptfigur im Spielfilm ist die achtjährige Linda, die mit der Hilfe zweier Freundinnen durch die Kindheit zu navigieren versucht.

WO KANN DIE SCHWEIZ SONST NOCH PREISE HOLEN?

Im nicht unwichtigen Wettbewerb «Concorso Cineasti del presente» konkurrieren 15 Filme, die mit einer freien Filmsprache bedeutende Themen beleuchten. Mit «Don't Let The Sun» ist hier eine schweizerisch-italienische Koproduktion dabei. Das dystopische Drama der Zürcher Regisseurin und Autorin Jacqueline Zünd zeichnet eine Welt, die so zerstört ist, dass die Menschen nicht mehr zu Beziehungen in der Lage sind.

Nicht zu vergessen ist der nationale Wettbewerb, in dem zehn Schweizer (Ko-)Produktionen zu sehen sind.

WO SETZT DIE SCHWEIZ AM FESTIVAL SONST NOCH AKZENTE?

Mit 28 Werken sind weniger Schweizer Produktionen dabei als noch im vergangenen Jahr. Damals waren es 41.

Ins Auge sticht «The Deal» - die einzige Serie des Festivals. Die schweizerische Koproduktion des in Lausanne geborenen Film- und Serienschaffenden Jean-Stéphane Bron führt nach Genf. Sie spielt im Jahr 2015, während der angespannten Verhandlungen zwischen dem Iran und den USA, als der Iran verdächtigt wurde, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Damit reiht sich der Film ein in ein Festivalprogramm, das den Fokus auf Beziehung und Konflikten legt.

Jean-Stéphane Bron kann sich gleich doppelt auf Locarno freuen: Am Festival ist auch sein Dok «Le Chantier» zu sehen. Der Film begleitet den Wiederaufbau eines legendären Pariser Kinos unter der Leitung des Stararchitekten Renzo Piano.

Und schliesslich gibt es noch die Sektion «Panorama Suisse». Hier kann das Publikum an Festivals gefeierte und allenfalls verpasste Filme sehen, wie etwa das Historiendrama «Friedas Fall» von Maria Brendle oder der liebevolle Dok «Quir» von Nicolas Bellucci.

Quelle: sda
veröffentlicht: 3. August 2025 11:01
aktualisiert: 3. August 2025 11:01